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Enders, Siegfried R. C. T.; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Wetteraukreis : 1 — Braunschweig: Vieweg, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.48765#0061
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Büdingen


Steinernes Haus, Ecke Altstadt-Schloß-
gasse, Aufnahme um 1910.

stimmt, die beiden Bürgermeister von Alt- und Neustadt wurden vom Rat i n
doppelter Zahl vorgeschlagen und von der Herrschaft ausgewählt. Der Rat
ergänzte sich selbst durch Vorschlag, Auswahl und Bestätigung erfolgte
durch die Herrschaft.
Unter der Büdinger Bürgerhausarchitektur sind keine ausgesprochen lo-
kalen Typen zu finden. Im Haus Kronengasse 14 ist ein Bau erhalten, der
Aufschluß geben kann über Büdinger Wohnformen im späten Mittelalter.
Das Haus ist in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. entstanden und in dem Gefü-
ge der Giebelseite und der Aufteilung im Innern noch ursprünglich erhal-
ten. Das Obergeschoß kragt auf starken Knaggen vor, ebenso wie das Gie-
beldreieck mit umlaufender Schiffskehle und hinterblattetem Firststän-
der. Im Innern findet sich eine klare Vierteilung des Grundrisses.
Aus der gleichen Zeit stammen die sog. Herberge gegenüber der Pfarrkir-
che und der Fachwerkaufbau des Rathauses. Typisch für dieses spätmittel-
alterliche Stadium des Büdinger Fachwerks sind die steilen Proportionen,
die regelmäßige Anordnung der Vorform des Mannes und die ihn beglei-
tenden Viertelkreisfußstreben. Eine Besonderheit der Büdinger Bürger-
hausarchitektur, die hohen Steinsockel bzw. die fast durchgehenden stei-
nernen Erdgeschosse, sind Folge einer Feuerschutzverordnung der Herr-
schaft aus dem späten 15. Jh., die besagte, daß die Erdgeschosse der Häuser
an Kreuzungen und wichtigen Straßeneinmündungen massiv herzustel-
len seien. Der nahegelegene Bruch lieferte das dazu notwendige Sand-
steinmaterial. Das Holzmaterial für die Hauptkonstruktion des Hauses be-
kam jeder »eingeforstete Mann« kostenlos.
Als bedeutender Fachwerkwohnbau aus der Zeit um 1500 ist der sog. Lucki-
sche Hof in der Schloßgasse 11 in reiner Form erhalten. Trotz der Ver-
wendung spätmittelalterlicher Fachwerkelemente sind die Hölzer in ihrer
Zierfunktion betont. Mannform steht auf Mannform, so daß die Mittelachse
durch alle Geschosse den Bau in seinen Renaissance-Proportionen zusam-
menbindet.

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