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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0144
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Lindau, Fleckenstraße 8, Pfarramt der Kirche St. Peter und Paul

stanz wehrhaft anmutender Bruchsteinbau, der
mit dem „Mushaus“ in Hardegsen einen der
ältesten, nahezu vollständig erhaltenen profa-
nen Bauten Niedersachsens darstellt.
Das frei stehende, in unmittelbarer Nähe der
Rhume errichtete viergeschossige Mushaus
(= Vorratshaus; mhd.: Mahlzeit, Speise) hat eine
Höhe von 30 m (Mauerstärke bis 2,30 m) und
galt, nicht nur zu seiner Erbauungszeit, als
uneinnehmbar. Es diente der Verteidigung und
Lagerung umfangreicher Vorräte, die sowohl
aus der Eigenbewirtschaftung der zur Burg
gehörenden Ländereien als auch aus den
Naturallieferungen der abhängigen Bauern
stammten.
Ein steiles Satteldach schließt den blockhaft
wirkenden Bau ab, dessen dezentes umlau-
fendes Gesims oberhalb des zweiten Geschos-
ses kaum zur Gliederung des Außenbaues
beiträgt. Unterschiedliche Fenstergrößen und -
formen zeugen von einer Entwicklung, die der
wehrhafte Bau genommen hat. Spuren von
Satteldächern an den Außenmauern deuten auf
eine insgesamt mehrgebäudige Anlage hin.

Eine Urkunde von 1537 berichtet von einem
vorderen und einem hinteren Burglehen sowie
von einem Hohenstall und einem Burgfried. Bis
auf das Mushaus wurde die Burganlage im
Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Lindau, Brückenstraße, ehern. Mushaus, einst Teil der Lindauer Burg


Das Mushaus hat eine abwechslungsreiche
Nutzungsgeschichte hinter sich. 1872 wurde
eine Jutefabrik, später wurden hier Wohnungen
und Speiseraum der Fabrik untergebracht.
Nachdem 1946 die Feldartillerieeinheit den Bau
bezog, erwarb 1961 eine Kabelfabrik das
Mushaus.

KATLENBURG-LINDAU/SUTERODE
Die Ausläufer des Großen Heidberges im
Norden und des Jungenberges im Südwesten
bilden mit dem Katlenbach im Süden die
topographischen Voraussetzungen für die
räumliche Ausdehnung des etwas abseits der
Hauptdurchgangsstraßen gelegenen Ortes
Suterode. Er wird erstmals 1287 als „Suthe-
rode“ und 1324 als „Suterode“ urkundlich
genannt. Das kleinteilige, zweizeilige Straßen-
dorf, etwa 3 km südwestlich von Katlenburg,
wird in seiner Ortsstruktur anschaulich greifbar
in der Kurhannoverschen Landesaufnahme des
18.Jh., die für Suterode 36 „Feuerstellen“
ausweist. Die weitere Entwicklung des Dorfes
bis ins ausgehende 19.Jh. dokumentieren die
Königl. Preuss. Landesaufnahme und die
„Wegekarte der Feldmark Suterode“. Die
Preuss. Landesaufnahme von 1876 zeigt das
Hauptstraßengerüst, bestehend aus der leicht
gekrümmten Unteren Straße und der nahezu
parallel verlaufenden Bergstraße sowie der am
westlichen Ortsrand einmündenden Mahnte-
straße. Sie bilden zugleich die Begrenzungen
der zumeist rechteckigen Parzellen. Auch die
historischen Pläne belegen eine nahezu gleich-
mäßige Hofstellengruppierung, die über-
wiegend aus giebelständig ausgerichteten, in
Fachwerkbauweise erstellten Wohnwirtschafts-
gebäuden besteht, häufig erweitert durch paral-
lel angeordnete Wirtschaftsbauten.

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