Gilserberg 634 006 020
Im Jahre 1262 wurde der heutige Ort Gilserberg unter dem Namen „minor
Wilingeshusen“ im Besitz des Klosters Haina genannt. Im späten Mittelal-
ter war er mainzisches Lehen der Grafen von Ziegenhain.
Auf Dilich’s Landkarte des Amtes Schönstein aus der Zeit um 1613 ist am
südlichen Ortsrand die Gilserburg eingezeichnet. Sie ist heute nicht mehr
vorhanden. Nach ihr wird der Ort seit dem 17. Jh. Gilserberg genannt.
Am nordwestlichen Ufer der Gilsa befindet sich der älteste Teil der Ort-
schaft mit der Kirche.
Im 18. Jh. entstand ein zweiter Kem an der Frankfurter Straße, dem wich-
tigen Fernhandelsweg nach Kassel. Das Anwachsen der Ortschaft verdeut-
licht die Zahl der Haushalte. Bestanden 1576 30, wuchs deren Zahl bis
1747 auf 43.
Um 1900 wurde Gilserberg an die Eisenbahnlinie Kirchhain - Gemünden
- Zimmersrode angeschlossen. Inzwischen ist diese Bahnstrecke einge-
stellt. Die Gleisanlagen sind ab Gilserberg abgebaut. Lediglich der Bahn-
hof und die Bahntrasse, die sich in ihrem Verlauf noch durch die alten
Damm- und Brückenbauten in der Landschaft abzeichnet, erinnern an
diese Epoche.
1965 wurde die Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 3, die bisher als Marbur-
ger Straße in einem S-Schwung die Steigung gewann und den Ort im Südo-
sten berührte, mit einer geradlinigen Trasse und einer breiten Einmündung
der Landstraße 3155 nach Gemünden ausgebaut. Gleichzeitig wurde die
durch den Ortskern führende Bahnhofstraße ausgebaut, um die durch die
historische Siedlungsform vorgegebenen Kurven zu entschärfen. Dies führ-
te vor allem südlich der Kirche zu einer flächenmäßigen Abräumung der
historischen Bauernhöfe. Der Versuch, den hierdurch freigeräumten Orts-
kern mit einer gestaffelt angeordneten Neubebauung zu füllen, mißlang, da
sie nicht die historischen Gestaltelemente des Ortes aufgreift. Es bleibt der
Eindruck eines leerg'eräumten Ortskernes, dessen historischer Charakter
bis zur Unkenntlichkeit zerstört ist.
Die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde Gilserberg, die bereits
um 1900 umgestaltet worden war, stand in der Blickachse der Bahnhof-
straße. Sie wurde bei dem Straßenausbau ebenfalls durch einen Neubau
ersetzt. Darüber hinaus sind viele historische Gebäude durch rege Umbau-
tätigkeit insbesondere in den letzten Jahren weitgehend zerstört worden.
Anm,: Fortsetzung OT Gilserberg S. 122.
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