Neustadt 47, nach Brand zerstörter Wiederaufbau des 19,Jh.
Die Neustadt wird erstmals in den Schrift-
quellen von 1422 als „up der nygenstadt“
erwähnt; 1564 trägt sie den Namen die
„Newenstadt“. Diese Bezeichnung impliziert
sowohl eine spätere Entstehung als auch eine
räumliche Abgrenzung des „Viertels“ von der
eigentlichen „Altstadt“. Mit ihrer Bebauung
begann man offenbar schon in der 2. Hälfte des
14.Jh. zunächst im Bereich zwischen Mühlen-
straße und Zissekengasse. Etwa Mitte des
16.Jh. zählt die Neustadt bereits 76 Bauten.
Nachdem im Dreißigjährigen Krieg zahlreiche
Bauten zerstört wurden, vernichtete ein ver-
heerender Brand im Jahre 1846, der auch die
Neustadt (Nr. 1-24) heimsuchte, insgesamt 34
Wohnhäuser. Ausgehend von der Mühlenstra-
ße erfasste der Brand fast die gesamte Nord-
seite der Neustadt. Im Zuge des Wiederauf-
baues kam es zu Parzellenverschiebungen und
zur Anlage von zwei Brandgassen zwischen
Neustadt und Unterer Gasse: das untere Teil-
stück der Stubenstraße und An der Ahltucht.
Fünf Jahre später brach erneut Feuer in der Neu-
stadt aus und zerstörte die Bauten Nr. 44-50.
Das heutige, nahezu geschlossene Straßenbild
wird von zwei- und dreigeschossigen Fach-
werkbauten bestimmt, die traufständig zur
Straße ausgerichtet sind. Bis ins frühe 18.Jh.
reicht der Althausbestand zurück, der zum
überwiegenden Teil der 2. Hälfte des 19.Jh.
angehört und das Ergebnis eines Wiederauf-
baues darstellt. Auf schmalen Streifenparzellen
errichtet, die bis zur Unteren Straße bzw. Am
Klostergarten reichen, schöpfen die Bauten die
gesamte straßenseitige Parzellenbreite aus und
verbinden sich zu Zeilen, deren Wirkung durch
den leicht gekrümmten Straßenverlauf und die
unterschiedlichen Traufhöhen gesteigert wird.
Beeinträchtigt wird ihre Geschlossenheit durch
z.T. großflächige Ladeneinbauten, spätere
Umbaumaßnahmen und neuere Fassaden-
behänge.
Auf niedrigeren Sockel gestellt, weisen die
Bauten der nördlichen Zeile ein strenges raster-
artiges Fachwerkgefüge ohne Schmuck und
Zierformen auf. Ihre Oberstöcke schließen
bündig mit der Erdgeschosszone ab und bilden
eine flächige Fassade, in der Rähm, Schwelle
und Balkenköpfe in einer Ebene liegen
(Neustadt 2, 3, 4, 5 etc). Unterbrochen wird der
Gleichklang der Bauten durch den dreiachsigen
Fachwerkbau Nr. 27, dessen Kern wohl der 1.
Hälfte des 18.Jh. zuzurechnen ist. Der dop-
pelgeschossige, später aufgestockte Bau mit
leicht vorkragendem Oberstock zeigt in der
querrechteckigen Brüstungszone paarweise
angeordnete, kurze Fußstreben, die bis zum
Brüstungsriegel reichen. Zeitgleich entstand der
dreiachsige Fachwerkbau Nr. 32, dessen
vorkragender Oberstock durch die friesartige
Reihung der kurzen Fußstreben in den Brüs-
tungsgefachen akzentuiert wird.
Einheitsstiftende Merkmale der Straßenfronten
sind zumeist gleiche Geschosszahlen und ein
rasterartiges flächenhaftes Fachwerkgefüge.
Vereinzelt zeigen die streng gegliederten
Bauten zumeist der 1. Hälfte des 19.Jh. Tor-
einfahrten, die zu den rückwärtigen Wirtschafts-
gebäuden führten.
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