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Kämmerer, Christian; Kellmann, Thomas; Lufen, Peter Ferdinand
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,2): Nördlicher Teil: mit den Städten Bad Gandersheim und Dassel, den Ortsteilen der Stadt Einbeck (einschließlich der 2013 eingemeindeten Ortsteile der Gemeinde Kreiensen) und der Gemeinde Kalefeld — Altenburg: E. Reinhold Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65342#0265
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Markoldendorf mit der städtisch anmutenden Marktsiedlung von Südosten, Luftbild Rampfel, 21.05.2015.

teil ist das schlichte Wohnhaus eines Brink-
sitzer-Anwesens gleichfalls aus der 1. Hälfte
des 19. Jahrhunderts, Mühlenanger 12 (Lin-
denstraße 14 wurde aufgrund baulicher Ver-
änderungen 2008 neu bewertet und dem Ver-
zeichnis entnommen).
Mackensen besaß zwei Mühlen, die Ölmühle
östlich vor dem Dorf am Zusammenfluss von
Spüligbach und Teichbach, die im 18. Jahr-
hundert entstand, und die Altenmühle am
Westrand des Dorfes, die vom Spüligbach
angetrieben wurde. Letztere war eine alte
Erbenzins- und Zwangsmühle, die 1663 als
Ölmühle erwähnt wird. Das heutige Müh-
lengebäude, ein nüchterner zweieinhalbge-
schossiger Fachwerkbau auf hohem Sand-
steinsockel, wurde 1896 nach dem Brand
des Vorgängerbaus errichtet, Landstraße 17.
1954 wurde die Mühle stillgelegt und die alten
Mühleneinrichtungen entfernt.
Unter den Dörfern des Dasseler Gebiets, in
denen sich seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhun-
derts zahlreiche Juden niedergelassen hatten,
besaß Mackensen im 18. Jahrhundert eine be-
sonders große jüdische Gemeinde, die in ihrer

Blütezeit rund 70 Personen umfasste. Sie hatte
im Ort ihre Synagoge, die sich in dem noch
heute vorhandenen Nebenflügel des Hofes,
Mühlenanger 3, befand. Nach der rechtlichen
Gleichstellung der Juden, die zu Anfang des
19. Jahrhunderts eingeleitet wurde, wanderte
ein großer Teil der Mackenser Juden in das
benachbarte Dassel ab. Von den jüdischen
Einwohnern Mackensens zeugt heute noch
der alte Judenfriedhof südlich außerhalb des
Dorfes mit einer größeren Anzahl von Grab-
steinen aus rotem Sandstein, deren ältester
auf das Jahr 1854 datiert ist, Forststraße.
Literatur: Mittendorf, Hans-Norbert: Die jü-
dische Gemeinde in Mackensen im 18. und
19. Jh. In: EJb, 36(1985), S. 93-103.
DASSEL/MARKOLDENDORF (FLECKEN)
Der im Zentrum des llmebeckens gelege-
ne Ort wuchs zusammen aus zwei alten, ur-
sprünglich selbständigen Siedlungen, die
durch den Lauf der Urne voneinander ge-
schieden sind und erst 1939 zu einer verwal-
tungsmäßigen Einheit zusammengefasst wur-

den. Die erheblich ältere Siedlung ist das auf
dem rechten Ufer der Urne gelegene Olden-
dorf, das als Aidantorpe bereits in den Tradi-
tiones Corbeienses Erwähnung findet und an
anderer Stelle als Oldendorp 1119 urkundlich
genannt wird. Unter den umliegenden Sied-
lungen des Dasseler Raums war es an Be-
deutung hervorgehoben durch seine Kirche,
die zu den zwölf Sedalkirchen des Mainzer
Archidiakonatsbezirks Nörten gehörte, der
hier als Teil der Mainzer Diözese im Norden
an das Bistum Hildesheim und im Westen an
das Bistum Paderborn grenzte. Gemeinsam
mit der Kirche in Stockheim gehört die Ol-
dendorfer St.-Martins-Kirche zu den ältesten
Kirchengründungen im Einbecker Raum, ihre
Gründung ist wohl gegen 800 anzunehmen.
Von diesen Mutterkirchen des Archidiakonats,
deren Zusammengehörigkeit in ihrem gemein-
samen Martinspatrozinium ihren Ausdruck
findet, nahm die kirchliche Entwicklung und
Organisation im Umland ihren Ausgang. Ihre
Lage auf einer Anhöhe und das Bestehen ei-
nes Landgerichts der Grafen von Dassel, das
1119 erwähnt wird, weisen auf einen altsäch-
sischen Versammlungs- und Gerichtsplatz an
diesem Ort hin.

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