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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0220
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Blick von Südwesten in die Holzhäuserstraße



Straßenaufnahme der Kirchstraße, Blick von Südosten

umwehrte Stadt lockte in der Folgezeit die
Bewohner umliegender Dörfer und Siedlungen
an, die ihre Wohnstätten aufgaben. Die Folge
war das Wüstwerden der Dörfer Medenheim,
Sonderhagen, Sultheim und z.T. auch Langen-
holtensen. Die Medenheimer, die in enger Be-
ziehung zum Kloster standen, siedelten zwi-
schen Höckelheimer Tor, Stiftsfreiheit und
Stadtmauer. Dieser Abschnitt wird auch als
Medemer strafe (Medemer Dorf) bezeichnet,
die sich zur Schafstraße wandelte, benannt
nach der hier gelegenen Stadtschäferei. Nach
A. Hueg zogen die Bewohner aus Langen-
holtensen und Sonderhagen in den nördlichen
Stadtabschnitt, wo Holtenser (Holzhäuser)
Straße und huger strafe (Häuserstraße) ent-
standen.
Aus der Stadtgrundrissfigur hebt sich neben
den beiden geschichtsträchtigen, den frühmit-
telalterlichen Handelsrouten folgenden Haupt-
durchgangsstraßen die Neustadt ab, ein ge-
radlinig geführter, großzügig bemessener
Straßenzug, der von der Mühlenstraße nach
Westen abzweigt. Erstmals 1422 up der Ny-
genstadt urkundlich genannt, weist die
Bezeichnung Neustadt auf die Erweiterung der
Altstadt hin, die offenbar im 14.Jh. erfolgte. Ihre
südlichen Parzellen reichten bis zum Ahltucht,
einem schmalen Wasserlauf, der dem sumpfi-
gen Gelände des Breil auf dem Kiosterhof
entsprang. Im Norden verlaufen die Parzellen
bis zur Verlängerung der Mauerstraße, der
Unteren Straße.
Während die frühen Register aus der Mitte des
16.Jh. und des beginnenden 17.Jh. 475 bzw.
547 Bauten intra muros verzeichnen - nicht ein-
bezogen waren die Häuser auf der Stiftsfreiheit
- nennen die Quellen um 1780 und 1850 475
bzw. 523 Bauten.
Nach der Untersuchung von J. P. Rüling im
ausgehenden 18.Jh. sind zwischen 1700 und
1779 insgesamt 206 Häuser neu aufgebaut
worden, davon allein 126 in den Jahren 1710
bis 1725, „da den Erbauern aus der königlichen
Casse der dritte Theil der Baukosten gnädigst
geschenkt wurde.“ Obgleich ihr Bestand durch
mehrere Stadtbrände vornehmlich im 19.Jh.
erheblich reduziert wurde, lässt sich der über-
kommene Althausbestand bis in die Zeit um
1500 zurückverfolgen, obgleich der über-
wiegende Teil dem frühen 18. und frühen
19.Jh. angehört. Die zunächst nahezu aus-
schließlich in Fachwerk errichteten Bauten sind
traufständig ausgerichtet und ruhen auf Gewöl-
bekellern, die zumeist nur einen Teil der ge-
samten Hausgrundfläche einnehmen. Mit ihren
schmalen, bisweilen nur drei- und vierachsigen
Fassaden zeigen die Bauten gleichsam die
üblichen mittelalterlichen Parzellenbreiten an.
Bemerkenswert ist der hohe Bestand an mar-
kanten Ständer-Geschossbauten, vornehmlich
im östlichen Stadtgeviert (Häuserstraße, Holz-
häuserstraße, Breite Straße), die sich klar von
den übrigen stockwerkweise abgezimmerten
Bauten absetzen. Hauptmerkmal der frühen,
altertümlich anmutenden Fachwerkbauten ist
das Ineinandergreifen von Geschoss- und
Stockwerkbauweise. So sind Erd- und Zwi-
schengeschoss mittels durchlaufender Ständer
zusammengefasst, auf dem der straßenseitig

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