der wirtschaftlichen Lage ablehnte. Auch der
von C. Schriver 1723 gefertigte Plan gibt nur
zum Teil Aufschluß über die vollständige Befe-
stigunganlage jener Zeit.
Eine markante Stellung im Befestigungsgürtel
nahm das am Südende der Lange Straße gele-
gene Obere Tor ein, das bereits 1318 im Lehns-
buch Herzog Ottos des Milden erwähnt wurde.
Als Herzog Erich I. den Verlauf der Befesti-
gungslinie erweiterte, entstand ein vorgescho-
benes Torbollwerk, daß 1502 ausgebaut und
1575/79 unter Erich II. vollendet wurde. Von
dem einstigen Bollwerk hat sich nur der mäch-
tige Ostturm, die Rotunde, erhalten, der in den
letzten Jahren historisierend mit einem schie-
fergedeckten steilen Kegeldach versehen
wurde. Ein prächtiger Wappenstein Herzog
Erich II. und eine Inschriftentafel aus dem frü-
hen 16. Jh. erinnern an den Ausbau des Boll-
werks.
Der 1515 erstmals erwähnte Fangenturm (fan-
gen-torn) - nach dem ehemaligen angrenzen-
den Wirtsgarten des Hotels Zur Krone auch
Kronenturm genannt - liegt nördlich der Bahn-
hofstraße und zählt zu den ältesten Türmen
Mündens. Nördlich des Turmes schließt sich
ein Stadtmauerrest an, der einst bis zum sog.
HampeschenTurm verlief. Der zwischen Schul-
straße und Am Plan gelegene Hampesche
Turm, der in den Stadtrechnungen des 15. bzw.
16. Jh. als Neuer- oder Hohler Turm bezeichnet
wird, diente, wie auch der erstmals 1410 quel-
lenmäßig belegte Fährenpfortenturm südlich
der Radbrunnenstraße der Firma Haendler und
Natermann als Schrotturm. Beide Türme
wurden 1848 bzw. 1910 erhöht und mit einem
historisierenden Zinnenkranz versehen. Am
einstigen Burggraben, der Nordostecke des
Stadtareals, hat sich noch der sog. Taternturm,
der ehemalige Pulverturm des Schlosses, frag-
mentarisch erhalten. Der etwa drei Meter hohe
mit geschlämmtem Bruchsteinmauerwerk er-
richtete runde Turmstumpf schließt mit einem
steilen, schiefergedeckten Kegeldach ab. Ne-
ben den genannten Befestigungswerken si-
cherten der 1626 zerstörte Pulverturm südlich
von St. Ägidien, der Stumpf eines hufeisenför-
migen Bollwerks an der einstigen Notmühle in
unmittelbarer Nähe der heutigen „Glitzerburg”
(Wall 12) und ein in den Quellen als „Rundehl”
bezeichnetes und wohl zum Schutze der nahe-
gelegenen Viehpforte errichtetes Bollwerk etwa
in Höhe der Einmündung der Straße Am Plan
in die Wallanlagen die Ostseite der Stadt. Quel-
lenmäßig belegt ist ferner die in unmittelbarer
Nähe der Burg gelegene Herrenpforte (de he-
ran porten). Zur Sicherung der in die Stadtum-
wallung einbezogenen Burg und der Ende des
15. Jh. urkundlich nachweisbaren Graben-
pforte entstand ein heute noch fragmentarisch
erhaltenes „Rondel” an der Nordwestecke der
Burg.
Die zur Werra orientierte Befestigungslinie zeigt
neben den Stadtmauerresten am Dielengraben
und Wanfrieder Schlagd und ihren im 16. und
17. Jh. auf bzw. in die Mauer eingebundenen
malerischen Mauerhäusern noch ein etwa 10 m
hohes, die Stadtmauer kaum überragendes
Turmfragment mit annähernd quadratischer
Grundfläche, das heute mit einem niedrigen
Satteldach eingedeckt ist (Sydekumstraße 13).
Zu den wohl wichtigsten Verteidigungsbauten
der Stadt gehörte zweifellos das an der
Schlagdspitze gelegene Bollwerk, auch Syde-
kum genannt. Es wurde 1729 überbaut und
beherbergt seit 1872 die Loge „Phythagoras zu
den drei Strömen”. Das Bollwerk sicherte zu-
gleich die am Ende der Kiesau gelegene Fisch-
pforte (visportem).
Kasseler Schlagd, „Stumpfe Turm” Bremer Schlagd/Wanfrieder Schlagd, Sydekum-
Bollwerk
Bremer Schlagd, „Dünne Turm” Obere Tor, Rotunde
130
von C. Schriver 1723 gefertigte Plan gibt nur
zum Teil Aufschluß über die vollständige Befe-
stigunganlage jener Zeit.
