Ehern. Amtshof, südl. Zufahrt an der Burgstraße
Baulichkeiten in der Mehrzahl dem 18.Jh. ent-
stammen und von der mittelalterlichen Burg-
anlage, die einst ihren Platz einnahm, kaum
noch eine Vorstellung aufkommen lassen
(Burgstraße 2). Deren Gestalt ist in ihren
Einzelheiten nicht überliefert. Allein Merians
Ansicht von Hardegsen aus dem Jahre 1653
gibt einen, wenn auch ungenauen und unvoll-
ständigen Eindruck von der Anlage in ihrem zu
dieser Zeit bereits teilweise ruinierten Zustand.
Er zeigt die Burg als eine ausgedehnte, von zin-
nenbekrönter Mauer umschlossene Baugrup-
pe, innerhalb welcher vor allem der mächtige,
1780 abgebrochene Bergfried auffällt. Das
eigentliche Wohngebäude der Burg befand sich
westlich des Bergfrieds und ist als Ruine im
Stich noch zu erkennen. Der Umfang der Burg
entsprach etwa dem gegenwärtigen Domänen-
geviert, wobei die Ringmauer, die das auf dem
Felssockel erhöht liegende Burgareal umgab, in
ihrem Verlauf zum großen Teil mit den Außen-
mauern der heutigen Wirtschaftsflügel der
Domäne zusammenfällt und mit ihrem Mauer-
werk in ihnen enthalten sein dürfte. Auf der
Nordseite, wo der Domänenhof nicht geschlos-
sen ist und sich zum ehemaligen Küchengarten
hin öffnet, war die Mauerlinie unregelmäßig.
Hier bot ein tief in den Fels eingeschnittener
(heute zugeschütteter) Graben zusätzlichen
Schutz. Reste der Mauer der Nordseite, z.T. auf
gewachsenem Fels, finden sich noch westlich
des Muthauses. Auf den übrigen Seiten war die
Burgmauer teilweise von einem erheblichen
Geländeabfall begleitet. Wie die spätere Domä-
ne besaß die Burg ihre Haupteinfahrt im Süden
am Ende der Burgstraße, eine zweite Zufahrt,
zu welcher der Weg von der Burgmühle im Tal
den steilen Hang hinaufführte, befand sich auf
der Nordseite.
Die alte baufällig gewordene Burg wurde be-
reits seit dem Ende des 17.Jh. und im Verlauf
des 18.Jh. abgebrochen, und abgesehen von
den Resten der alten Ring- und Stützmauern
und einiger mittelalterlicher Mauersubstanz, die
an verschiedenen baulichen Anlagen noch
erkennbar ist, gibt einzig der mächtige, turmar-
tige Bau des so genannten Muthauses, der
heute die Stadtsilhouette bekrönt, noch ein Bild
von der einstigen Stattlichkeit der Burganlage
des Mittelalters. Dieser den Muthäusern auf den
ehemaligen Burgen in Beverungen, Lindau und
Jühnde in seiner Art verwandte, aus sorgfältig
bearbeiteten Sandsteinquadern errichtete Bau,
der im Grundriss 13,5 zu 25,5 m misst, besitzt
über einem gewölbten Kellergeschoss drei
hohe flach gedeckte Geschosse und eine Ge-
samthöhe von fast 35 m. Mauerrücksprünge an
den Innenseiten der Giebel, die einer weiteren
Balkendecke als Auflagen gedient haben
müssen, deuten darauf hin, dass das Muthaus
ursprünglich noch höher gewesen sein muss.
Während das Untergeschoss mit Mauerstärken
von 2,40 m mächtige gotische Kreuzgewölbe
aufweist, die auf drei achteckigen Pfeilern ru-
hen, haben die drei oberen Geschosse Balken-
decken, die von jeweils drei hölzernen Pfeilern
gestützt werden. Jedes der drei Stockwerke
enthält einen hohen saalartigen Raum, zwi-
schen den Geschossen vermitteln hölzerne
Treppen. Äußerlich ist der wuchtige Baukörper
gänzlich schmucklos und zeigt als einzige
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