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Enders, Siegfried R. C. T.; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Wetteraukreis : 1 — Braunschweig: Vieweg, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.48765#0415
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Ranstadt


Kulturdenkmäler

Ranstadt


Erläuterung zu Karte 11 (M 1:50000):
Gemeinde Ranstadt
Das Gemeindegebiet liegt am westli-
chen Rand des Altkreises, gehört aber
noch nicht zu dem flachen Teil der Wet-
terauebene. Sanfte, wenig bewaldete
Hügel charakterisieren die Landschaft.
Die Nidda durchfließt am westlichen
Rand von Norden nach Süden das Gebiet.
An ihrem Nebenfluß, dem Laisbach, der
von Osten nach Westen fließt, liegen die
Ortsteile Robenhausen, Hellmuth und
Ranstadt aufgereiht; an der Mündung
der beiden Flüsse Dauernheim. Ober-
Mockstadt liegt abseits davon in einer
Mulde an der Landstraße.

Dauernheim ist sowohl von seiner zu-
sammenhängenden historischen Dorf-
struktur her als auch von der Anzahl der
Kulturdenkmale der bedeutendste Ort
für die Gemeinde. Die bei weitem quali-
tätvollste Erdkelleranlage des Kreises
unterstreicht noch die Bedeutung dieses
Ortes. An einem zum Niddatal leicht
abfallenden Hang gelegen, erkennt man
schon von weitem das geschlossene hi-
storische Ortsbild. Um die deutliche
Abgrenzung zur freien Natur hin zu
erhalten, ist bei der Planung besonders
auf den nordwestlich gelegenen Hang
und die Niddawiesen zu achten. Daher
wurde für diese Bereiche ein denkmal-

pflegerisches Interesse bekundet.
Ranstadt, die Kerngemeinde, verfügt
über einen historischen Ortskern, neben
dem sich ein Jagdschloß (heute herr-
schaftlicher Ökonomiehofj anschloß.
Innerhalb dieser Gesamtanlage befindet
sich eine Reihe von gut erhaltenen Fach-
werkhäusern des Wetterauer Hakenhof-
typs, die die Qualität von Kulturdenkmä-
lern besitzen.
Von dem ehemals geschlossenen histori-
schen Ortsbild von Ober-Mockstadt
konnten nur noch Teile als Gesamtanla-
ge ausgewiesen werden. Zu viele
entstellende Veränderungen der Bau-
substanz haben den ehemaligen ge-

schlossenen Ortskern verändert. An der
westlichen Seite der Landstraße ist in
der Aneinanderreihung der Hofreiten
noch zu erkennen, wie der Ort einmal
ausgesehen hat. Unter den Kulturdenk-
malen des Ortes hat die Kirche eine her-
ausragende Stellung. Die etwas abseits
gelegene ehemalige Wehrkirche auf ei-
nem kleinen Hügel prägt mit ihrem cha-
rakteristischen Turmhelm schon von
weitem her das Ortsbild, besonders
dann, wenn man von Süd westen auf der
Landstraße auf den Ort zufährt. Diese
Fern Wirkung sollte von der Planung be-
rücksichtigt werden und liegt im denk-
malpflegerischen Interesse.

Bellmuth ist ein weiteres Beispiel der ty-
pischen Dörfer dieser Landschaft, in de-
nen das Nebeneinander von Straße und
Fluß den Charakter der Ortsmitte aus-
macht. Die Erweiterung zu einem klei-
nen Platz mit Kirche, Backhaus, Dorflin-
de und einer historischen Steinbrücke
bildet das Zentrum des Ortes.

Ranstadt
Der mittelalterliche Ort lag im Knie des Laisbach und war durch Mauern
und einen Haingraben geschützt. Von der Vermauerung ist nichts erhalten,
nur der Straßengrundriß und die Topographie erlauben eine Rekonstruk-
tion. Die Anlage war oval, im Süden durch den Laisbach geschützt. Der Ver-
lauf der Mauer folgte in einigem Abstand der Krümmung der Hintergasse
und jenseits der Hauptstraße der hinteren Begrenzungslinie der langen,
nach Nordwesten ausgerichteten Parzellen. Daran schloß sich das Jagd-
schloß an, das zu Beginn des 19. Jhs. dem herrschaftlichen Ökonomiehof
weichen mußte. Die Befestigungsanlage hatte zwei Zugänge, die Unter-
pforte im Süden und im Norden die Oberpforte.
Der Ort war bestimmt von der Landwirtschaft. 1598 zählte Ranstadt 6
Bauern, die vier Pferde und mehr besaßen, 7 mit zwei Pferden und 33 ohne
Pferde, die ihr Land mit Kühen oder der Hand bearbeiteten. Am Rand des
Ortes lag eine Judensiedlung mit fünf Häusern. 1618 bestand Ranstadt aus
74 Hausgesäßen mit 370 Einwohnern. Als Hausform ist hiervorherrschend
der Wetterauer Hakenhof mittlerer Größe in guten Ausprägungen des 18.
und frühen 19. Jhs.

unten: Urkataster von 1859


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