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schwunden und durch „angepaßte“ Neubau-
ten ersetzt worden.
Der städtebaulich und architekturhistorisch
bedeutsamste Bau dieser Zeile ist das Eck-
haus am Eingang zur Ritterstraße, Ölschlä-
gern 16. Der heute dreigeschossige Fach-
werkbau ist als zweigeschossiges Wohnhaus
mit Mansarddach und Zwerchhaus bereits
1726 errichtet worden. Seit einem 1865 er-
folgten Umbau hat das Haus ein Stockwerk
mehr und ist seither mit einem Satteldach ge-
deckt. Möglicherweise ist zu dieser Zeit das
Gebäude aber nicht nur aufgestockt, sondern
auch in seinem Unterbau erneuert worden,
worauf die große Geschoßhöhe des ersten
Oberstockes und die Doppelständerstellung
des Fachwerkgefüges hindeuten. Die Fas-
sade ist schmucklos, lediglich die Stockwerk-
übergänge sind mit Profilbrettern kaschiert-
auch die Einfahrt an der Ritterstraße, die den
gepflasterten Hof und die Rückgebäude er-
schließt, trägt nur eine einfache Namensin-
schrift. 1888 hat das Haus über die gesamte
Erdgeschoßzone hinweg einen von den Ar-
chitekten C. Mittendorf und W. Moneke ent-
worfenen Ladeneinbau erhalten, dessen
große Schaufensteröffnungen von schlanken
Gußeisensäulen und kannelierten Pilastern
unterfangen werden. Diese, einschließlich
der Türen, vollständig erhaltenen Einbauten
sind heute innerhalb des Stadtgebietes das
anschaulichste Beispiel eines gründerzeitli-
chen Ladeneinbaues.
An den beiden Wohn-/Geschäftshäusern Öl-
schlägern 19 und 20 ist alte Bausubstanz nur

Ölschlägern 19 und 20


noch im Holzgerüst der oberen Stockwerke
und in den Kellern enthalten. Die Erdge-
schoßzonen sind durch moderne Ladenein-
bauten vollständig umgeformt. Das ältere der
beiden Häuser ist, wie die Kubatur und die
leicht vorkragenden Stockwerke zeigen, Nr.
20, wenn auch mit einem durchgreifenden
Umbau 1898 die Fassade geglättet und die
Befensterung den zeitgemäßen Ansprüchen
angepaßt wurde. Haus Nr. 19, dreigeschossig
und mit glatter Fachwerkfront, ist 1754 errich-
tet worden. Möglicherweise wurde aber auch
diese Fassade mit ihrem zweiachsigen
Zwerchhaus während des 1886 erfolgten er-
sten Ladeneinbaues überarbeitet.
Noch aus spätgotischer Zeit, um 1500,
stammt der Kern des kleinen, zweigeschossi-
gen Hauses Ölschlägern 23, dem im 18. Jh.
ein unproportioniert großes Zwerchhaus auf-
gesetzt wurde. Über dem massiven, moder-
nen Ladengeschoß kragt die Schwelle des
Obergeschosses vor, auf der, bedingt durch
die große Gefachbreite, ein sehr flach anstei-
gender Treppenfries eingeschnitzt ist. Als
Fensterbrüstung dient ein die ganze Haus-
breite einnehmender Langriegel.
In den beiden Fachwerkbauten Ölschlägern
24 und 25 steckt trotz gravierender Umbauten
in den Erdgeschossen und umfassender Re-
staurierungsarbeiten noch viel von der ur-
sprünglichen Bausubstanz des 18. Jh. Öl-
schlägern 24 ist zweigeschossig und ver-
putzt. Unter dem durchlaufenden Sohlbank-
gesims sind im zweiten Obergeschoß unter
den Fenstern vegetabil ornamentierte Brü-
stungsfelder in Stuck angebracht, die noch

um 1950 auch im ersten Obergeschoß vor-
handen waren. Die rechts in der Fassade sitz-
ende, zweiflügelige, barocke Eingangstür
wurde von einem Abbruchhaus aus Wolfen-
büttel hierher übernommen. Auch das Nach-
barhaus, Ölschlägern 25, erhielt bei Umbau
des Erdgeschosses eine nach Stil und Pro-
portion unangemessene Sopraporte in Roko-
koformen, die ebenfalls aus einem anderen
Zusammenhang hierher gebracht wurde. Das
Gebäude an sich zeigt eine regelmäßige,
schmucklose Fachwerkkonstruktion, deren
horizontale Schichtung betont wird durch pro-
filierte Gesims- und Brüstungsbretter sowie
ein weit ausladendes, mehrfach gestuftes
Dachgesims. Möglicherweise war dieses
Haus wie sein etwa gleichzeitig entstandener
Nachbar ursprünglich ebenfalls verputzt und
nur dreigeschossig. Die leicht abweichende
Fachwerkzimmerung und das fehlende Fen-
stergesimsband im dritten Obergeschoß wei-
sen darauf hin. Aufstockungen sind in der 2.
Hälfte des 19. Jh. aufgrund der enormen
Wohnraumnot häufig vorgenommen worden.
Der Durchbruch und die Neuanlage der
Schloßstraße ab 1905, mit der eine Verbin-
dung zwischen der Ritterstraße und dem mitt-
leren Teil des Ölschlägern und weiter nach
Norden über den Ackerhof in die Friesen-
straße hergestellt wurde, erforderte an der
neugeschaffenen Einmündung am Ölschlä-
gern eine städtebauliche Neuplanung.
Die auf der Südseite des Ölschlägern aufge-
brochene alte Zeilenbebauung war mit neuen
Gebäuden zu besetzen, die mit besonderen



Ölschlägern 24, wohl 2. Hälfte 18. Jh.


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