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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0313
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In die Stützmauer ist ein Inschriftstein mit dem
Hinweis eingelassen: SUDHEIMER RÄTSTHIE
ANNO 1785. Der Baukörper selbst gehört auf
Grund seines rasterartigen Aufbaues und der
hohen, bis ans Rähm geführten Streben der 2.
Hälfte des 19. Jhds. an. Wie die Fassade aus-
weist, wurde der Traufenbau nachträglich um
drei Achsen erweitert. Nahezu schmucklos ist
das Wohnhaus Hintere Straße 18, dessen
Fachwerkgefüge ebenfalls in die 2. Hälfte des
19. Jhds. weist.
Straßenbildprägend ist auch das giebelständig
ausgerichtete Wohnhaus der Hofanlage Lange
Straße 31 aus der 2. Hälfte des 19.Jh. Wohl im
ausgehenden 17.Jh. entstand das Wohnhaus
Hintere Straße 36, ein doppelgeschossiger,
stockwerkweise abgezimmerter Fachwerkbau
auf Sandsteinsockel. Sein in Balkenstärke
vorkragender Oberstock wird durch weit aus-
greifende, gekrümmte Eckstreben und paar-
weise angeordnete kurze Fußstreben in den
Eckgefachen gegliedert. Betont sind die Eck-
ständer durch schlichte, aus dem vollen Holz
gearbeitete schmale Säulen. Die leider z.T.
massiv erneuerte Erdgeschosszone beein-
trächtigt indes den Zeugniswert des Baues.
Offenbar zeitgleich entstand das Wohnwirt-
schaftsgebäude Winkelstraße 8, ein frei stehen-
der doppelgeschossiger Fachwerkbau mit hof-
seitiger Vorkragung in Balkenstärke.
Ev. Kirche St. Nicolai
Auf einer baumbestandenen Anhöhe an der
Mittleren Straße errichtet vermag die ev. Kirche
mit ihrem auf Fernsicht angelegten Westturm
einen besonderen Akzent im Ortsbild zu setzen.
Eine einschneidende Veränderung der baro-
cken Kirche mit mittelalterlichem Turm bewirkte
der Brand 1856, bei dem nur die Umfassungs-
wände stehen blieben. Der Wiederaufbau durch
Land- Bauinspector Fricke wurde durch den
Konsistorialbaumeister F. A. L. Hellner 1857 als
nicht annehmbar verworfen, da Fricke noch
einen Kanzelaltar "vorsieht". Alsdann bat der
Kirchenvorstand Hellner um einen Entwurf. Er
erhöhte die Langhauswände, veränderte die
Fensterformate und verlegte den Eingang in die
Westwand des Turmes. Die Gesamtkosten ein-
schließlich der Erhöhung des Turmes betrugen
4850 Taler ohne Hand- und Spanndienste.
Die veränderten Formvorstellungen belegt der
Außenbau. So unterscheidet sich Hellners
Turmerhöhung vom mittelalterlichen Erstbau
durch Ecklisenen mit aufgesetzten Fialen und
großen Schallöffnungen. Die schiefergedeckte
Turmspitze setzt zurückspringend auf einer
Plattform auf.
Den Innenraum, der mehrfach einschneidende
Veränderungen erfahren hat, überdeckt ein
offener Dachstuhl mit durchbrochenen Füllun-
gen in den Dachbindern. Die dreiseitig umlau-
fende Empore zeichnet sich durch einen
Rundbogenfries aus. Leider ist der von Hellner
gestaltete Innenraum nur noch in Ansätzen
erfahrbar. Die Orgel schufen Ph. Furtwängler
und Söhne (Elze) im Jahre 1864.


Sudheim, Wohnhaus, Hintere Straße 18, 2. Hälfte 19. Jh.


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Sudheim, Kirche St. Nicolai, Turm im Kern mittelalterlich, Langhaus von 1857. Konsistorialbaumeister F. A. L.
Hellner (Hannover)

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