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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0350
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Offensen, Glockenstraße 7, Pfarrkirche, Flügelaltar aus dem Anfang des 15.Jh.


Offensen, Glockenstraße 7, Pfarrkirche, um 1300


Unter ihnen am stattlichsten ist das Haus
Inselstraße 5, datiert 1808. Ursprünglich gleich-
artig, heute jedoch auf den Wohnteil mit ehe-
maliger Wirtschaftseinfahrt reduziert, ist der
Hauskörper des benachbarten ehemaligen
Wohnwirtschaftsgebäudes Knickbomstraße 6
von 1814. Gleicher Bauart ist auch das
Querdielenhaus Knickbomstraße 3, das 1799
errichtet wurde. Der Fachwerkbaugruppe
schließen sich die Wohnwirtschaftsgebäude
Knickbomstraße 5 (erbaut bzw. umgebaut ca.
Mitte bis 2. Hälfte des 19.Jh.) und 7 (Anfang
19.Jh., Wirtschaftsteil 1870 verlängert) an,
deren z.T. veränderte Hauskörper keinen
unmittelbaren Bezug zu den Hausformen des
Oberwesergebiets zeigen.
USLAR/OFFENSEN

Am Südrand des heutigen Uslarer
Stadtgebiets, dort wo die Schwülme von
Adelebsen her in das Uslarer Becken eintritt,
liegt das Pfarrdorf Offensen, das zu Anfang des
11.Jh. als “Uffenhusen” in den “traditiones cor-
beienses” erstmals urkundlich Erwähnung find-
et. Mit seinen 44 Feuerstellen (1784) gehörte
Offensen einst zu den größeren Dörfern des
alten Amtes Uslar. Dem historischen Ortsbe-
reich des Haufendorfes, das der Lauf der
Schwülme im Halbkreis umfängt, schließt sich
nördlich in geringem Abstand ein jüngerer
Siedlungsteil auf dem Hang des Lohberges an,
der sich hauptsächlich erst im Verlauf des
19.Jh. ausbildete. Während die bedeutenderen
mittelalterlichen Straßen das feuchte Schwül-
metal mieden und Offensen einst abseits der
größeren Wege lag, folgt heute die L 554 von
Uslar her in Richtung Adelebsen und Göttingen
dem Flusslauf, ein Weg, den am jenseitigen
Ufer auch die Trasse der Nebenbahnlinie
Göttingen-Bodenfelde nimmt, die 1910 eröffnet
wurde.
Im Ortskern befindet sich die Kirche Offensens,
die, gleich einer Anzahl anderer mittelalterlicher
Kapellen und Kirchen des Uslarer Raums, in
ihrem Ursprung auch Wehrfunktion besaß
(Glockenstraße 7). Es handelt sich um einen
turmartigen, ursprünglich dreigeschossigen
Bruchsteinbau mit Eckquaderungen und
Staffelgiebel, der gegen 1300 erbaut wurde. An
diesen älteren, im Grundriss 7,3 m breiten und
9,4 m langen Baukörper fügte man später, aber
gleichfalls noch in mittelalterlicher Zeit, einen
eingeschossigen Chorraum an, der sich zum
Kapellenraum mit einem breiten Bogen öffnet.
Konsolen und Gewölbeansätze im Inneren des
heute flach gedeckten Hauptraumes zeigen an,
dass dieser ursprünglich von zwei Kreuzgrat-
gewölben überspannt wurde, während der
später entstandene Altarraum von vornherein
flach gedeckt war. An der Nordseite befindet
sich der spitzbogige Eingang zur Kapelle,
während der Zugang zu den Obergeschossen
- wie bei den alten Wehrkapellen der Region
üblich - nicht vom Erdgeschoss aus, sondern
nur über die hoch liegenden Segmentbogen-
fenster in den Giebeln des Turmes möglich war.
Die heutigen großen Fenster der Kapelle wur-
den erst 1781 eingebaut. Kostbares Ausstat-
tungsstück im Inneren ist der kleine qualitätvolle

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