DAS ARIOSTZIMMER. SEITENWÄNDE UND DECKE.
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Wagen herab, der he eben vom Monde herunter bringt: dort hat Aholf den
Verband Rolands geholt, den er nun forglich in dem wohlverfchloffenen Ge-
fäfs trägt. In dem Rundhreifen neben der Lünette erfcheint einerfeits Brandi-
marte mit feiner treuen Fleurdelife, die hch ah feinem Grabe in Sehnfucht ver-
zehrte, andererfeits Prinz Zerbino mit der nicht minder treuen Ifabella, welche
nach dem Tode Zerbinos den Tod liflig durch des leichtgläubigen Rodomont
Hand hch erwarb. Brandimarte und Zerbino hnd aber Rolands liebhe Freunde.
Auf der rechten Seitenwand fehen wir Rüdiger, wie er von dem Einhedler auf
der Infel getauft und dadurch zu feinem grofsen Berufe befähigt wird, und feine
theure Bradamante, die in der Höhle Merlins durch die Zauberhand der gütigen
Fee Meliha die hattliche Reihe der Nachkommen erblickt, deren Stammmutter
he durch Rüdiger werden foll. In der Lünette erfcheint die liebevolle Lenkerin
des Schickfals der Beiden, die weiffagende Meliha, neben ihr die feindlichen
Mächte, der alte Atlas, welcher Rüdiger nicht minder liebt und ihn von der Ehe
mit Bradamante nur deshalb zurückhalten will, weil er weifs, dafs Rüdiger, falls
er Bradamante gewinnt, fchon nach heben Jahren durch Verrath fallen mufs; und
Alcina, die verlockende Zauberin, die auch Rüdiger auf des Atlas Veranlagung
in ihre Netze zieht, ohne ihn freilich, wie he gewünfcht hatte, dauernd feffeln
zu können. In den Rundftreifen um die Lünette hnd links Marhfa, die Schweller
Rüdigers, rechts Bradamante, die Braut diefes Helden, die beiden ritterlichen
Jungfrauen, als Kriegerinnen dargehellt (f. d. Abbildung S. 73).
Die Bilder der Deckenwölbungen hnd von Guirlanden eingefafst. Der
Meiher hat die Decke als Zeltdach gedacht: zwifchen den mit Lorbeer umwun-
denen Zelthangen hängen an rothen Bändern befehligt die Teppiche ausgefpannt,
welche die Bilder tragen. In den Zwickeln, die hch rechts und links an den
fchmalen Seiten des noch übrig bleibenden grofsen Deckenfeldes ergeben, hnd
zwei Amorinen angebracht: cder Knabe auf der Seite des Roland foll die rohe
verletzende Gewalt der Liebe bezeichnen (er hat alle Pfeile abgefchoffen und
fcheint dem Prüfenden Blick des Befchauers, der die böfen Thaten gefehen,
die er an Roland gethan, entfliehen zu wollen), während der andere die wohl-
thuende und befeligende Liebe bezeichnet und mit freundlichem Blick das Lob
des Befchauers, das er für feine an Rüdiger und Bradamante geübten Gutthaten
verdient, einernten zu wollen fcheint.« (Vgl. Schnorr's Erläuterungen, Kunhblatt
1828, Nr. 9—11 Beiblatt der Ztfchr. f. b. K. IX N. 4/). In den Lauben, die hch
über den in die Decke greifenden Halbkreifen wölben, ihr das Wappen der Familie
Mafhmi angebracht.
So ziehen auch diefe Seitenwände den Blick nach der Decke, welche nun
alle die hier angefponnenen Fäden zu einem befriedigenden Abfchlufs zu ver-
einigen beflimmt ift. Der Krieg hndet fein Ende in einem Siegesfeft, bei dem
hch alle Paladine Kaifer Karls verfammeln; die Einzelereigniffe hnd abgefchlohen,
indem einerfeits der geheilte Roland feinen Ehrenplatz in unmittelbarer Nähe
des Kaifers wieder einnimmt, andererfeits Rüdiger die Hand feiner Bradamante,
und, damit ihm auch die äufsere Gröfse nicht fehle und feine ehrgeizigen Schwie-
gereltern, befonders die holze Beatrix, befriedigt werden, aufserdem noch die
Krone der Bulgaren erhält.
