Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
neuer Innenstruktur wieder aufgebaut und
gehört heute zusammen mit den nördlich und
südlich anschließenden Neubauten zum
Komplex der Staatsanwaltschaft. Architektur-
historisch bedeutsam ist bei diesem wohl in
der 1. Hälfte des 17. Jh. entstandenen Mas-
sivbau der zweischiffige Gewölbekeller, des-
sen flache Tonnen in der Mitte der Halle von
einer Reihe gedrungener Säulen gestützt
werden, die untereinander durch gedrückte
Scheidbögen verbunden sind. Das schöne
Renaissanceportal mit Sitznische, Pilaster-
stellung, Gebälk und Obeliskaufsätzen wurde
Ende des 19. Jh. flächig ornamental ausge-
schmückt und mit einem Wappen versehen.
Für das Gebäude ist eine wechselvolle Nut-
zungsgeschichte überliefert: gebaut als re-
präsentatives städtisches Wohnhaus mit Ne-
bengebäuden auf dem Hofgrundstück, wurde
es 1906 zur Kaffeerösterei umgebaut und
diente nach dem Kriege bis zum jetzigen Um-
bau als Bürogebäude der Stadtverwaltung.

BANKPLATZ
Mit der Anlage des Bankplatzes in der südli-
chen Altstadt wurde 1853 erstmals großflä-
chig und radikal in die allmählich gewach-

sene, verdichtete Struktur der Innenstadt ein-
gegriffen. Am Zusammentreffen der beiden
von Südwesten spitzwinklig auf den Ziegen-
markt zulaufenden Stein- und Südstraße
wurde die Bebauung beseitigt, so daß eine
dreieckige Platzfläche entstand, die zunächst
nur an ihrer Westseite, der Abbruchkante,
neu bebaut wurde.
Hier errichtete auf der leicht nach Süden ab-
fallenden Fläche des neu entstandenen Plat-
zes die Braunschweig-Hannoversche Hypo-
thekenbank ab 1853 ein von dem Berliner Ar-
chitekten Friedrich Louis Simon entworfenes
Bankhaus, das mit seiner nahezu ungeglie-
derten kubischen Massigkeit in der überwie-
gend kleinteilig bebauten Umgebung eine
neue Maßstäblichkeit einführte (Bankplatz 6).
Auf dem trapezförmigen Grundstück zwi-
schen Stein- und Südstraße erhebt sich der
Bau als Dreiflügelanlage mit Innenhof, wobei
dem nach Osten und Südosten ausgerichte-
ten dreigeschossigen Hauptbaukörper an
den Eingängen der schmalen Stein- bzw.
Südstraße auf zwei Geschosse reduzierte
Seitenflügel angebaut wurden. (Der Flügel in
der Steinstraße wurde nach dem Kriege mit
verminderter Geschoßhöhe dreigeschossig
wieder aufgebaut). Der auf niveauausglei-
chendem Werksteinsockel und gequadertem

Erdgeschoß blockhaft aufragende Ziegelbau
gliedert die großen Wandflächen vornehmlich
durch drei wenig vorspringende Risalite. Die
Fensteröffnungen variieren in jedem Ge-
schoß eine einzige Grundform und rhythmi-
sieren den Bau nur wenig. Wirkungsvollstes
gestalterisches Element ist das facettenreich
geschichtete Kranzgesims mit abschließen-
dem Palmettenfries. Der Bau verbindet spät-
klassizistische Formelemente mit Zitaten aus
dem italienischen Palastbau der Frührenais-
sance. An seiner im Südosten abgeschrägten
Ecke ist dem wehrhaft wirkenden Baukörper,
der heute vom Oberlandesgericht genutzt
wird, ein zweigeschossiger Altan vorgelagert,
in dem der über eine zweifläufige Freitreppe
zu erreichende Eingang liegt. Dieser mit sei-
nen rundbogigen Öffnungen aus der Masse
des Baukörpers hervortretende Akzent ist
städtebaulich auf die Straße Am Bruchtor aus-
gerichtet, die als Verbindung zwischen Bank-
platz und dem ab 1880 angelegten Friedrich-
Wilhelm-Platz zu einer neuen innerstädti-
schen Hauptachse ausgebaut wurde. Mit dem
Durchbruch der Brabandtstraße an der Nord-
flanke des Bankplatzes war dann 1884/85 die
verkehrstechnische Anbindung des Bahn-
hofsviertels in der Abfolge Friedrich-Wilhelm-
Platz - Bankplatz - Altstadtmarkt an die west-
liche Altstadt erreicht.

Turnierstraße 5-6, Gewölbekeller, 1. Hälfte 17. Jh.


90
 
Annotationen