Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0179
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
MORINGEN/TH Ü DIN G HAUSEN

Von dem Dorf, das im Süden des Moringer
Beckens in einem fruchtbaren Ackerbaugebiet
liegt, besitzen wir schon aus einer Schenkungs-
urkunde des Klosters Fulda aus dem Jahre 978
als „Tutinhusen“ erste gesicherte Kunde.
Thüdinghausen liegt auf der Linie der alten und
wichtigen Heerstraße, die einst von Münden her
über Moringen nach Einbeck führte. In mittelal-
terlicher Zeit teilten sich weltliche und geistliche
Herren in den Besitz Thüdinghausens. So
gehörte das Dorf zum einen Teil als herzogli-
ches Vorwerk zu den Moringer Burggütern und
befand sich, wie ein Teil der Moringer Burg
selbst, im 13./14.Jh. in Lehensbesitz der
Herren von Rosdorf. Der kirchliche Grundbesitz
im Dorfe, der im 11.Jh. von Fulda an das Erz-
bistum Mainz gefallen war, wurde von diesem
spätestens im 12.Jh. dem Kloster Weende
übereignet, auf das die Gründung einer ersten
Kapelle nahe dem Klosterhof zurückgeht. Bis
1593 gehörte Thüdinghausen zum Amt Har-
degsen und wurde danach zum Amt Moringen
umgelegt, bei dem es in der Folge verblieb. Mit
51 Feuerstellen war es eines der größten Dörfer
des Moringer Amtes. Mit vielen Dörfern der
Region teilte Thüdinghausen das Schicksal
mehrfacher Verwüstungen im Verlauf der
Fehden des späten Mittelalters und im Dreißig-
jährigen Krieg. Besonders folgenreich für
Thüdinghausen war in jüngerer Zeit das Feuer,
das am 18. Juli 1777 fast den gesamten Ort
einschließlich seiner Kapelle vernichtete. Die im
Dorf heute noch erhaltenen Zeugnisse der
Ortsgeschichte dürften dementsprechend auch
in ihrer Entstehung nicht vor dieses Brandun-
glück zurückgehen. Im Übrigen hat sich der his-
torische Ortsgrundriss des Haufendorfes bis
heute weitgehend erhalten und in unserem
Jahrhundert nur geringfügige Erweiterungen
erfahren.
Thüdinghausen ist Kapellengemeinde und mit
der Pfarrei Lutterhausen verbunden. Die
Kapelle, deren dem hl. Petrus geweihten mittel-
alterlichen Vorgänger einst die Weender
Mönche ihrem Hof benachbart erbaut hatten,
befindet sich im östlichen Teil des Ortskerns.
1742 war die alte, im Dreißigjährigen Krieg
beschädigte Kapelle abgebrochen und an-
schließend durch einen größeren Neubau
ersetzt worden, der seinerseits bereits 1777
beim großen Dorfbrand wieder zerstört wurde.
Die heutige Kapelle entstand 1782 als ein ein-
facher rechteckiger Saalbau mit je vier hohen
Stichbogenfenstern an den beiden Langseiten,
ein Fachwerkbau, dem 1888 am Westgiebel ein
in den Formen der Neuromanik gestalteter und
relativ aufwendig in Sandsteinquadern ausge-
führter Turm vorgesetzt wurde (Kapellenweg).
Vereinzelt und zerstreut findet sich auf den
Höfen des Ortes eine Anzahl von Wohn- bzw.
Wohnwirtschaftsgebäuden, die in den Jahr-
zehnten nach dem großen Brand bis in den
Anfang des 19.Jh. hinein entstanden und die
Gestalt des älteren Bauernhauses im Ort noch
anschaulich machen können. Es handelt sich in
allen Beispielen um zweigeschossige Fach-
werkbauten mit Geschossvorkragungen über
gerundeten Balkenköpfen und Füllhölzern.


Oldenrode, Weperstraße, Kapelle St. Nikolai, Ansicht von Osten

Oldenrode, Weperstraße, Kapelle St. Nikolai, Zeichnungen zur Restaurierung von C.W.Hase, Ende 19,Jh.,
Grundrisse, Längs- und Querschnitt, Ansicht Westseite. Nieders. Landesamt für Denkmalpflege, Planarchiv


175
 
Annotationen