Ehemaliges Rathaus
Kulminationspunkt des Marktes war einst das
mittelalterliche Rathaus an der Straßenein-
mündung des Marktes in die Breite Straße.
Bereits 1267, so berichten die Quellen, erhielt
die „Stadt“ vom Kloster gegen eine bestimmte
Abgabe theatrum nostrae civitis das Rat- und
Kaufhaus. Weiter wird berichtet, dass 1334 die
Herzöge Otto und Magnus von Braunschweig
(-Wolfenbüttel) dem Northeimer Rat die curia,
mit der Burghard von Wollershausen belehnt
war, verkauften. Als die Räumlichkeiten durch
die zunehmenden Bedürfnisse nicht mehr aus-
reichten, erstand man „einen großen Hof,
welcher nahe beim Kloster lag, und begann
schon im Jahre 1508 damit, das vorhandene
Haus sowohl der Länge als der Breite nach zu
erweitern“ (G. J. Venningerholz). 1518 war der
Unterbau des 37 m x 21 m messenden
Rathauses soweit fortgeschritten, dass das
„Hoizwerk“ aufgesetzt werden konnte. Durch
den großen Brand am 28729. Mai 1832 wurde
der stattliche Bau ein Raub der Flammen.
Auf der Grundlage von Baubeschreibungen des
Senators Friese entstanden 1892 durch
Wilhelm Frankenberg „Handzeichnungen von
dem abgebrannten Rathause zu Northeim“
(drei Ansichten, zwei Grundrisse: 1. Stockwerk
und Souterrain), die uns in Verbindung mit
späteren Rekonstruktionen und Beschreibun-
gen die Grundzüge des Rathausbaues nach
der 1559 erfolgten Veränderung der Südseite
näher bringen.
Demnach bestand der Kernbau aus zwei in
Bruchstein gemauerten Geschossen, oberhalb
eines teilgewölbten Kellers. Bekrönt wird das
Satteldach von einem eindrucksvollen hohen
Fachwerkturm mit schindelgedecktem Spitz-
helm auf der zur Breiten Straße ausgerichteten
Südseite. In diesem dreistöckigen, weithin
sichtbaren Turmwerk waren Sturmglocke,
Hausmannswohnung und Uhrkammer unterge-
bracht. Weitaus differenzierter präsentierte sich
die zum Marktplatz weisende nördliche
Giebelseite mit ihren drei schindelgedeckten
Türmchen. Eine vorgelegte, zum Hauptportal
führende Freitreppe unterstrich die Bedeutung
der Nordseite.
Im Kellergeschoss des Kernbaues waren der
„Weinkeller, nebst einer Kellerwirtschaft“, die
Münze und verschiedene Kammern unterge-
bracht. Über eine „steinerne Windeltreppe“
gelangte man in das Erdgeschoss. Hier lag der
große, die ganze Länge des Rathauses ein-
nehmende Bürgersaal, der von der Marktseite
erschlossen wurde. Vom Bürgersaal zweigten
verschiedene kleinere Gemächer ab, die Stube
für den Gefängniswärter, die „Küche“ und ein
gewölbter kleiner Saal, der später als „Leih-
hauskammer“ und zur Aufbewahrung des
städtischen Archivs diente.
Bis zu seiner Zerstörung 1832 stellte der
prächtige mittelalterliche Solitärbau ein
Verbindungsglied zwischen Hauptstraße und
Marktplatz dar, an dessen Nordende die ehe-
malige mittelalterliche Marktkapelle St. Fabian
und Sebastian mit vorgebauter Alter Wache
des 18.Jh. noch heute ein viel beachtetes
architektonisches Merkzeichen setzt.
Ehern. Rathaus. Grundrisse: Souterrain u. 1. Etage, aus: NortheimerJahrbuch 1996 (61. Jahrg.)
Marktplatz mit wiederaufgebauter östlicher Zeile des ausgehenden 19.Jh.
