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Abbildung 26
Ziegenhain. Ernhaus 16. Jh. Dreige-
schossiger Bau mit Rähmfassade.
Abbildung 27
Ziegenhain, giebelständiges Ernhaus,
zum Platz viergeschossig, dat. 1620.
Rähmbau. Betont repräsentativer origi-
naler Eingang. Eckerker.


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Schwarzenborn besitzt lediglich vier Gebäude des späten 17. Jh. und frühen 18. Jh. Zwei davon sind giebelseitig
erschlossene, zweigeschossige Ernhäuser, die beiden anderen traufseitig erschlossene mit zusätzlichem Speicher-
geschoß.
Es läßt sich zusammenfassend festhalten, daß alle bis ins ausgehende 18. Jh. in den vier Städten erbauten Gebäude
haustypologisch auf das bäuerliche Ernhaus zurückgehen und daß sich das giebelseitig erschlossene Ernhaus
durchgesetzt hat. Seit dem mittleren 18. Jh. gab man die dreigeschossige Bauweise auf. Die vielen bis in die erste
Hälfte des 18. Jh. in Treysa entstandenen dreigeschossigen Ernhäuser stehen für die wirtschaftliche Bedeutung der
Stadt noch in jener Zeit. Seit dem 18. Jh. verlor Neukirchen weitgehend seine wirtschaftliche Bedeutung. Durch
den Rückgang des Warentauschs - fremde Kaufleute besuchten den mit 6 Märkten privilegierten Ort nur noch
selten - war das örtliche Handwerk zahlenmäßig überbesetzt. Hinzu kam die starke Verschuldung der Stadt durch
den Siebenjährigen Krieg. Von 211 Häusern waren lediglich 12 landwirtschaftliche Anwesen, viele Häuser
wurden zu Doppelwohnhäusern umgebaut, Neubauten entstanden kaum.
Seit dem späten 18. Jh. begann überall die Ablösung vom traditionellen Haustyp. Es entstanden neue, den stärker
differenzierten Anforderungen angepaßte Hausformen.

6. Fach werk
Konstruktion, Ornamentik, Details
„Die Schwalm“ gehört zum Verbreitungsgebiet des hessisch-fränkischen Fachwerks. Beim Fachwerkbau treten
zwei unterschiedliche Konstruktionsarten auf. Die ältere Ständerbauweise wird von den über mehrere Geschosse
vom Sockel bis zum Dachfuß reichenden hohen Wandständem bestimmt. In diese werden die Deckenbalken ein-
gezapft (Abb. 8, 12, 13). Bei der jüngeren Rähmbauweise sind die Geschosse einzeln abgezimmert. Die Decken-
balken sind fest zwischen Rähm- und Schwellbalken eingebunden, die Balkenköpfe kragen oft vor und sind mit
Schnitzomamentik versehen (Abb. 9, 10, 11, 14, 17, 23, 25, 27). Die Rähmbauweise ermöglicht das Verzimmern
kürzerer Hölzer und hat eine größere Stabilität.
Neben diesen beiden reinen Konstruktionsarten tritt häufig eine Mischbauweise auf. Gebäude dieser Bauart sind
entweder Ständerbauten mit einem zusätzlichen in Rähmbauweise aufgesetzten oberen Geschoß (Abb. 15, 18, 19,
21,22) oder Ständerbauten mit straßenseitiger Rähmfassade (Abb. 29).
Etwa seit 1300 wurde die Ständerbauweise allmählich von der Rähmbauweise verdrängt, die einzelnen Rähm-
geschosse kragten zunächst noch weit vor und waren oft von Knaggen gestützt. Anfangs standen die Wandständer

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