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Im Osten wird der platzförmig erweiterte
Kreuzungsbereich mit der Einmündung der
Leonhardstraße entlang des Steintorwalles
von einer Reihe einzeln stehender Mehrfami-
lienwohnhäuser und Villen eingefaßt, deren
optische Gesamtwirkung durch Leonhard-
straße 1 komplettiert wird, einen 1882 von H.
Campe direkt an der Brücke über den Um-
flutgraben errichteten zweieinhalbgeschossi-
gen Wohnbau, der nach Kriegsschäden 1947
wieder aufgebaut wurde und dessen histori-
stischer Fassadendekor größtenteils erhalten
werden konnte.
Von der um 1885 als Verbindung zu den neu
zu erschließenden südöstlichen Stadterwei-
terungsgebieten errichteten Straßenbrücke
über die Oker ist in unveränderter Form
heute nur noch der Unterbau erhalten. Er be-
steht aus einem relativ breiten und flachen, in
Quadern gemauerten Segmentbogen, des-
sen Keilstein das Stadtwappen mit stehen-
dem Löwen zeigt. Die beiden Landpfeiler
sind ebenso wie die Bogenlinie durch Buk-

kelquader besonders akzentuiert. 1956
wurde der Oberbau der Brücke durch aus-
kragende Betonplatten verbreitert und ein
neues Geländer angebracht.
Von den die Denkmalgruppe im Osten be-
grenzenden Bauten am Steintorwall fällt
durch seine individuelle Gestaltung beson-
ders Steintorwall 6 auf, ein ebenfalls von H.
Campe errichteter Villenbau, der sowohl in
seiner architektonischen Gesamtform als
auch im dekorativen Detail auf deutsche Bur-
genbauten romanischer und gotischer Zeit
Bezug nimmt. Der gelbe Rohziegelbau
stammt aus dem Jahre 1872 und ist seither,
abgesehen von Fenstererneuerungen, nur
unwesentlich verändert worden. Ebenfalls
noch aus den siebziger Jahren des 19. Jh.
stammt das dreigeschossige Mehrfamilien-
wohnhaus Steintorwall 11, das älteste in der
Reihe der vier Bauten, die südlich der Ein-
mündung der Leonhardstraße liegen. Der
Putzbau mit zweiachsigem Seitenrisalit an
der Nordseite war ursprünglich reicher in

den Formen der italienischen Renaissancear-
chitektur dekoriert, so daß die heute isoliert
stehenden kannellierten Säulen mit korinthi-
schen Kapitellen auf der schmalen Erdge-
schoßterrasse ursprünglich in ein ausgewo-
generes Gliederungssystem eingebunden
waren. Das Brüstungsgitter zwischen den
Säulen ist wohl noch das originale aus dem
Erbauungsjahr 1877, während der von einer
feingliedrigen Eisenkonstruktion getragene
Balkon im zweiten Obergeschoß erst 1908
angebaut wurde.
Die Einmündung der in die südöstlichen
Stadterweiterungsgebiete führenden Leon-
hardstraße flankieren zwei Bauten mit abge-
rundeter bzw. abgeschrägter Ecke, die so-
wohl zum Steintorwall als auch zur Leon-
hardstraße Fassaden ausbilden. Der Bau auf
der nördlichen Straßenecke, Steintorwall 8,
ist geprägt durch den reichen Sandsteinde-
kor an Fensteröffnungen und Gesimsen, der
dem Formenkanon der Renaissance und
des Barock entnommen ist und der effektvoll


Steintorwall 6, Villa

Steintorwall 8, Wohnhaus,

1887



Steintorwall 11, Wohnhaus, 1877

Steintorwall 12, Villa, 1903,
Architekten Wollmann und Barth


Steintorwall 7A, Wohnhaus, 1892

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