235
Kulminationspunkt des Marktes war einst das
mittelalterliche Rathaus an der Straßenein-
mündung des Marktes in die Breite Straße.
Bereits 1267, so berichten die Quellen, erhielt
die „Stadt“ vom Kloster gegen eine bestimmte
Abgabe theatrum nostrae civitis das Rat- und
Kaufhaus. Weiter wird berichtet, dass 1334 die
Herzöge Otto und Magnus von Braunschweig
(-Wolfenbüttel) dem Northeimer Rat die curia,
mit der Burghard von Wollershausen belehnt
war, verkauften. Als die Räumlichkeiten durch
die zunehmenden Bedürfnisse nicht mehr aus-
reichten, erstand man „einen großen Hof,
welcher nahe beim Kloster lag, und begann
schon im Jahre 1508 damit, das vorhandene
Haus sowohl der Länge als der Breite nach zu
erweitern“ (G. J. Venningerholz). 1518 war der
Unterbau des 37 m x 21 m messenden
Rathauses soweit fortgeschritten, dass das
„Hoizwerk“ aufgesetzt werden konnte. Durch
den großen Brand am 28729. Mai 1832 wurde
der stattliche Bau ein Raub der Flammen.
Auf der Grundlage von Baubeschreibungen des
Senators Friese entstanden 1892 durch
Wilhelm Frankenberg „Handzeichnungen von
dem abgebrannten Rathause zu Northeim“
(drei Ansichten, zwei Grundrisse: 1. Stockwerk
und Souterrain), die uns in Verbindung mit
späteren Rekonstruktionen und Beschreibun-
gen die Grundzüge des Rathausbaues nach
der 1559 erfolgten Veränderung der Südseite
näher bringen.
Demnach bestand der Kernbau aus zwei in
Bruchstein gemauerten Geschossen, oberhalb
eines teilgewölbten Kellers. Bekrönt wird das
Satteldach von einem eindrucksvollen hohen
Fachwerkturm mit schindelgedecktem Spitz-
helm auf der zur Breiten Straße ausgerichteten
Südseite. In diesem dreistöckigen, weithin
sichtbaren Turmwerk waren Sturmglocke,
Hausmannswohnung und Uhrkammer unterge-
bracht. Weitaus differenzierter präsentierte sich
die zum Marktplatz weisende nördliche
Giebelseite mit ihren drei schindelgedeckten
Türmchen. Eine vorgelegte, zum Hauptportal
führende Freitreppe unterstrich die Bedeutung
der Nordseite.
Im Kellergeschoss des Kernbaues waren der
„Weinkeller, nebst einer Kellerwirtschaft“, die
Münze und verschiedene Kammern unterge-
bracht. Über eine „steinerne Windeltreppe“
gelangte man in das Erdgeschoss. Hier lag der
große, die ganze Länge des Rathauses ein-
nehmende Bürgersaal, der von der Marktseite
erschlossen wurde. Vom Bürgersaal zweigten
verschiedene kleinere Gemächer ab, die Stube
für den Gefängniswärter, die „Küche“ und ein
gewölbter kleiner Saal, der später als „Leih-
hauskammer“ und zur Aufbewahrung des
städtischen Archivs diente.
Bis zu seiner Zerstörung 1832 stellte der
prächtige mittelalterliche Solitärbau ein
Verbindungsglied zwischen Hauptstraße und
Marktplatz dar, an dessen Nordende die ehe-
malige mittelalterliche Marktkapelle St. Fabian
und Sebastian mit vorgebauter Alter Wache
des 18.Jh. noch heute ein viel beachtetes
architektonisches Merkzeichen setzt.
Ehern. Rathaus. Grundrisse: Souterrain u. 1. Etage, aus: NortheimerJahrbuch 1996 (61. Jahrg.)
Marktplatz mit wiederaufgebauter östlicher Zeile des ausgehenden 19.Jh.
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