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Wagen herab, der he eben vom Monde herunter bringt: dort hat Aholf den
Verband Rolands geholt, den er nun forglich in dem wohlverfchloffenen Ge-
fäfs trägt. In dem Rundhreifen neben der Lünette erfcheint einerfeits Brandi-
marte mit feiner treuen Fleurdelife, die hch ah feinem Grabe in Sehnfucht ver-
zehrte, andererfeits Prinz Zerbino mit der nicht minder treuen Ifabella, welche
nach dem Tode Zerbinos den Tod liflig durch des leichtgläubigen Rodomont
Hand hch erwarb. Brandimarte und Zerbino hnd aber Rolands liebhe Freunde.
Auf der rechten Seitenwand fehen wir Rüdiger, wie er von dem Einhedler auf
der Infel getauft und dadurch zu feinem grofsen Berufe befähigt wird, und feine
theure Bradamante, die in der Höhle Merlins durch die Zauberhand der gütigen
Fee Meliha die hattliche Reihe der Nachkommen erblickt, deren Stammmutter
he durch Rüdiger werden foll. In der Lünette erfcheint die liebevolle Lenkerin
des Schickfals der Beiden, die weiffagende Meliha, neben ihr die feindlichen
Mächte, der alte Atlas, welcher Rüdiger nicht minder liebt und ihn von der Ehe
mit Bradamante nur deshalb zurückhalten will, weil er weifs, dafs Rüdiger, falls
er Bradamante gewinnt, fchon nach heben Jahren durch Verrath fallen mufs; und
Alcina, die verlockende Zauberin, die auch Rüdiger auf des Atlas Veranlagung
in ihre Netze zieht, ohne ihn freilich, wie he gewünfcht hatte, dauernd feffeln
zu können. In den Rundftreifen um die Lünette hnd links Marhfa, die Schweller
Rüdigers, rechts Bradamante, die Braut diefes Helden, die beiden ritterlichen
Jungfrauen, als Kriegerinnen dargehellt (f. d. Abbildung S. 73).
Die Bilder der Deckenwölbungen hnd von Guirlanden eingefafst. Der
Meiher hat die Decke als Zeltdach gedacht: zwifchen den mit Lorbeer umwun-
denen Zelthangen hängen an rothen Bändern befehligt die Teppiche ausgefpannt,
welche die Bilder tragen. In den Zwickeln, die hch rechts und links an den
fchmalen Seiten des noch übrig bleibenden grofsen Deckenfeldes ergeben, hnd
zwei Amorinen angebracht: cder Knabe auf der Seite des Roland foll die rohe
verletzende Gewalt der Liebe bezeichnen (er hat alle Pfeile abgefchoffen und
fcheint dem Prüfenden Blick des Befchauers, der die böfen Thaten gefehen,
die er an Roland gethan, entfliehen zu wollen), während der andere die wohl-
thuende und befeligende Liebe bezeichnet und mit freundlichem Blick das Lob
des Befchauers, das er für feine an Rüdiger und Bradamante geübten Gutthaten
verdient, einernten zu wollen fcheint.« (Vgl. Schnorr's Erläuterungen, Kunhblatt
1828, Nr. 9—11 Beiblatt der Ztfchr. f. b. K. IX N. 4/). In den Lauben, die hch
über den in die Decke greifenden Halbkreifen wölben, ihr das Wappen der Familie
Mafhmi angebracht.
So ziehen auch diefe Seitenwände den Blick nach der Decke, welche nun
alle die hier angefponnenen Fäden zu einem befriedigenden Abfchlufs zu ver-
einigen beflimmt ift. Der Krieg hndet fein Ende in einem Siegesfeft, bei dem
hch alle Paladine Kaifer Karls verfammeln; die Einzelereigniffe hnd abgefchlohen,
indem einerfeits der geheilte Roland feinen Ehrenplatz in unmittelbarer Nähe
des Kaifers wieder einnimmt, andererfeits Rüdiger die Hand feiner Bradamante,
und, damit ihm auch die äufsere Gröfse nicht fehle und feine ehrgeizigen Schwie-
gereltern, befonders die holze Beatrix, befriedigt werden, aufserdem noch die
Krone der Bulgaren erhält.
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