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den Versuchungen der Phantasie. Ein Weib hält
das doch nicht aus. Sehen Sie, Böhm ist für
mich wirklicher, wie Sie. Er ist ein grausamer
Witz, eine phantastische Guillotine. O du mein
Galgen. Ich sehe immer gerade aus, wie er’s
braucht. Er nimmt mir alle Kraft aus den Glie-
dern. Ich hocke tagelang und sehe ihn in dem
Schatten des Abends, bald grünt er im Morgen,
wie ein endloser Kakadu, bald liegt er draussen
im Meer, und ich reise tagelang der Welle nach,
der grünen Flasche, die ihn umschliesst. Es ist
so reich, mit den Toten zu verkehren, es ist
eine stille, innerlich bohrende Lust, lautlos
sprengende Raserei; Böhm!“
„Ihnen sind die Gestalten verwirrt.“
„O Sie sind töricht, ich stehe in einem langen
alten Mythus, der mich umschlingt wie ein Ge-
webe. Wissen Sie, die Luft ist etwas ganz an-
deres, das ist eine Glasglocke. Ich muss dahin-
aus, man erstickt so elend in dem engen Leben.
Böhm erweiterte in einem ständigen Training die
phantastischen Fähigkeiten seines Körpers; seine
Stimme, die Strahlen seiner Augen. Ja, was war
das, wie weit reichten die; ich bin einfach ver-
fallen in die Grenzenlosigkeit des Humors. Doch
ich leide unter all dem Grauenhaften. Ich ver-
 
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