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Kämmerer, Christian; Kellmann, Thomas; Lufen, Peter Ferdinand
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,2): Nördlicher Teil: mit den Städten Bad Gandersheim und Dassel, den Ortsteilen der Stadt Einbeck (einschließlich der 2013 eingemeindeten Ortsteile der Gemeinde Kreiensen) und der Gemeinde Kalefeld — Altenburg: E. Reinhold Verlag, 2018

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65342#0266
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Außenansicht von St. Martin in Oldendorf mit Westturm von Süden, Knoche, 2008.

Die Verkehrslage Oldendorfs war begünstigt
durch einen Übergang über die Urne und die
Verbindung mit der dem jenseitigen Ufer fol-
genden, schon seit mittelalterlicher Zeit be-
deutenden Fernstraße, die das llmebecken,
vom Wesertal bei Höxter herkommend, durch-
quert. Auch laufen hier untergeordnete Ver-
kehrslinien aus dem Umland zusammen. Dies
führte schon früh zur Bildung einer Siedlung
von Handwerkern und Kleinbauern auf dem
jenseitigen llmeufer, die 1315 als Marketol-
dendorp erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Der Marktort, der sich hier entwickelt hatte,
erhielt 1437 durch den Hildesheimer Bischof
Fleckensrechte. Dieser aus wenigen Straßen
gebildete Flecken wurde darauf mit einer wohl

nur sehr bescheidenen Befestigung umge-
ben, welche drei Tore für die Hauptlinien des
Verkehrs und im Südwesten das Bruchtor be-
saß, aus dem der Weg zur Bruchmühle führte,
die sich seit alter Zeit hier an der Urne befand.
Beide Ortsteile behielten auch über die nach-
folgenden Jahrhunderte hin ihren eigenen
Charakter bei. Während Oldendorf in seiner
Ortsanlage ein Dorf blieb, dessen Bild auch
heute noch wesentlich durch seinen Kirchhof
und eine Anzahl von Meierhöfen mit Wohn-
und Wirtschaftsgebäuden der Zeit um 1700
bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts be-
stimmt wird, ist Markoldendorf von seiner
Anlage her ein städtisch geprägter Ackerbür-

gerflecken, in welchem, neben einer beschei-
denen Landwirtschaft, Handwerk und Ge-
werbe die Lebensgrundlagen bildeten. Seine
gegenwärtige Gestalt ist, bedingt durch die
Zeitläufte, vorwiegend ein Ergebnis der Bautä-
tigkeit des 18. und 19. Jahrhunderts. Wie die
meisten Nachbarorte war auch Markoldendorf
im Dreißigjährigen Krieg zum großen Teil zer-
stört worden. Noch bedeutenderen Schaden
aber richtete 1723 ein Großbrand an, dem
fast der ganze Flecken zum Opfer fiel. Auf
dieses Unglück ist es zurückzuführen, dass
im Ortsbild Markoldendorfs, ähnlich wie dies
in Dassel der Fall ist, das Bürgerhaus älterer
Zeit nicht mehr vertreten ist. Weitere Brände
betrafen nur begrenzte Teile des Orts: in der
Zeit um 1900 den Unteren Markt und 1907 Tei-
le der Beverstraße beim Rathaus; sie führten
in diesen Bereichen zu einer Erneuerung des
Baubestandes in zeittypischer Gestalt. Trotz
vieler Veränderungen und Erneuerungen ist
das typische Ackerbürgerhaus der Region,
wie es auch das benachbarte Dassel in ganz
ähnlicher Gestalt aufzuweisen hat, im Ortsbild
noch sehr wirksam.
Der Bau der llmetalbahn 1882/83 und die An-
lage eines Bahnhofs vor dem Bevertor brach-
te dem Ort den Anschluss an das Eisenbahn-
netz und führte in der Folge zu einem ersten
Anbau zunächst sehr bescheidenen Umfangs
vor den beiden nördlichen Toren. Größere
Ortserweiterungen breiteten sich im Wesent-
lichen aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg
auf den überschwemmungsfreien Lagen auf
allen Seiten vor dem Ort aus. Nach der Ein-
stellung des Personenverkehrs 1974 und dem
späteren Abbau der Eisenbahnstrecke west-
lich der Juliusmühle wurde das Bahnhofs-
gebäude zu Anfang unseres Jahrhunderts
abgebrochen, der Ortsbereich hier stärker
verändert. Für das Ortsbild Oldendorfs brach-
te der Ausbau der Ortsdurchfahrt im Zuge der
L 547, der 1978 abgeschlossen wurde, im Be-
reich der Kirchstraße Veränderungen.
Oldendorf mit Kirchhof St. Martin
Das Herz der Dorfanlage ist der erhöht
liegende Kirchhof mit den an das Kirch-
hofsgelände nordwestlich anschließenden
Pfarrgrundstücken. Um diesen Kern herum
gruppieren sich eine größere Anzahl von Voll-
und Halbmeierhöfen an Dorf- und Kirchstra-
ße, während in den Randlagen, an der heu-
tigen August-Düker-Straße, der Schulstraße
und Kleinen Straße, in relativ dichter Abfolge
und auf zumeist kleinen Grundstücken Köt-

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