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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 1, Jugendzeit in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0368
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SCHNORR: DER BESUCH DER ELISABETH.

S. 8). "Die Behandlung erinnert namentlich dadurch an mittelalterliche Vor-
bilder, dafs he, die Mittel der Luftperfpektive verfchmähend, die Gehalten gleich-
fam in den reinen Aether hellt, der Allem die volle Wirkung des Individuellen
läfst« (ebd.). In Uebereinhimmung mit der von den Brüdern Olivier einge-
fchlagenen Richtung fchliefst er hch hier dem deutfchen Mittelalter an, das
noch für einige Zeit fein Leithern blieb, bis es durch den italienifchen Einhufs
verdrängt wurde. Von herzgewinnender Innigkeit ih das Dresdener Bild. Maria
htzt links im Rofenhag. Sie hat ihre Lektüre unterbrochen und fchaut mit feli-
gem Mutterglück auf das vor ihr am Boden in naivher Haltung liegende fchla-
fende Kind und ih in den füfsen Anblick fo vertieft, dafs he den nahenden
Befuch nicht bemerkt. Diefem geht der mit dem Schurzfell bekleidete Jofeph
aufserhalb des Hags entgegen und fafst mit beiden Händen herzlich des greifen
Zacharias Hand. Elilabeth hebt vom Rücken des Vaters den kleinen Johannes
herab, der den Gefpielen bereits gefehen hat und auf ihn hindeutet, wodurch
die Verbindung und innige Beziehung der beiden Gruppen hergehellt wird.
Alles athmet das Glück der Befriedigung und herzliche Freundfchaft, in welche
aufser den Müttern und Kindern auch die Männer hereingezogen werden. Die
Kompohtion zeigt zwei getrennte, äufserlich nur leife durch die Hindeutung des
kleinen Johannes auf das Chrihuskind verbundene Gruppen. Auch fonh erfcheint
noch manche Schwäche, welche auf dem Rochusbilde glücklich vermieden ih
und diefes als die reifere, daher auch wohl fpätere Arbeit erkennen läfst. Dahin
ih die mehrfache Durchfchneidung der Gehalten zu rechnen. So kreuzt eine
Stange des Hages den Kopf der Maria in der Höhe des linken Auges; die den
Vordergrund abfchliefsende Mauer fchneidet die Körper der Männer in der
Höhe der Brüh, ein Bergzug im Mittelgründe das Gehcht des Jofeph, die
Grenzlinie zwifchen Wiefe und Abhang im Mittelgrund das Gehcht des Zacha-
rias. Dagegen zeigt das Bild nicht mehr den reinblauen Himmel, wie der Kampf
auf Lipadufa: er wird in der Ferne leicht bewölkt und heller. Nach oben ih
diefes Bild wie das erhe, bogenförmig abgefchloffen. Reifer in der Kompohtion
und reicher in der Durchführung ih das fchöne Bild des h. Rochus. Auch hier
haben wir links vorn eine ifolirte Gruppe, auch hier wird eine Begegnung ge-
zeigt. Aber diefe gewinnt das Hauptinterehe für hch, während die ifolirte
Gruppe zu dem Hauptinhalt nur eine Erläuterung bildet: fo wie die körperlich
Armen und Bedrückten zu dem h. Rochus wallen und von ihm Linderung em-
pfangen, fo gehen die geihig nach Erlöfung Schmachtenden den Weg, welchen
ihnen der kleine Johannes weih. Dagegen ih die äufsere Trennung eine fo
wenig hervortretende, dafs hch durch Parallelihrung diefe Gruppe vielmehr als
nothwendiges Glied in die Gefammtgruppirung einfügt. Diefe zeigt in klarher
Scheidung zwei behende und zwei davor knieende Einzelgruppen. Jene, den
Hauptgegenhand darhellend, hnd fehr finnig dadurch auch äufserlich verbunden,
dafs der die Blinde führende Hund an dem Almofen fpendenden Rochus
hinauffpringt, als ob auch er ein Bewufstfein davon hätte, dafs von diefem die
Linderung komme. Dabei ih dieVertheilung derPerfonen eine wohlerwogene:
der der zahlreichen Gruppe der Hilfehehenden hebt die minder zahlreiche der
Hilfegewährenden gegenüber; aber das hier fehlende Gewicht wird erfetzt durch
 
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