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zirke und Einführung der preußischen Kreisordnung, wodurch die Kreise Göttingen,
Münden und Duderstadt entstanden. (Der Kreis Göttingen bestand aus den Ämtern
Göttingen und Reinhausen, der Kreis Münden aus der Stadt Münden, der Gemeinde
Meensen und dem Gutsbezirk Ellerode, die zunächst zum Amt Reinhausen gehörten,
und der Kreis Duderstadt aus den Ämtern Duderstadt, Gieboldehausen und Lindau.)
Am 20. 11. 1972 beschloß der Landtag das „Gesetz der Neugliederung der Gemeinden
im Raum Göttingen“, durch das 139 bisher selbständige Gemeinden zu zwölf neuen
Verwaltungseinheiten zusammengefaßt wurden. Gleichzeitig bildete man aus den Alt-
kreisen Göttingen, Münden und Duderstadt den Landkreis Göttingen. Dem Landkreis
gehören die Städte Duderstadt, Göttingen und Münden, die Samtgemeinden Drans-
feld, Gieboldehausen und Radolfshausen mit zusammen 20 Mitgliedsgemeinden sowie
die Gemeinden Bovenden, Friedland, Gleichen, Rosdorf, Staufenberg und Adelebsen
an, das bisher zum Nachbarkreis Northeim zählte. Der Landkreis Northeim erhielt die
dem Landkreis Göttingen zugehörigen Gemeinden Angerstein, Gladebeck und Paren-
sen zuerkannt. Seitdem beträgt die Fläche des Kreisgebietes ca. 1.100 qkm, und die
Einwohnerzahl ist auf etwa 257.000 (inkl. Stadt Göttingen) angewachsen.

Baugeschichtlicher Überblick
Sakralbauten
Neben einer stattlichen Anzahl dörflicher Kleinkirchen setzen die repräsentativen städti-
schen Sakralbauten und die nicht minder eindrucksvollen monumentalen Klosterkir-
chen mit ihren zumeist steil aufragenden, die übrige Bebauung weithin sichtbar überra-
genden Turmwerken markante orts-, Stadt- und landschaftsprägende Akzente. Auf-
grund ihrer exponierten Lage, ihrer Größe und ihres „beständigen“ massiven Baumate-
rials heben sich die Sakralbauten von der umschließenden, in Fachwerk errichteten
Bürgerhausarchitektur deutlich ab und veranschaulichen somit Wertordnungen.
Stadtkirchen
Zu den großen städtischen Hallenkirchen der Spätgotik im südlichen Niedersachsen
zählt die dreischiffige, fünfjöchige St. Blasius-Kirche in Hann. Münden, deren quer-
schifflose Halle nicht eindeutig längsgerichtet ist, sondern als gedrungener Baukörper
erscheint. Geprägt wird der strenge, blockhaft wirkende Außenbau durch das verein-
heitlichende, alle drei Schiffe überspannende, nicht von Giebeln und Filialen überschnit-
tene, monumental wirkende Dachwerk, aus dem ein dachreiterartiger Oktogonalturm
herauswächst, der von einer prächtigen, glockenförmigen Renaissancehaube mit Um-
gang bekrönt wird. Das von einem maßvollen Vertikalismus bestimmte übersichtliche,
nahezu richtungsneutrale Raumschema steht in der Tradition der von Westfalen beein-
flußten Hallenkirchen mit ihrem aus dem Quadrat oder dem gedrungenen Rechteck
sich entwickelnden „Verweilraum“.
Weitaus schlichter ist die auf einer Anhöhe am äußersten Südostrand des befestigten
Mündener Stadtareals errichtete St. Aegidienkirche. Der in Grund- und Aufriß, in der
Raumdisposition, in den Einzelformen und in der Innenraumausstattung veränderten
Gestaltungsprinzipien folgende Bruchsteinbau ordnet sich deutlich der Stadtkirche St.
Blasii unter. Als Nachfolgebau einer vermutlich um 1150 erbauten Kapelle entstand
unter Einbeziehung noch erhaltener spätgotischer Architekturteile im ausgehenden
17. Jh. ein einschiffiger, von einer Längstonne überspannter Sakralbau, der von einem
hohen, nachträglich aufgestockten Oktogonalturm überragt wird, der ebenso wie die
St. Blasii-Kirche, Einfluß auf die Stadtsilhouette nimmt.
Auch das Stadtbild von Dransfeld, dessen Stadtrechtverleihung erst 1368 zu belegen
ist, wurde einst wesentlich geprägt durch die silhouettenhafteWirkung der St. Martini-
Kirche und der um 1230 als Markt- uznd Stadtpfarrkirche errichteten St. Johannis-
Kirche, die bis zu ihrer Zerstörung im 17. Jh. am Kopfende der Altenmarktstraße eine
städtebaulich bedeutende Dominante bildete. Wie eine Bildquelle des frühen 17. Jh.
ausweist, war die St. Johannis-Kirche aufgrund ihrer Lage und ihrer äußeren Erschei-
nung das beherrschende Bauwerk innerhalb der mittelalterlichen Stadt Dransfeld, der
sich auch die St. Martini-Kirche unterordnete. Nach dem letzten großen Stadtbrand
1834 erfolgte unter Einbindung des im Kern mittelalterlichen Westturms der Neubau
der Martini-Kirche (1835-38), für den A. L. Hellner verantwortlich zeichnete. Er schuf
einen in Bruchstein gemauerten, flachgedeckten Rechtecksaal in zurückhaltend klassi-
zistischen Formen. Gestelzte, raumhohe Rundbogenfenster gliedern den Saal, dessen
einheitliche Innenausstattung bestimmt wird durch die auf dorischen Säulen ruhende,
umlaufende Emporenanlage, die halbkreisförmig um den Altar geführt ist.
Noch heute veranschaulicht die Michaeliskirche in Hedemünden die herausgehobene
Stellung, die die Kirche innerhalb des quellenmäßig erstmals 1017 belegten Ortes

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