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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0231
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setzt, betont die Plastizität des Baukörpers und
schafft eine spannungsvolle Staffelung. Die re-
lativ dicht gestellten, steil aufschießenden Stän-
der unterstreichen gleichsam die Vertikale des
Baukörpers, die in Verbindung mit den waage-
rechten Riegeln ein regelmäßiges, nahezu qua-
dratisches Fachwerkraster bilden. Tief greifen-
de Umbaumaßnahmen (1975/78) bewirkten
eine völlige Entkernung des ehemaligen Hos-
pitals St. Spiritus.
Das räumliche Gegengewicht bildet der giebel-
ständig ausgerichtete Bau der Kreissparkasse
Am Münster 3, ein lang gestreckter, auf hohem
Sockelgeschoss ruhender, dreigeschossiger
Putzbau von 1930, der durch An- und Um-
bauten mehrfach erweitert wurde und den
Münsterplatz auf seiner Ostseite begrenzt.
Einen besonderen Akzent in der Straßenzeile
setzt das 1892 von Regierungsbaumeister
Janssen geplante Kaiserliche Postamt Am
Münster 28. Gegliedert wird der auf hohen
Natursteinsockel gestellte doppelgeschossige
Ziegelbau durch zwei leicht vortretende Risalite.
Die den Baukubus prägenden Risalite erheben
sich über die Trauflinie des Walmdaches und
bilden Zwerchgiebel aus. Während die Fenster-
öffnungen zumeist mit Stichbögen abschließen,
wählte man für die Risalite Doppel- bzw. Dril-
lingsfenster mit stichbogigem Unterfangbogen.
Ferner tragen zur Wirkung des exponiert gele-
genen Baues das Geschoss trennende Hori-
zontalgesims und die skulpierten Werksteine
bei. In der Gebäudemitte wacht der Reichsadler
über das Gebäude. Posthörner, geflügelte
Räder, Peitschen und Elektrizitätssymbole als
posttypische Zeichen bereichern die Fassade,
die unlängst eine sorgfältige Instandsetzung
erfuhr.
Bis zur Einmündung des Marktes schließt eine
geschlossene Häuserzeile an (Breite Straße 55-
65), die das Ergebnis eines Wiederaufbaues
darstellt, nachdem der verheerende Stadtbrand
von 1832 das Herzstück der Altstadt mit
prächtigem Althausbestand und mittelalter-
lichem Rathaus vernichtete. Die homogene
Zeile besteht aus dreigeschossigen, stockwerk-
weise abgezimmerten, traufständig aus-
gerichteten Fachwerkbauten mit planen
Fassaden. Rasterartiges strenges Fachwerk-
gefüge (Breite Straße 55, 59) wechselt mit dicht
gestellten Doppelständern (Breite Straße 57,
62, 64). Herauszustellen ist der stattliche Bau
Breite Straße 59, das Hotel Sonne, benannt
nach Johann Georg Sonne, der Feldwebel,
Kämmereischreiber, Pächter des Hammen-
stedter Kruges und städtischer Schulze in
Hammenstedt gewesen war und der im Jahre
1815 in der Northeimer Breiten Straße zwei
Häuser kaufte. Das heutige Gebäude stammt
aus der Zeit des Wiederaufbaues, nachdem die
Feuersbrunst von 1832 den Vorgängerbau ver-
nichtete. Von massiven Eingriffen weitgehend
verschont, zeigt der Fachwerkbau an der
Abzweigung der Alten Poststraße zeittypischen
Wandaufbau. So liegen die einzelnen Stock-
werke mit ihren Außenfronten in einer Ebene,
deren Ständer und Riegel ein regelmäßiges
dünnes Liniennetz auf Traut- und Giebelseite
zeichnen. Diese strenge Aufgliederung wird nur

Am Münster 28. Ehern. Kaiserliches Postamt von 1892. Erb. von Regierungsbaumeister Janssen


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