Ansicht von Hann. Münden, M. Merian, Braunschweig-Lüneburg, 1654
HANN. MÜNDEN
Geschichtliche Entwicklung
Etwa 25 km südwestlich von Göttingen liegt
nahe der hessischen Landesgrenze die Stadt
Hann. Münden eingebettet in einem Mün-
dungsdreieck, das gebildet wird durch den Zu-
sammenfluß von Werra und Fulda zur Weser.
Mit seinen prächtigen Wasserfronten, seinen in
großen Teilen noch erhaltenen Stadtbefesti-
gungen, seinen repräsentativen Solitärbauten
und seiner seit fünf Jahrhunderten gewachse-
nen kleinteiligen Bürgerhausarchitektur hat
sich das Bild des Altstadtkerns trotz zahlreicher
Eingriffe in wesentlichen Zügen bis heute be-
wahrt und zählt mit Recht zu den schönsten
historischen Stadtanlagen.
Umschlossen wird der malerisch gelegene
waldumsäumte Talkessel von drei keilartig vor-
springenden Bergrücken: Im Nordwesten
durch den Reinhardswald, der vom Rabanen-
kopf sehr steil zur Fulda abfällt, dem zwischen
Werra und Weser verlaufenden Bramwald mit
seinem südlichen Ausläufer, dem Blümer Berg
und dem Questenberg sowie dem Kaufunger
Wald mit seinem nördlichen Ausläufer dem Kat-
tenbühl, der gleichsam den südlichen Abschluß
des MündenerTalkessels darstellt. Die Hochflä-
che des südlichen Teils des Kaufunger Waldes
wird durch zwei Bäche, den Vogelsangbach, in
seinem Oberlauf auch Eselsbach genannt, und
den Waschbergbach in flach gewölbte Rücken
geteilt. Der Südostrand des Blümer Berges
schließt jedoch flußaufwärts nicht unmittelbar
an die Werra an, sondern weitet sich hier zu
einer Mulde aus. Hingegen tritt der südwestli-
che Abschluß des Blümer Berges, der Que-
stenberg, bis dicht an die Weser heran und
bildet mit der gegenüberliegenden Erhöhung
des Rabanenkopfes eine verhältnismäßig enge
Weserpforte.
Auf einem Areal von 450 x 350 m entstand im
äußersten Winkel des Mündungsdreiecks auf
einer von Nordwesten nach Südosten leicht an-
steigenden nischenartigen Talfläche der Sied-
lungskern der Mündener Altstadt, überragt von
den dicht bewaldeten Bergzügen, die steil zum
Talkessel abfallen. Es sind die Höhenrücken
von Reinhardswald, Kaufunger- und Bramwald
sowie die drei Flußläufe Werra, Fulda und We-
ser, die jenes Bild entstehen lassen, das Braun/
Hogenberg (1588) und M. Merian (1654) und in
ihrer Nachfolge zahlreiche Kupferstecher und
Maler immer wieder festgehalten haben und
das im wesentlichen unverändert blieb. All
diese Darstellungen heben die untrennbare
Verknüpfung von Fluß- und Stadtlandschaft
hervor, zu der die Schlagden, die Wehranlagen
und die in Werra und Fulda eingebetteten Wer-
der gehören, die das Erscheinungsbild der
Stadt im wesentlichen prägen. Eine tiefgrei-
fende Veränderung der östlichen Stadtsilhou-
ette setzte mit Schleifung der Befestigungsan-
lage im frühen 19. Jh. ein, die den Boden für
ein räumliches Übergreifen der Bebauung jen-
seits des mittelalterlichen Mauerrings berei-
tete.
Der Standort der Stadt am Zusammenfluß von
Werra und Fulda bildete nicht nur die Grundlage
einer jahrhundertelangen wirtschaftlichen
Blüte, sondern spielte gleichwohl für die Grün-
dung der Stadt eine wesentliche Rolle.
Erwähnt wird Münden als Stadt erstmals in ei-
ner Urkunde des Thüringer Landgrafen Ludwig
III., der am 15. 8. 1183 in Münden dem weiter
weserabwärts gelegenen Kloster Lippoldsberg
einen Schutzbrief ausstellte, „daß er die Kirche
in Lippoldsberg, den Ort und das weilende
Volk... in seine Hut und seinen Schutz gänzlich
und völlig genommen habe...”. Der Schrift-
quelle ist nur zu entnehmen, daß die Siedlung
im Jahre 1183 Stadt (civitas) war und daß sie
sich zu jener Zeit im Besitz der Thüringischen
Landgrafen befand. Ob die Stadtgründung, wie
die vorherrschenden Meinungen zeigen, erst
Landgraf Ludwig III. oder Heinrich der Löwe
vornahm, läßt sich aus Urkunden nicht eindeu-
tig erschließen und wird noch kontrovers disku-
tiert.
