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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0107
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Gliederung ein Sohlbankgesims unterhalb der
Fenster des zweiten Obergeschosses. Die
Fenster selbst sind in ihrer Gestalt unter-
schieden: den Rechteckfenstern des ersten
und dritten Obergeschosses, die in der Mehr-
zahl oben mit einem gotisch-gerundeten Profil
abschließen, stehen im zweiten Obergeschoss
sehr hohe Fenster mit flachen Stichbögen
gegenüber. Eine Inschrift an einem Fenster-
gewände auf der Westseite gibt Auskunft über
das Erbauungsdatum (1324) und nennt als die
Namen der Erbauer Conrad und Ludwig von
Rosdorf. Nicht völlig geklärt ist die einstige
Zweckbestimmung des Muthauses. Die hohen
Fensteröffnungen mit Fenstersitzplätzen, ein
Kamin im Inneren, aber auch die Abortvor-
bauten an der Nordseite und ebendort am
Giebel vorkragende Konsolen, die einen Balkon
getragen haben dürften, machen jedoch deut-
lich, dass das Muthaus ursprünglich neben
Wirtschaftszwecken auch dem Wohnen ge-
dient hat. In späterer Zeit wurde es als Zeug-
haus, Kanzlei und schließlich als Speicher
genutzt. Heute ist es Fremdenverkehrszentrum.
An den Südgiebel des Muthauses angebaut
und Mittelpunkt des großen Domänenhofs ist
das ehemalige Amtshaus und spätere
Pächterwohnhaus der Domäne, ein gut propor-
tionierter Barockbau mit Sandsteineinfassun-
gen und Eckquaderungen, erbaut 1780 aus
den Quadern des damals abgebrochenen
Bergfrieds der alten Burg. Die ausgedehnten,
der Amtsverwaltung und Ökonomie dienenden
Flügel, die Muthaus und Amtshaus in einem
geräumigen Rechteck umgeben, sind zumeist
Bruchsteinbauten mit Sandsteineinfassungen,
die ihre heutige Gestalt im Verlauf des 18. und
19.Jh. erhielten unter Verwendung älterer
Anlagen und der Sockel- und Außenmauern
der alten Burg, errichtet mit dem Baumaterial,
das mit dem Abbruch der Burg anfiel. Erheb-
liche Reste mittelalterlichen Mauerwerks enthält
das neben der nördlichen Toreinfahrt befind-
liche so genannte Hagenhaus, das im 18. und
19.Jh. als Schweinestall genutzt wurde. Das
benachbarte ehemalige Amtsstubengebäude
trägt die Jahreszahl 1728, hier befand sich im
18.Jh. auch das Gefängnis, später das Amts-
gericht. Auf das Jahr 1726 ist der Westflügel
datiert, der ehemals Ställe und Wohnungen
enthielt. 1803 entstand die südliche Torein-
fahrt an der Burgstraße, westlich benachbart
liegt die große Amtsscheune und östlich das
ehemalige Verwalterhaus mit anschließendem
Stallgebäude. Zum Domänenhof tritt am Nord-
rand des alten Amtsgartens der Schafstall, ein
langer Bruchsteinbau aus dem 18.Jh. Nach
Auflösung der Domäne im Jahr 1972 ist die An-
lage seit 1973 im Besitz der Stadt Hardegsen.
Stadtbefestigung
Unmittelbar an den ummauerten Burgbezirk
setzten im Nordosten und Südwesten die
Mauern der mittelalterlichen Stadtbefestigung
an, die Hardegsen nach seiner Erhebung zur
Stadt unter Herzog Otto dem Quaden in der 2.
Hälfte des 14.Jh. erhielt. Aus den Stadtan-
sichten Johannes Letzners (1595) und Merians
(1653) lässt sich eine Vorstellung vom

Ehern. Amtshof, Nordostflügel



Ehern. Amtshof, Amtshaus, 1780

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