Kohnsen, Im Unterdorf, Planzeichnung zur Neugestaltung des Kirchturms um 1865, Planarchiv, NLD/Hannover.
Sandsteinquadern aufgemauerte Altarmensa
mit der mittelalterlichen, seitlich abgeschräg-
ten Mensaplatte. Der Altaraufsatz mit Predella
und einer in Öl gemalten Abendmahlsszene
wird durch aufgemaltes Beschlagwerk und
gedrehte Säulen gerahmt. Er ist vermutlich
zusammen mit dem von Mithoff überlieferten
Wiederaufbau in der Mitte des 17. Jahrhun-
derts entstanden. Auf dem Altar stehen ferner
ein eisernes Kruzifix aus der Zeit um 1859,
75 cm hoch und teilweise vergoldet, sowie
zwei Leuchter aus dem 17. Jahrhundert. Das
modern bestuhlte Langhaus wird von den
Resten der historischen Ausstattung aus dem
18. und 19. Jahrhundert geprägt. Der Fußbo-
denbelag ist mit quadratischen Ziegelplatten
im Mittelgang und Stabholzparkett im Stuhlbe-
reich modern erneuert. Ein Kanzelkorb steht
vor der eingezogenen Südostecke des Lang-
hauses. Aufgeständert auf fünf Stützen er-
streckt sich über einem L-förmigen Grundriss
nach Norden und Westen eine schlichte Em-
porenanlage über die volle Breite und Länge
mit dem Orgelprospekt auf Höhe des ersten
Turmobergeschosses. Die Füllungen werden
lediglich durch aufgelegte Leisten vorge-
täuscht. Über der Orgelempore im zweiten
Obergeschoss des Westturms hat sich das
nicht mehr in Betrieb befindliche, mechani-
sche Uhrwerk der Firma Weule aus Bockenem
erhalten. Das zugehörige Ziffernblatt befindet
sich nach Süden unterhalb des Gurtgesimses
zum dritten Obergeschoss. Nach einem Blitz-
schlag 1917 wurde die Helmspitze des Dach-
reiters in Schiefer neu eingedeckt.
Die beiden spätmittelalterlichen Läuteglocken
im dritten Turmgeschoss sind erhalten. Sie
wurden bei Letzner (1596), Mithoff (1873) und
Hülse (1996) eingehend behandelt. Die älte-
re Glocke, vermutlich aus dem ausgehenden
15. Jahrhundert, trägt eine gängige Inschrift
zwischen zwei Ringen am Glockenhals: „ek
rope den levendighen vnde bewene de do-
de(n) vnde vordrive den donre“ (Ich rufe die
Lebenden und beweine die Toten und vertrei-
be den Donner). Sie ist im Einbecker Raum
weit verbreitet. Ähnliche Inschriften sind auch
für die Kapelle in Strodthagen und die Kirche
in Iber überliefert. Zusätzlich zur Inschrift mit
der Darstellung von Maria mit Kind in Beglei-
tung von zwei weiteren Personen am Anfang
befinden sich in Kohnsen am Glockenmantel
diverse kleinere Reliefs: ein Kruzifix, der Hei-
lige Georg, drei Ackergeräte (u.a. wohl ein
Pflugeisen), fünf Ringe, ein Kreuz und drei Bi-
schöfe. Die Bronzeglocke ist 75 cm hoch und
hat einen Durchmesser von 87 cm. Die zwei-
te, inschriftlich mit 1507 datierte Glocke ist mit
57 cm in Höhe und Durchmesser deutlich klei-
ner. In der lateinischen Inschrift in gotischen
Minuskeln zwischen zwei Stegen wird auch
der Glockengießer genannt: „anno d(omi)ni m
vc ivi i(o)h(ann)es maria hans arnemann me
fecit“ (Im Jahr des Herrn 1507 Johannes Ma-
ria hat mich Hans Arnemann gemacht). Vom
gleichen Glockengießer sollen nach Mithoff
(1873) zwei weitere Glocken von 1488 und
1505 bekannt sein. Letzner überliefert die
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