Vermutet wird eine Vorgängersiedlung (villa Gi-
mundin) außerhalb des heutigen Altstadtkerns
auf dem Westufer der Weser unmittelbar unter-
halb des Zusammenflusses von Werra und
Fulda. Leider ist die ehemalige Furtsiedlung
zum größten Teil überbaut. Nur die Rudimente
116
HANN. MÜNDEN
Geschichtliche Entwicklung
Etwa 25 km südwestlich von Göttingen liegt
nahe der hessischen Landesgrenze die Stadt
Hann. Münden eingebettet in einem Mün-
dungsdreieck, das gebildet wird durch den Zu-
sammenfluß von Werra und Fulda zur Weser.
Mit seinen prächtigen Wasserfronten, seinen in
großen Teilen noch erhaltenen Stadtbefesti-
gungen, seinen repräsentativen Solitärbauten
und seiner seit fünf Jahrhunderten gewachse-
nen kleinteiligen Bürgerhausarchitektur hat
sich das Bild des Altstadtkerns trotz zahlreicher
Eingriffe in wesentlichen Zügen bis heute be-
wahrt und zählt mit Recht zu den schönsten
historischen Stadtanlagen.
Umschlossen wird der malerisch gelegene
waldumsäumte Talkessel von drei keilartig vor-
springenden Bergrücken: Im Nordwesten
durch den Reinhardswald, der vom Rabanen-
kopf sehr steil zur Fulda abfällt, dem zwischen
Werra und Weser verlaufenden Bramwald mit
seinem südlichen Ausläufer, dem Blümer Berg
und dem Questenberg sowie dem Kaufunger
Wald mit seinem nördlichen Ausläufer dem Kat-
tenbühl, der gleichsam den südlichen Abschluß
des MündenerTalkessels darstellt. Die Hochflä-
che des südlichen Teils des Kaufunger Waldes
wird durch zwei Bäche, den Vogelsangbach, in
seinem Oberlauf auch Eselsbach genannt, und
den Waschbergbach in flach gewölbte Rücken
geteilt. Der Südostrand des Blümer Berges
schließt jedoch flußaufwärts nicht unmittelbar
an die Werra an, sondern weitet sich hier zu
einer Mulde aus. Hingegen tritt der südwestli-
che Abschluß des Blümer Berges, der Que-
stenberg, bis dicht an die Weser heran und
bildet mit der gegenüberliegenden Erhöhung
des Rabanenkopfes eine verhältnismäßig enge
Weserpforte.
Auf einem Areal von 450 x 350 m entstand im
äußersten Winkel des Mündungsdreiecks auf
einer von Nordwesten nach Südosten leicht an-
steigenden nischenartigen Talfläche der Sied-
lungskern der Mündener Altstadt, überragt von
den dicht bewaldeten Bergzügen, die steil zum
Talkessel abfallen. Es sind die Höhenrücken
von Reinhardswald, Kaufunger- und Bramwald
sowie die drei Flußläufe Werra, Fulda und We-
ser, die jenes Bild entstehen lassen, das Braun/
Hogenberg (1588) und M. Merian (1654) und in
ihrer Nachfolge zahlreiche Kupferstecher und
Maler immer wieder festgehalten haben und
das im wesentlichen unverändert blieb. All
diese Darstellungen heben die untrennbare
Verknüpfung von Fluß- und Stadtlandschaft
hervor, zu der die Schlagden, die Wehranlagen
und die in Werra und Fulda eingebetteten Wer-
der gehören, die das Erscheinungsbild der
Stadt im wesentlichen prägen. Eine tiefgrei-
fende Veränderung der östlichen Stadtsilhou-
ette setzte mit Schleifung der Befestigungsan-
lage im frühen 19. Jh. ein, die den Boden für
ein räumliches Übergreifen der Bebauung jen-
seits des mittelalterlichen Mauerrings berei-
tete.
Der Standort der Stadt am Zusammenfluß von
Werra und Fulda bildete nicht nur die Grundlage
einer jahrhundertelangen wirtschaftlichen
Blüte, sondern spielte gleichwohl für die Grün-
dung der Stadt eine wesentliche Rolle.
Erwähnt wird Münden als Stadt erstmals in ei-
ner Urkunde des Thüringer Landgrafen Ludwig
III., der am 15. 8. 1183 in Münden dem weiter
weserabwärts gelegenen Kloster Lippoldsberg
einen Schutzbrief ausstellte, „daß er die Kirche
in Lippoldsberg, den Ort und das weilende
Volk... in seine Hut und seinen Schutz gänzlich
und völlig genommen habe...”. Der Schrift-
quelle ist nur zu entnehmen, daß die Siedlung
im Jahre 1183 Stadt (civitas) war und daß sie
sich zu jener Zeit im Besitz der Thüringischen
Landgrafen befand. Ob die Stadtgründung, wie
die vorherrschenden Meinungen zeigen, erst
Landgraf Ludwig III. oder Heinrich der Löwe
vornahm, läßt sich aus Urkunden nicht eindeu-
tig erschließen und wird noch kontrovers disku-
tiert.
Vermutet wird eine Vorgängersiedlung (villa Gi-
mundin) außerhalb des heutigen Altstadtkerns
auf dem Westufer der Weser unmittelbar unter-
halb des Zusammenflusses von Werra und
Fulda. Leider ist die ehemalige Furtsiedlung
zum größten Teil überbaut. Nur die Rudimente
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