Vorstadtbereiche
Güterbahnhofstraße 2, Villa, 1894
Jüd. Friedhof am Hagenberg
Bis zur Mitte des 19.Jh. hatte die kleine Stadt
ihren Grundriss, wie er in der Mitte des 18.Jh.
gewonnen war, kaum verändert. Erst gegen
Ende des Jahrhunderts begann an den
vorstädtischen Straßen und Wegen ein noch
ganz vereinzelter Anbau von Villen und kleinen
Landhäusern. Dieser frühen Phase der jüngeren
Stadtentwicklung entstammt die 1894 erbaute
Villa Güterbahnhofstraße 2, wohl der auf-
wendigste Bau dieser Gattung in Moringen.
Das 400 m vor dem ehemaligen Mannentor im
spitzen Winkel zwischen der Chaussee nach
Hardegsen (B 241) und dem Weg nach
Holtensen erbaute Haus ist ein zwei- bis
dreigeschossiger gelber Ziegelbau über lebhaft
gegliedertem Grundriss, der durch Gliederun-
gen, Einfassungen und Architekturteile in rotem
Sandstein reich im Sinne des Spätklassizismus
und der Neorenaissance durchgebildet ist.
Auch vor dem nördlichen Stadttor, dem ehe-
maligen Einbecker Tor, entstand seit dem Ende
des 19.Jh. erste vorstädtische Ansiedlung an
den alten Wegen nach Northeim, Einbeck und
Fredelsloh. Unter den hier erbauten Häusern
zeigt das villenartige Wohnhaus des Spar-
kassendirektors Sauthoff in der Einbecker
Straße 9, ein Bau der Jahrhundertwende (1897)
mit neugotischen Gestaltungselementen, über-
durchschnittlichen Aufwand. Eher Landhaus-
charakter hat das wenig entfernte Fachwerk-
wohnhaus des Zimmereibesitzers Kiel Lutter-
becker Straße 4 (erbaut 1908) mit reichen
Zierformen seines Fachwerkgerüsts. Von
schlichterer Erscheinung ist das 1905 errichtete
Wohnhaus Waldweg 4 unmittelbar vor dem
ehemaligen Oberen Tor, ein gut gestaltetes
Vorstadthaus, dessen Fachwerkgerüst sich in
seinen Abzimmerungsformen der älteren
Fachwerktradition in der Region anzuschließen
sucht.
Die allgemeine wirtschaftliche und technische
Entwicklung seit der 2. Hälfte des 19.Jh.
brachte für Moringen Neuerungen, wie den
Anschluss an das Eisenbahnnetz in den
siebziger Jahren und die gemeinsame Wasser-
versorgung für Stadt und Oberdorf zu Ende des
Jahrhunderts. Bald darauf folgte 1906 der Bau
eines städtischen Gaswerks im Nordosten vor
der Stadt durch die Berlin-Anhaltische Maschi-
nenbau AG (Mannenstraße 62). Aus seiner
Anlage, die bei der Umstellung auf Erdgas 1978
stillgelegt wurde, blieben der Gasbehälter und
das in gotisierenden Formen errichtete Ge-
bäude des Stadtdruckreglers erhalten, eine
technische Anlage, die zu den nur wenigen
Beispielen ihrer Art in Deutschland zählt, die
noch in einer ursprünglichen Gestalt überkom-
men sind.
Östlich vor der Stadt liegt an einem alten
vorstädtischen Verbindungsweg, der einst über
den Hagenberg nach Schnedinghausen führte,
die schon in der 1. Hälfte des 17.Jh. erwähnte
Hagenbergsmühle an der Moore. Ihre heutigen
Baulichkeiten sind ohne Interesse, nur noch
eine schöne Sandsteinbrücke aus der 1. Hälfte
des 19. Jh., mit der der Weg zur Mühle und zum
Hagenberg die Moore überquert, weist auf die
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