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dem der Vorgängerbau abgetragen war. Über-
liefert ist, daß die „Alte Kirche”, die ebenfalls
dem HL Michael geweiht war, ein „schmales,
niedriges und finsteres Gebäude” war mit
Westturm und Apsis. In das schlichte saalartige
Kirchenschiff der neuen Kirche, die mit einem
gestelzten Walmdach abschließt ist ein mächti-
ger, über quadratischem Grundriß sich erhe-
bender Westturm eingebunden. Der aus Bruch-
stein gemauerte Turm ist mit einer Welschen
Haube und Laterne versehen. Er setzt sich vom
fünfachsigen Kirchenschiff ab, dessen Putzflä-
chen durch Werksteingliederungen akzentuiert
sind. Merkzeichen des flachgedeckten Innen-
raumes sind ein aus der Bauzeit der Kirche
stammender klassizistischer Kanzelaltar
(Tischlermeister F. Knoche, Sieboldshausen),
ein oktogonaler Taufstein mit dem Stiftsnamen
von 1638 sowie eine von St. Heeren 1791 gefer-
tigte Orgel, die als eine der wertvollsten Kir-
chenorgeln des Dransfelder Raumes gilt.

ROSDORF

Im fruchtbaren Leinetalgraben, unweit der
Stadt Göttingen, liegt Rosdorf, das, wie ar-
chäologische Bodenfunde ergaben, zu den äl-
testen Siedlungen im Kreisgebiet zählt, ob-
gleich es erst urkundlich spät in das Licht der
Geschichte eintritt.
Von jeher lockte der fruchtbare Ackerboden des
Göttinger Leinegrabens, der von Muschelkalk
und Keuper eingenommen wird zahlreiche
Siedler an, die mit ihren einfachen Bearbei-
tungsmethoden nur guten Böden Erträge ab-
ringen konnten. Aufgrund archäologischer Bo-
denfunde läßt sich sagen, „daß Rosdorf der
einzige Platz zwischen dem Oberlauf der Weser
und der Leine ist, der seit der Jungsteinzeit,
wenn auch mit Unterbrechungen, immer wie-
der von neuankommenden Siedlern als Wohn-
stätte gewählt wurde”. Neben den ertragrei-
chen Böden boten die das gesamte Jahr über
Wasser führenden Flußläufe Leine und Rase
gute Möglichkeiten die Talniederung relativ
leicht verteidigen zu können. Auch der Wasser-
bedarf von Mensch und Tier war stets gesi-
chert. Später bediente man sich der Wasser-

kraft der Rase, die nach W. Kleeberg in der
Gemarkung Rosdorf einst fünf Mühlen antrieb.
Neben der bereits 1355 erwähnten Rasemühle
und der Ober- und Untermühle entstand Mitte
des 18. Jh. die Walkemühle, die 1836 zu einer
Wollgarnspinnerei umgebaut wurde, die die
Wasserkraft der noch heute ortsbildwirksa-
men Rase nutzten. Die von Westen kommende
Rase durchzieht mehrfach gekrümmt den hi-
storisch gewachsenen Ortskern Rosdorfs und
vereinigt sich in Höhe des Knospenstegs mit
dem Grundbach, die ihr Wasser der Leine zu-
führen.
Die Kopfsteuerbeschreibung von 1689 nennt
für Rosdorf insgesamt 464 Personen, darunter
5 Vollmeier, 12 Halbmeier, 10 Großköter,
41 Kleinköter und 5 Brinksitzer. Im ausge-
henden 17. Jh. wurden auch die Hand- und
Spanndienste neu festgesetzt, die, einherge-
hend mit der Neuregelung der Steuern, zu einer
Vermessung der Feldmark führte. (1704 bean-
tragte Göttingen die Vermessung von Rosdorf,
Grone und der städtischen Feldmark.) 1727
entstand der älteste erhaltene Ortsplan, der auf
Vermessungsarbeiten Capitän de Villiers ba-
siert.

Rosdorf, Olenhuser Landstraße 2, Hofanlage, Wohnhaus 1811



Rosdorf, Seilenfried 16, Wohnhaus


Varlosen, St. Michaeikirche, 1784

Rosdorf, Am Plan 10, Wohnwirtschaftsgebäude,
Mitte 18. Jh.


Rosdorf, Göttinger Straße 27, Wohnhaus, um 1900



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