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Pfarrkiche St. Martini

ROSDORF-VOLKERODE

Die schlichte Pfarrkirche in Sieboldshausen un-
terscheidet sich äußerlich kaum von anderen
Dorfkirchen des Göttinger Landes, hat jedoch
als eine der Urpfarreien im Archidiakonat Nör-
ten und dann als Sitz eines Archipresbyters
(Erzpriesters) vom Mittelalter bis zur Reforma-
tion einen weit über die Dorfgrenzen hinausge-
henden Platz eingenommen. Wie neuere Kir-
chenschiffgrabungen belegen, entstand unter
Einbeziehung des Vorgängerbaus, einer ein-
schiffigen romanischen Kirche wohl aus der 2.
Hälfte des 12. Jh. mit Westriegel, 1775/76 eine
verputzte Saalkirche mit breitem dreigeteiltem
westlichen Turmbereich sowie einem eingezo-
genen östlichen Rechteckchor.
In der Innenausstattung der zwischen 1979-82
grundlegend restaurierten Kirche gehören ein
von Meister L. Nickel (Grone) 1711 geschaffener
Kanzelaltar. Aus der Werkstatt St. Heerens
stammt die Orgel von 1860.

Volkerode, im südwestlichen Teil der Gemeinde
Rosdorf gelegen, zählt zu den verhältnismäßig
jungen Orten des Landkreises Göttingen. Be-
reits die Endung „-rode” deutet auf die Rodung
von Wald hin, um neues Ackerland zu gewinnen
- zu einer Zeit, als der verfügbare Raum für
eine bereits vorhandene Bevölkerung zu eng
wurde. Urkundlich erwähnt wird „Volcharde-
rode” erstmals 1297. Mit dem Kauf des Schä-
ferhofes und des Zehnten verstärkte sich die
Einflußnahme des Klosters Mariengarten um
1500 in Volkerode.
Eine selbständige Pfarre bestand nicht; von je-
her war das Dorf ein Filial von Sieboldshausen.
Die Gegenüberstellung der Feldmarkkarte von
1873 mit dem heutigen Ortsgrundriß belegt,
daß sich Wegenetz und Gliederung des unre-
gelmäßigen Haufendorfes bis auf geringfügige
Veränderungen kaum gewandelt haben. Zu-
dem hat es eine ablesbare Ortsranderweite-
rung im ausgehenden 19. und frühen 20. Jh.
nicht gegeben. Oberdorf und Unterdorf sowie
die Karl-Bertling-Straße bilden in Verbindung
mit der Straße An der Tränke, die durch mar-

kante Richtungsänderungen geprägt wird, das
Hauptstraßengerüst. An den Knotenpunkten
ergeben sich zum Teil platzartige Erweiterun-
gen (An der Worth/Unterdorf; Oberdorf/An der
Tränke). Die Hofparzellen zeigen unterschiedli-
che Formen und Strukturen: Zwischen Ober-
dorf/Unterdorf und dem Bachverlauf überwie-
gend großzügig bemessene, unregelmäßig ge-
schnittene Parzellen, die sich vor der Verkop-
pelung in die Feldmark fortsetzten. Für das
Ortsbild Volkerodes charakteristisch ist der
Wechsel von „mehrgebäudigen”, stattlichen
Hofstellen und bescheidenen, kleinteiligen
Wohnwirtschaftsgebäuden, die häufig die Ge-
stalt eines Hakenhofes aufweisen. Beherrscht
wird der Kern des Altdorfes von der exponiert
gelegenen, als Dorfkrone wirkenden Kirche, die
sich markant von der umgebenden Fachwerk-
architektur abhebt.
Neben der Kirche ist als weiterer, historisch
besonders bedeutsamer Bereich der Tie an der
Straßengabelung Oberdorf/Unterdorf und An
der Tränke anzusehen. Der überwiegende Teil
des rezenten Althausbestandes stammt aus
der 2. Hälfte des 19. Jh., der häufig durch neu-
zeitliche Behänge und Verkleidungen sowie

Sieboldshausen, Tiestraße 7, Wohnwirtschaftsgebäude


Sieboldshausen, Kirche St. Martini, Blick von Südwesten


Volkerode, Kirche, 1891, Blick von Südosten



Sieboldshausen, Kirche St. Martini,
Blick zur Orgelempore

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