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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0114
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Lange Straße 21, ehern. Rathaus, um 1680


Hinterstraße, Blick nach Westen mit den Wohnhäusern Hinterstraße 12, 10 ff.


Brüstungszonen der beiden Obergeschosse
treten in allen drei Geschossen dünne
Ecksäulchen an den Eckständern mit reich aus-
gearbeiteten Kapitell- und Piedestalzonen.
Ganz verwandte Giebelgestaltung weist auch
das leider stärker veränderte Haus Lange
Straße 31 auf, das zweifellos vom selben
Zimmermeister errichtet wurde. Bescheidener
zeigt sich das zweigeschossige Haus Lange
Straße 36 mit einfachen Geschossvorkragun-
gen über gerundeten Balkenköpfen und
Füllhölzern und geraden Kopfbändern in den
Brüstungszonen. Typische Bürgerhäuser der
Wiederaufbauzeit nach dem Brand von 1678
sind benachbart auch Lange Straße 38 und 40
(mit Geschossvorkragungen über kannelierten
Balkenköpfen und profilierten Füllhölzern) sowie
Lange Straße 35 und 37 (gleichfalls mit Ge-
schossvorkragungen über kannelierten Balken-
köpfen, Nr. 37 mit profilierter und ornamentier-
ter Schwelle erbaut 1685).
Auch das etwa in der Mitte der Langen Straße
gelegene Rathaus war 1678 vom Brand nicht
verschont geblieben. Nach der Hardegser
Chronik Johannes Letzners war es 1416 erbaut
worden und ein steinernes Gebäude, das
einiger Stattlichkeit offenbar nicht entbehrt
hatte (Lange Straße 21). 1678 brannte es bis
auf seine sehr festen Mauern nieder. Unter
Einbeziehung der massiven Teile des Ur-
sprungsbaues, die noch heute die Giebelseiten
und Rückseite des ehemaligen Rathauses
bilden, bekam es beim Wiederaufbau 1680 eine
Fachwerkvorderseite, die nun bis zur Straßen-
fluchtlinie vorgezogen wurde. Die breite
dreigeschossige Fachwerkfront besitzt im
zweiten Obergeschoss eine im Sinne der Zeit
um 1680 gestaltete Geschossvorkragung,
während das Fachwerkgerüst sonst in jüngerer
Zeit stark erneuert wurde. Damit erhielt das
Haus seine wenig repräsentative äußere
Gestalt, die, nachdem die Stadtverwaltung
1952 das alte Rathaus verlassen hatte, durch
den nachfolgenden Umbau von 1960 nicht
eben eine Aufbesserung erfuhr. Nach dem
Auszug aus dem alten Rathaus nahm die
Stadtverwaltung ihren neuen Sitz nunmehr
außerhalb der Stadtmauern in dem 1922 vor
dem unteren Stadttor erbauten ehemaligen
Direktorenwohnhaus der Portland-Zement-
Fabrik Hardegsen, einem in den Formen eines
Herrenhauses der Zeit um 1800 mit Gestaltele-
menten des Barock und Klassizismus qualität-
voll durchgebildeten Putzbau (Vor dem Tore 1,
Arch.: Gebr. Frankenberg, Northeim).
Folgt man der Langen Straße in westlicher
Richtung vor das ehemalige obere Tor, so liegt
linker Hand das Gebäude der einstigen
Brauerei Hardegsens, ein heute zu Wohn-
zwecken umgebauter schlichter dreigeschos-
siger Fachwerkbau, dessen ursprüngliche Be-
stimmung durch die Lüftungsgitter seines
Daches, die zum Trocknen des hier gelagerten
Malzes erforderlich waren, noch angedeutet
wird. Ein städtisches Brauhaus vor dem oberen
Tor, das damals der Brandgefahr wegen außer-
halb der Stadtmauern angelegt war, gab es
schon seit 1574. Das neue Brauereigebäude
wurde 1839 erbaut und war noch bis zum
Ende des 19.Jh. in Betrieb (Lange Straße 49).

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