Eine markante Stellung im Befestigungsgürtel
nahm das am Südende der Lange Straße gele-
gene Obere Tor ein, das bereits 1318 im Lehns-
buch Herzog Ottos des Milden erwähnt wurde.
Als Herzog Erich I. den Verlauf der Befesti-
gungslinie erweiterte, entstand ein vorgescho-
benes Torbollwerk, daß 1502 ausgebaut und
1575/79 unter Erich II. vollendet wurde. Von
dem einstigen Bollwerk hat sich nur der mäch-
tige Ostturm, die Rotunde, erhalten, der in den
letzten Jahren historisierend mit einem schie-
fergedeckten steilen Kegeldach versehen
wurde. Ein prächtiger Wappenstein Herzog
Erich II. und eine Inschriftentafel aus dem frü-
hen 16. Jh. erinnern an den Ausbau des Boll-
werks.
Der 1515 erstmals erwähnte Fangenturm (fan-
gen-torn) - nach dem ehemaligen angrenzen-
den Wirtsgarten des Hotels Zur Krone auch
Kronenturm genannt - liegt nördlich der Bahn-
hofstraße und zählt zu den ältesten Türmen
Mündens. Nördlich des Turmes schließt sich
ein Stadtmauerrest an, der einst bis zum sog.
HampeschenTurm verlief. Der zwischen Schul-
straße und Am Plan gelegene Hampesche
Turm, der in den Stadtrechnungen des 15. bzw.
16. Jh. als Neuer- oder Hohler Turm bezeichnet
wird, diente, wie auch der erstmals 1410 quel-
lenmäßig belegte Fährenpfortenturm südlich
der Radbrunnenstraße der Firma Haendler und
Natermann als Schrotturm. Beide Türme
wurden 1848 bzw. 1910 erhöht und mit einem
historisierenden Zinnenkranz versehen. Am
einstigen Burggraben, der Nordostecke des
Stadtareals, hat sich noch der sog. Taternturm,
der ehemalige Pulverturm des Schlosses, frag-
mentarisch erhalten. Der etwa drei Meter hohe
mit geschlämmtem Bruchsteinmauerwerk er-
richtete runde Turmstumpf schließt mit einem
steilen, schiefergedeckten Kegeldach ab. Ne-
ben den genannten Befestigungswerken si-
cherten der 1626 zerstörte Pulverturm südlich
von St. Ägidien, der Stumpf eines hufeisenför-
migen Bollwerks an der einstigen Notmühle in
unmittelbarer Nähe der heutigen „Glitzerburg”
(Wall 12) und ein in den Quellen als „Rundehl”
bezeichnetes und wohl zum Schutze der nahe-
gelegenen Viehpforte errichtetes Bollwerk etwa
in Höhe der Einmündung der Straße Am Plan
in die Wallanlagen die Ostseite der Stadt. Quel-
lenmäßig belegt ist ferner die in unmittelbarer
Nähe der Burg gelegene Herrenpforte (de he-
ran porten). Zur Sicherung der in die Stadtum-
wallung einbezogenen Burg und der Ende des
15. Jh. urkundlich nachweisbaren Graben-
pforte entstand ein heute noch fragmentarisch
erhaltenes „Rondel” an der Nordwestecke der
Burg.
Die zur Werra orientierte Befestigungslinie zeigt
neben den Stadtmauerresten am Dielengraben
und Wanfrieder Schlagd und ihren im 16. und
17. Jh. auf bzw. in die Mauer eingebundenen
malerischen Mauerhäusern noch ein etwa 10 m
hohes, die Stadtmauer kaum überragendes
Turmfragment mit annähernd quadratischer
Grundfläche, das heute mit einem niedrigen
Satteldach eingedeckt ist (Sydekumstraße 13).
Zu den wohl wichtigsten Verteidigungsbauten
der Stadt gehörte zweifellos das an der
Schlagdspitze gelegene Bollwerk, auch Syde-
kum genannt. Es wurde 1729 überbaut und
beherbergt seit 1872 die Loge „Phythagoras zu
den drei Strömen”. Das Bollwerk sicherte zu-
gleich die am Ende der Kiesau gelegene Fisch-
pforte (visportem).
Kasseler Schlagd, „Stumpfe Turm” Bremer Schlagd/Wanfrieder Schlagd, Sydekum-
Bollwerk
Bremer Schlagd, „Dünne Turm” Obere Tor, Rotunde
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