Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßenzwang stärkte die Städte durch die Beschränkung des Handelsverkehrs auf bestimmte Geleitstraßen, an
denen sie lagen.
Der innere Ausbau der Grafschaft Ziegenhain erfolgte verstärkt im 14. Jh. unter Graf Johann I. (1304 - 1358) und
seinem Sohn Gottfried VII. (1329 - 1372). Sie sicherten die Randgebiete ihres Herrschaftsraums durch die neu
gegründeten Burgen Landsburg, Schönstein, Schwarzenborn und Neukirchen und bauten Treysa, Ziegenhain,
Neukirchen und Schwarzenborn zu Städten aus. Seit dem unglücklichen Ausgang des Stemerkrieges von 1371,
bei dem sich eine Adelsopposition unter Führung des Ziegenhainer Grafen Gottfried VII. gegen den hessischen
Landgrafen Heinrich gestellt hatte, wuchs der Einfluß der hessischen Landgrafen im Gebiet der Grafschaft
Ziegenhain. Der endgültige Sieg Hessens im Konflikt mit Mainz 1427 wirkte sich ebenfalls auf das ziegen -
hainisch-hessische Verhältnis aus. 1428 schloß Graf Johann II. einen Schutzvertrag mit Landgraf Ludwig I. von
Hessen. Die Grafschaft Ziegenhain wurde nach dem Tode Graf Johann II., der ohne Nachkommen blieb, in die
Landgrafschaft Hessen eingegliedert.
Die politische Entwicklung seit dem Spätmittelalter und der Frühneuzeit war durch das Zusammenwachsen des
hessischen Territorialstaats und den Ausbau einer inneren einheitlichen Verwaltung gekennzeichnet. Unter
Landgraf Philipp (1518 - 1567) wurden im Zuge der Reformation über 50 hessische Klöster aufgehoben. In „der
Schwalm“ eignete er sich den umgfangreichen Grundbesitz des Prämonstratenserstifts Spieskappel, der im
wesentlichen dem Festungsbau in Ziegenhain zugute kam, den Besitz des Dominikanerklosters in Treysa und den
in der Grafschaft gelegenen Besitz auswärtiger Klöster an. Dies betraf insbesondere die Zisterzienserabtei Haina,
deren Wirtschaftshöfe er zur wirtschaftlichen Dotierung landgräflicher Beamter verwendete. Die hierdurch
begünstigte Bildung von kleineren örtlichen Grundherrschaften spiegelt sich in den in jener Zeit errichteten
Herrenhäusern wider, die in den Formen der aufkommenden Renaissance errichtet wurden. Beispiele hierfür sind
die Herrenhäuser z. B. in Willingshausen und Rommershausen (Abb. 6, S. 16). In Treysa fanden wiederholt hessi-
sche Landtage statt, zum Teil sehr bedeutende. 1537-42 wurde Ziegenhain wegen der strategisch günstigen Lage
zur Festung ausgebaut. Als einzige der vier hessischen Festungen wurde sie im Schmalkaldischen Krieg 1548
nicht geschleift.
In der ersten Hälfte des 17. Jh. brachte der Dreißigjährige Krieg dem Gebiet der ehemaligen Grafschaft Ziegen-
hain schwere Schäden. Fast jede Ortschaft - ob Dorf oder Stadt - wurde geplündert und zum großen Teil zerstört,
die Bevölkerung stark dezimiert.
Im späten 17. Jh. erhielt Treysa im Rahmen merkantiler Wirtschaftsförderung Manufakturprivilegien. Huge-
notten wurden angesiedelt.
Im Siebenjährigen Krieg wurde die Festung Ziegenhain von den Franzosen besetzt. Bei der Rückeroberung
zerstörten die Hessen selbst beim Bombardement 47 Häuser. Bürger und Bauern waren in dieser Zeit durch die
Verpflichtung zur Abgabe von Geld und Lebensmitteln, zu langen Einquartierungen, Hand- und Fuhrdiensten
belastet.
1807 wurde die Festung Ziegenhain, der letzte Zeuge der ehemaligen strategischen Bedeutung des
Gebietes, von den Franzosen geschleift.
Die nach dem Abschluß der großen spätmittelalterlichen Rodungsepoche erreichte Verteilung von Wald- und
Feldflächen kam in ihren wesentlichen Grundzügen bereits dem Bild unserer heutigen Kulturlandschaft nahe.
Zwar hatte die Entsiedelungsperiode neben den Ortswüstungen auch erhebliche Flurwüstungen hinterlassen und
damit zu einer Schrumpfung der Kulturlandfläche geführt. Mit der wieder beginnenden Rodung in der Zeit vom
späten 15. Jh. bis beginnenden 17. Jh. wurden diese Flurwüstungen jedoch im wesentlichen als Kulturland
zurückgewonnen. Auch die Gemarkungsgrenzen sind seit dem Abschluß der Entsiedelungsperiode im 15. Jh. und
16. Jh. beständig geblieben. Die weitere Entwicklung des Siedlungsbildes in der Neuzeit war vor allem durch die
Ausformung der einzelnen Siedlungselemente, die Herausbildung des heutigen Dorf- und Flurbildes, gekenn-
zeichnet.
Seit dem 16. Jh. wurden die alten Höhenwege wieder stärker vom Fernverkehr befahren. Diese Entwicklung hielt
bis zu dem im späten 18. Jh. einsetzenden Chausseebau an, der noch mehr Dörfer einbezog.

II. ORTSENTWICKLUNG
1. Städte
Städte und Marktflecken entstanden, abgesehen von wenigen Ausnahmen, erst -seit dem hohen Mittelalter. Sie
wurden von den Territorialherren als politische und wirtschaftliche Zentren ihres Territoriums angelegt.
Alle vier Städte in „der Schwalm“ gehen auf ältere Wohnplätze zurück. Bereits vor der Stadtgründung befand sich
in ihnen eine gräfliche Burg.

11
 
Annotationen