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„Hademinni“ einnimmt. Im Jahre 1512 noch urkundlich „dorp“ bezeichnet, werden 1645
die Privilegien der „Stadt“ Hedemünden in den Schriftquellen bestätigt, die sie bis
1931 besaß. Die stattliche, von einer hölzernen Tonne überspannte Saalkirche mit
„barocker“ Prägung wird wesentlich bestimmt durch das hohe Mansarddach des
18. Jh. und die großen Langhausfenster. Ihre Baugeschichte läßt sich, wie neuere
Untersuchungen ergaben, bis in vorromanische Zeit (wohl 10. Jh.) zurückverfolgen.
An die Stelle einer geosteten Saalkirche mit um Mauerstärke eingezogener Apsis trat
um 1200 der Neubau einer erweiterten vermutlich dreischiffigen Kirche mit Hauptapsis
und Seitenapsiden. Durch Erweiterung, insbesondere durch Herausrücken des wehr-
haften Westturms aus dem Baukörper, nahm die Kirche ihren heutigen Umfang an.
Neben einer bemerkenswerten, vornehmlich aus dem 18. Jh. stammenden Ausstattung
(Altarwand, Orgelprospekt) haben sich an der Ostwand noch Reste einer hochgoti-
schen Ausmalung erhalten.


Michaeliskirche in Hedemünden, Grundrißplan mit Vorgängerbauten (nach K. Grote)

Für das Verständnis der Stadtkirchen sind neben der architektonischen Gestaltung
auch die Einbindung ins Stadtgefüge und die Gliederung des Kirchplatzes mit den
raumumschließenden Platzwänden von grundlegender Bedeutung, da erst durch das
Zusammenwirken von repräsentativer Sakral- und schlichter, kleinteiliger Profanarchi-
tektur ein besonderes Verhältnis kontrastierender Wechselwirkung entsteht, aus der
sich Rangordnung entwickelt.
Klosterkirchen
Neben den prächtigen Klosterkirchen sind es die einst stattlichen, nur noch rudimentär
überkommenen monastischen Anlagen mit ihren beherrschenden Abteikirchen, die
Zeugnis ablegen vom Kunstschaffen jener Zeit und die abseits der großen städtischen
Zentren gelegen, eindrucksvolle Markierungen im südniedersächsischen Kreisgebiet
setzen.
Zu den eindrucksvollsten Anlagen zählt zweifellos die 1093 zu Ehren des Hl. Thomas
und Nicolaus geweihte Abteikirche des Benediktinerklosters Bursfelde, von der seit
dem frühen 15. Jh. eine große benediktinische Reformbewegung, die „Bursfelder Kon-
gregation“, ausging, der sich weit über 100 Klöster anschlossen. Von der einstigen
Bedeutung, Einflußnahme und Eigenständigkeit der Klosteranlage am malerischen
Oberlauf der Weser, deren Gründungsgeschichte nicht eindeutig gesichert ist, künden
nur noch die Abteikirche sowie ansatzweise die im heutigen Pächterwohnhaus erhalte-
nen Teile der Klausurgebäude.
Der ursprünglich als „Wegebau“ konzipierte Innenraum der dreischiffigen, querschifflo-
sen, flachgedeckten Basilika wird durch einen eingeschobenen Querraum, der, so wird
angenommen, die Bedeutung eines Chorus minor besaß und Mitte des 19. Jh. durch
die Nutzung des Chores als Gemeindekirche eine wesentliche Umgestaltung erfuhr,
in West- und Ostkirche unterteilt. Reste des im späten 11. Jh. entstandenen Gründungs-

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