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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0232
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Breite Straße 45, Ständer-Geschossbau, wohl um 1600


an der zur Breiten Straße ausgerichteten
Hauptfront durch die Betonung einer Mittel-
achse in Gestalt eines breiten Einganges und
eines Balkons aufgehoben.
Weitaus qualitätvoller und differenzierter ist der
östlich anschließende Straßenabschnitt, begin-
nend mit dem Eckbau Breite Straße 36/Häuser-
straße bis zum dreiachsigen Ständer-Ge-
schossbau Breite Straße 54. Den Übergang zur
Häuserstraße schafft der dreigeschossige
Massivbau Breite Straße 36, den Schlächter-
meister H. Roberts 1908 errichten ließ.
Zeittypische, dezent gesetzte Zierformen glie-
dern den Putzbau, der mit einem ausgebauten
Mansarddach abschließt. An seine westliche
Giebelseite schließt das Haus Breite Straße 37
an, das so genannte Kassebeersche Haus von
1566, das aufgrund seiner prächtigen Fassa-
dengliederung zu den viel beachteten Beispie-
len Northeimer Fachwerkarchitektur gehört.
Dem als Ständer-Geschossbau abgezim-
merten traufständigen Bau ist um 1600 eine
vierachsige Utlucht an der rechten Hausfront
vorgelegt worden, die maßgeblich zur Wirkung
des repräsentativen Baues beiträgt. Tief ge-
kehlte Knaggen fangen den weit ausladenden
Oberstock ab, dessen Brüstungszone durch
flächenhaftes Schnitzwerk in Gestalt prächtiger
Fächerrosetten belebt wird. Unterbrochen wird
dieses Gliederungsband durch die Inschrifttafel:
DRINCK VND ETH GODES NICHT VORGET
BEWAR DINE ERHE DICK WIRT NICHT
MERHE DAN UMME VND AN DAR MITH
DAVAN.
Den Formvorstellungen der Zeit folgt die
Utlucht, deren Brüstungs- und Gebälkzone eine
reiche Bauzier aufweist, bestehend aus paar-
weise angeordneten Blendarkaturen, einge-
fasst von Zahnschnittfries, Perlband und
Tauwerk. Historische Fotos aus der Zeit um
1900 zeigen einen stark vom Verfall bedrohten
Bau, der 1927 durch Maurermeister Franken-
berg instandgesetzt wurde. Einen Einblick in die
Raumaufteilung des Erdgeschosses mit der
großflächigen „Diele“, der zur Straße ausge-
richteten „Stube“ und die Lage der Herdstelle
an der rückwärtigen Straßenwand ermöglicht
der von A. Hueg gefertigte Grundrissplan.
Gänzlich anderen konstruktiven und gestalte-
rischen Prinzipien folgt der lang gestreckte
Traufenbau Breite Straße 38 von 1722, der „als
Fuhrmannsgasthof mit geräumigen Stallungen“,
so A. Hueg, errichtet wurde. Nachdem das
Haus wohl der hiesigen „Kavallerie-Regimenter“
(Schreibstuben, Ordonnanzen, Stabswache)
diente, trägt die Gastwirtschaft seit 1840 den
Namen „Goldener Löwe“. Oberhalb des massiv
erneuerten Erdgeschosses setzten zwei
schwach vorkragende Oberstöcke an, die von
einem Satteldach mit drei nachträglich aufge-
setzten Fledermausgauben überspannt wer-
den.
Aus der Zeit um 1600 stammen die beiden
Ständer-Geschossbauten Breite Straße 41 und
42, die trotz ihrer entkernten Erdgeschoss-
zonen die wesentlichen konstruktiven Gestalt-
ungsprinzipien der altertümlichen Bauweise
konserviert haben. Die kraftvollen, sehr stren-
gen Baukörper, deren Oberstöcke von

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