lieren in historisierender Weise eine Hofsitua-
tion, wie sie in der Renaissancezeit an dieser
Stelle bestanden haben könnte.
Erste einschneidende Veränderungen er-
lebte der Burgplatz bereits gegen Ende des
18. Jh. während der Regierungszeit des Her-
zogs Karl Wilhelm Ferdinand. Nachdem Pläne
für eine klassizistisch einheitliche und reprä-
sentative Neubebauung der gesamten Nord-
seite des Platzes aus Geldmangel und wegen
der verwickelten Eigentumsverhältnisse auf-
gegeben werden mußten, unterstützte der
Herzog bereitwillig das Vorhaben des Stifts-
kollegiums, das alte, verwinkelte Dompredi-
gerhaus abzureißen und an dieser wichtigen
Stelle des Platzes, dem Turmwerk des Do-
mes schräg gegenüber, ein neues, massives
Gebäude zu errichten. 1798 wurde mit dem
Bau des neuen Dompredigerhauses begon-
nen, nachdem man vorher einen größeren,
begradigten Bauplatz geschaffen hatte: ne-
ben dem alten Dompredigerhaus fielen für
den Neubau das mittelalterliche Burgtor, das
bis dahin der einzige Zugang zum Burgplatz
von Westen her war, die daneben liegende
Burgwache sowie der gemauerte Torzugang
zum Kirchhof, der die Nordwestecke des Do-
mes mit dem alten Dompredigerhaus ver-
band. Nur kurze Zeit später wurde auf der
gegenüberliegenden Seite des jetzt breiter
gewordenen Zugangs zum Burgplatz das
ganze Gelände südwestlich des v. Veltheim-
schen Hauses mit Unterstützung des Her-
zogs von dem Berliner Buchhändler Johann
Friedrich Vieweg gekauft und ab 1800 neu be-
baut. Der gewaltige klassizistische Baukom-
plex hat eine Portikusfassade zum Burgplatz,
die mit der Burgplatzfront des Domprediger-
hauses in einer gemeinsamen Fluchtlinie
liegt. Die ebenfalls als Schauseiten konzipier-
ten Seitenfassaden der beiden Neubauten
knicken von den Burgplatzfassaden schief-
winklig so ab, daß die Straße „Vor der Burg“
sich trichterförmig zum Platz hin öffnet. Die
westliche Platzwand mit ihrem Ausgang zur
Stadt ist in ihrem heutigen Erscheinungsbild
das Fragment einer Neuplanung aus absoluti-
stischer Zeit, der in den Anfängen steckenge-
bliebene Versuch Herzog Karl Wilhelm Ferdi-
nands, dem über Jahrhunderte vernachläs-
sigten Zentrum welfischer Macht das Ausse-
hen einer modernen Residenz zu geben, sich
aber dennoch gleichzeitig direkt auf die Zeit
Heinrichs des Löwen zu beziehen.
Burgplatz, nach Westen
51
tion, wie sie in der Renaissancezeit an dieser
Stelle bestanden haben könnte.
Erste einschneidende Veränderungen er-
lebte der Burgplatz bereits gegen Ende des
18. Jh. während der Regierungszeit des Her-
zogs Karl Wilhelm Ferdinand. Nachdem Pläne
für eine klassizistisch einheitliche und reprä-
sentative Neubebauung der gesamten Nord-
seite des Platzes aus Geldmangel und wegen
der verwickelten Eigentumsverhältnisse auf-
gegeben werden mußten, unterstützte der
Herzog bereitwillig das Vorhaben des Stifts-
kollegiums, das alte, verwinkelte Dompredi-
gerhaus abzureißen und an dieser wichtigen
Stelle des Platzes, dem Turmwerk des Do-
mes schräg gegenüber, ein neues, massives
Gebäude zu errichten. 1798 wurde mit dem
Bau des neuen Dompredigerhauses begon-
nen, nachdem man vorher einen größeren,
begradigten Bauplatz geschaffen hatte: ne-
ben dem alten Dompredigerhaus fielen für
den Neubau das mittelalterliche Burgtor, das
bis dahin der einzige Zugang zum Burgplatz
von Westen her war, die daneben liegende
Burgwache sowie der gemauerte Torzugang
zum Kirchhof, der die Nordwestecke des Do-
mes mit dem alten Dompredigerhaus ver-
band. Nur kurze Zeit später wurde auf der
gegenüberliegenden Seite des jetzt breiter
gewordenen Zugangs zum Burgplatz das
ganze Gelände südwestlich des v. Veltheim-
schen Hauses mit Unterstützung des Her-
zogs von dem Berliner Buchhändler Johann
Friedrich Vieweg gekauft und ab 1800 neu be-
baut. Der gewaltige klassizistische Baukom-
plex hat eine Portikusfassade zum Burgplatz,
die mit der Burgplatzfront des Domprediger-
hauses in einer gemeinsamen Fluchtlinie
liegt. Die ebenfalls als Schauseiten konzipier-
ten Seitenfassaden der beiden Neubauten
knicken von den Burgplatzfassaden schief-
winklig so ab, daß die Straße „Vor der Burg“
sich trichterförmig zum Platz hin öffnet. Die
westliche Platzwand mit ihrem Ausgang zur
Stadt ist in ihrem heutigen Erscheinungsbild
das Fragment einer Neuplanung aus absoluti-
stischer Zeit, der in den Anfängen steckenge-
bliebene Versuch Herzog Karl Wilhelm Ferdi-
nands, dem über Jahrhunderte vernachläs-
sigten Zentrum welfischer Macht das Ausse-
hen einer modernen Residenz zu geben, sich
aber dennoch gleichzeitig direkt auf die Zeit
Heinrichs des Löwen zu beziehen.
Burgplatz, nach Westen
51