Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Unweit von Harste hat sich im ehemaligen Vorwerk Eddigehausen eine nahezu ge-
schlossene, einheitlich wirkende Gesamtanlage erhalten, die im wesentlichen aus der
Mitte des 18. Jh. stammt. Überragt von der eindrucksvollen Burgruine Plesse, wird
die heutige Gutsanlage von den zur Straße ausgerichteten „barocken“ Wirtschaftsge-
bäuden geprägt, die, durch ein Torhaus miteinander verbunden, vermutlich Stallungen
und Speicher aufnahmen. Akzentuiert sind die ursprünglich verputzten Bruchsteinbau-
ten aus der Mitte des 18. Jh. durch schlichte Werksteingliederungen.
Aus einem offenbar bereits im Mittelalter befestigten Adelssitz ging das östlich von
Settmarshausen gelegene Gut Olenhusen hervor, das auch aufgrund des überkomme-
nen Baubestandes zu den wichtigsten Anlagen im Kreisgebiet zählt. Im Zweiten Welt-
krieg erheblich zerstört - vernichtet wurden Wirtschaftsgebäude und das repräsenta-
tive Herrenhaus (Castrum), in dem sich auch die Gutskapelle befand -, wird das
abgeschieden gelegene Gut Olenhusen von den überwiegend in Fachwerk errichteten
Wohnwirtschaftsgebäuden (2. Hälfte 19. Jh.) bestimmt, die einen langgestreckten
rechteckigen Wirtschaftshof umschließen. Herauszuheben ist der etwa 10 m hohe
mittelalterliche Bruchsteinturm, der als Treppenturm des schloßartigen Amtshauses
diente. Von der ehemaligen, durch Turmwerke gesicherten Ringmauer, die einst schir-
mend den Herrensitz umschloß, haben sich nur noch Teile erhalten.
Auf dem Areal der Mariensteiner Meierhöfe in Bovenden entstand um 1777 das ehema-
lige „Amtshaus“, das als „Wohnung der Amtsbedienten“ und als „fürstliches Absteige-
Quartier“ genutzt wurde. Die Residenz war bis zu ihrer Eingliederung ins Königreich
Hannover 1816 im Besitz der Landgrafen von Hessen-Rotenburg. Die stattliche, doch
zurückhaltend gegliederte Gesamtanlage besteht aus einem zum Tie ausgerichteten
Mittelbau, der von flankierenden Pavillons eingefaßt wird, an die sich einst langge-
streckte, den inneren Amtshof begrenzende Wirtschaftsgebäude anschlossen. Dem
21/2geschossigen Putzbau unter Mansardwalmdach ist eine zweiläufige Freitreppe vor-
gelegt, die mit dem Balkon die Mittelachse des heute als Forstamt genutzten Baues
betonen.
Weitaus schlichter ist das Gut der Herren von Stockhausen in Imbsen, das durch die
Errichtung von Ersatzbauten viel von seiner ursprünglichen Gestalt verloren hat. Das
offenbar noch aus dem frühen 18. Jh. stammende, heute freistehende Herrenhaus
stellt sich als symmetrisch aufgebauter holzverschalter Fachwerkbau dar.
Mit großem repräsentativen Anspruch sind die auf historisierende Schmuck- und Zier-
formen zurückgreifenden Herrenhäuser in Löwenhagen, Heißental und Reibstein erbaut
worden. Die in Gartenanlagen eingebundenen und an städtischen Vorbildern orientier-
ten Bauten aus der Zeit um 1900 heben sich weitaus klarer von den zum Gutsbetrieb
gehörenden Wirtschaftsbauten ab.
Hervorzuheben sind auch die aus den säkularisierten Klöstern hervorgegangenen
Gutsanlagen in Hilwartshausen, Bursfelde und Mariengarten. Am Flußbogen der Ober-
weser, nördlich von Münden, entstand das Klostergut Hilwartshausen mit dem ehemali-
gen Vorwerk Eichhof am gegenüberliegenden östlichen Weserufer. Heute setzt das
offenbar auf dem Gelände des ehemaligen Kreuzgangs entstandene Verwalterhaus
einen markanten Akzent. Der doppelgeschossige, allseitig holzverschalte Fachwerkbau
wird durch eine überbaute Freitreppe mit Frontgiebel betont. Zu der in der 2. Hälfte
des 19. Jh. erweiterten Gesamtanlage gehört ein zur Weser hin terrassierter kleiner
Park mit Schneckenturm.
Durch die Weserfurt mit dem Klostergut verbunden, entstand das Vorwerk Eichhof,
eine homogen wirkende, geschlossene Gebäudegruppe, die neben ihrer regional-
geschichtlichen und baugeschichtlichen Bedeutung eine weitere Dominante im Ober-
wesergebiet bildet. Aus dem überkommenen Baubestand heben sich das in Bruchstein
errichtete breitgelagerte Haupthaus des frühen 18. Jh. und die im Kern mittelalterliche
„Zehntscheune“ ab.
Sehr heterogen wirkt indes die von Landgraf Carl zu Hessen um 1720/22 gegründete
Domäne in Bursfelde, die auf dem Areal der weiträumigen, einst einflußreichen Kloster-
anlage der Benediktiner entstand. Offenbar wurden die noch überkommenen Gebäu-
dereste abgetragen und das gewonnene Baumaterial zur Errichtung der Wirtschaftsge-
bäude verwendet. Erhalten hat sich neben der alles beherrschenden Klosterkirche das
z. T. vor die Kirchenfassade gezogene Pächterhaus von 1722 (heute Tagungszentrum)
- ein doppelgeschossiger Putzbau unter hohem Walmdach. Außerhalb des umfriedeten
Klostergutes sind zwei langgestreckte Massivbauten des frühen 19. Jh. hervorhebens-
wert, die u. a. als Krug-, Deputat- und Schulgebäude dienten.
Lage, Aufbau und Gestalt des in der 2. Hälfte des 13. Jh. südwestlich von Dramfeld
gegründeten Zisterzienserinnenklosters Mariengarten veranschaulicht der Merianstich
von 1654. Neben der dominierenden Klosterkirche und dem südlich anschließenden
Klosterhaus aus dem 1. Drittel des 16. Jh. hebt sich das Pächterhaus aus der vielgliedri-

28
 
Annotationen