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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0118
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Espol, Kespernstraße 38, Wohnwirtschaftsgebäude


bildet hier eine Gruppe von Fachwerkbauten, in
der ein altes Wohnwirtschaftsgebäude ein
besonderes Interesse verdient. Der zweige-
schossige Bau, dessen Obergeschoss z.T. über
profilierten, z.T. über gerundeten Bal-
kenköpfen leicht vorkragt, wird der Mitte bis
2. Hälfte des 18.Jh. entstammen. Mit seiner
leicht aus der Mitte verschobenen Quereinfahrt,
die kräftig in das Obergeschoss eingreift, weist
er die typische Anlage des Querdielenhauses
der Region auf und gehört heute zu den am
weitesten östlich gelegenen Zeugnissen für den
vom Oberweserraum ausgehenden Einfluss
niederdeutscher Hausformen im Bearbeitungs-
gebiet (Am Gretchenbach 3).
Die Abgeschiedenheit des kleinen Ortes fand in
der 2. Hälfte des 19,Jh. ihr Ende, als die neue
Bahnlinie Northeim-Ottbergen hart am Ortsrand
angelegt und unweit westlich mit einem 958 m
langen Tunnel durch den Bollert in Richtung
Uslar geführt wurde. Die Arbeiten an dem
Tunnelbauwerk begannen 1873, seine schlich-
ten, aus Sandsteinquadern erbauten Portale
entsprechen in ihrer Gestaltung etwa denen
des im Zuge dieser Strecke weiter westlich
erbauten Tunnels bei Wahmbeck (Flecken
Bodenfelde).
HARDEGSEN/ESPOL

Das Dorf, das am äußersten Nordrand des
heutigen Stadtgebiets in der von der Espolde
durchflossenen Talsenke liegt, die den Ostrand
des Sollings bezeichnet, wurde 1280 erstmals
in einer Urkunde des Stiftes Fredelsloh er-
wähnt. Innerhalb der alten hannoverschen
Verwal-tung gehörte Espol ursprünglich zum
Amte Uslar. 1852 kam es im Zuge der damali-
gen Verwaltungsreform im Königreich Hanno-
ver mit dem benachbarten Adeligen Gericht
Üssinghausen zum Amt Moringen, dem bereits
seit 1820 das Amt Hardegsen angegliedert
war. Seit der Gebiets- und Verwaltungsreform
von 1974 ist Espol nunmehr Ortsteil der Stadt
Hardegsen.
Die Ortsanlage mit ihrer seit alters her lang
aneinander gereihten Bebauung entlang der
Kespernstraße folgt der Führung einer alten
Straße von Northeim über Moringen nach Uslar,
die eine Nebenlinie des mittelalterlichen, über
Hardegsen verlaufenden Hauptweges vom
Leinetal zur Weser war und westlich von Espol
über die Hardegser Köpfe nach Delliehausen
führte. Die L 553, die den Ort in nordsüdlicher
Richtung mit Hardegsen und Fredelsloh
verbindet, wurde ab 1884 ausgebaut.
Espol ist Kapellengemeinde und mit der
Fredelsloher Pfarrei verbunden. Die Fachwerk-
kapelle, die heute das Zentrum des östlichen
Ortskerns bezeichnet, entstand 1811 und bildet
mit der Dorfschule einen einfachen, von einem
kleinen Dachreiter bekrönten Baukörper, der
1882 nach Osten erweitert wurde (Kespem-
straße 2). Im Ort befinden sich noch einige
ältere Bauernhäuser, darunter das ehemalige
Wohnwirtschaftsgebäude Brinkstraße 11
nördlich der Kapelle, ein Fachwerkbau aus der
1. Hälfte des 19.Jh., an dessen als Ständer-

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