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exponierte Landmarken, die dem Plateau das unverwechselbare Gepräge geben. Tief
in die Ränder der Buntsandsteintafel haben sich die zur Weser fließenden Bäche
(Nieme, Schedebach) eingeschnitten, während die in die Schwülme mündende Au-
schnippe der nördlichen Abdachung folgt und lange in der Mitte der Hochebene
verläuft. Neben der Leinetalung bilden auch die von Muschelkalk aufgebauten Hoch-
ebenen bevorzugte frühe Siedlungsplätze, deren lößbedeckte Mulden als ertragreicher
Ackerboden genutzt wurden.
Westlich der Dransfelder Hochebene erstrecken sich Bramwald und Reinhardswald,
die mit dem Solling und dem Kaufunger Wald dem Oberweser-Buntsandsteingewölbe
angehören. Diese weiträumigen, nur äußerlich durch Weser, Werra und Fulda geschie-
denen Bergformationen bilden nach Gestein und Gestalt eine Einheit. Aufgebaut sind
die dicht bewaldeten, steil zum Talkessel abfallenden Höhenzüge durch waagerecht
gelagerte Schichten des Buntsandsteins, die nur schwach gewölbt sind und sich
gleichbleibend über weite Strecken hinziehen.
Der Abtragung nur wenig ausgesetzt bilden sie horizontale, ruhige und gleichförmige
Oberflächen. In zwei Abteilungen treten die Schichten des mittleren Buntsandsteins
auf: als ältere Tonsandsteinzone und als darüberliegende jüngere Bausandsteinzone.
Größeren Siedlungen bot das Flußtal kaum Raum; nur in den Ausräumungskesseln
von Gimte, Hemeln, Veckerhagen und Oedeisheim (LK Kassel) sowie am Eingang der
Nebentäler bei Volkmarshausen und Bursfelde entstanden Siedlungsplätze.
Östlich des Leinetalgrabens erstreckt sich der von Muschelkalk gebildete Göttinger
Wald, der an einer markanten Schichtstufe zum vorgelagerten Buntsandstein abbricht.
Von Gesteinssplittern durchsetzte schwere, wasserdurchlässige Kalkböden ermöglich-
ten nur abschnittsweise einen nicht sonderlich ertragreichen Ackerbau.
An den siedlungsungünstigen Göttinger Wald schließt eine weite, flachwellige, wald-
arme Beckenlandschaft an: das Untereichsfeld, dessen Böden aus rotbraunen Schich-
ten des unteren und mittleren Buntsandsteins bestehen. Der in den Niederungen weit
verbreitete Löß sowie die Verwitterungsprodukte des Löß bedingten die Fruchtbarkeit
der Landschaft, die seit dem Mittelalter als „Goldene Mark“ bezeichnet wird. Die
Beckenlandschaft ist ein weites Senkungsfeld, das durch Salzauslaugungen des Unter-
grundes entstanden ist und vielfach zu Erdeinbrüchen führte wie der acht ha große
Seeburger See, der Lutter- und Seeanger.
Geschichtliche Entwicklung und politische Gliederung
Die günstigen landschaftlichen Voraussetzungen ließen das Land entlang des weiten
Leinetalgrabens, der bedeutendsten tektonischen Leitlinie des südniedersächsischen
Berg- und Hügellandes, schon früh zu einem bevorzugten Siedlungsgebiet werden.
Zeugnisse früher Besiedlung haben sich in Gestalt der Felsdächer, den sog. „Abris“,
erhalten, deren Nutzung vom Jungpaläolithikum bis zur späten Bronzezeit und Eisen-
zeit reichte und die eine gleichermaßen landschaftsprägende wie archäologische Be-
sonderheit im bewaldeten Buntsandsteingürtel am östlichen Rande des Leinegrabens
bilden. Durch komplexe Verwitterungsvorgänge entstanden, boten die oft weit ausla-
denden Felsdächer über Jahrtausende Menschen und Tieren Zuflucht. Neben ihrer
Bedeutung als Zufluchtsort, Rast- und Siedlungsplatz dienten sie offenbar auch als
Kultplatz (Hurkutstein im Reinhäuser Wald, Bielstein in Reinhausen).
Auch die großräumigen (Flucht-)Burgen des südniedersächsischen Berglandes aus
der älteren vorrömischen Eisenzeit bildeten für die Bevölkerung der umliegenden Sied-
lungsgebiete mitsamt ihrem Vieh vorübergehend wichtige Zufluchtsorte. Mit den vier
dicht beieinander liegenden Burgen diesesTypes (Wittenburg und Ratsburg bei Reyers-
hausen, Hünstollen bei Holzerode, Lengderburg bei Klein Lengden) ist im Göttinger
Wald eine bemerkenswerte Gruppierung gegeben, die, auf nur schwer zugänglichen
Bergspornen errichtet, eindeutig „defensiven Charakter“ hatten.
Für den älteren Abschnitt der Jungsteinzeit (Neolithikum), der von der seßhaften bäuerli-
chen Bevölkerung der bandkeramischen und der Rössener Kultur bestimmt wird, sind
insbesondere aus dem weiten Leinetal bei Göttingen zahlreiche Siedlungsplätze be-
zeugt, die, bis auf wenige Ausnahmen, der Kultur der Linienbandkeramiker angehörten.
Ihre Siedlungen finden sich vornehmlich an den lößbedeckten Hängen beiderseits der
Leine, überwiegend in Flußtälern und an Bachläufen, aber auch in höheren Lagen an
Quellen und an Quellhorizonten. Hier bildeten die grundwassernahen Lößschichten
der Feuchtschwarzerde die Grundlage der Besiedlung, da sie eine landwirtschaftliche
Nutzung mit primitiven Ackerbaugeräten zuließen.
Über 30 Jahre, von 772 bis 804, dauerten die kriegerischen Auseinandersetzungen
zwischen Franken und Sachsen, die mit der Unterwerfung, Eingliederung und Christia-
nisierung der Sachsen endete. Unter Bewahrung ihres Stammesrechts (Lex Saxorum)

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