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möchte mit einem zufriedenen Lächeln irgendeinen
zu töten, vielleicht nähme das alle Last
von mir. Wissen Sie, wir handeln immer doch
zuletzt aus einem Minimum von Ueberspannung,
die eines findet, an dem sie sich auslöst. Eine
grosse Dunkelheit und ein weniges, ein Gramm-
chen von Ueberspannung. In uns sind alle
Laster, alle Grösse, nur temperiert, gegenseitig
geschwächt; aber wenn sich eins überspannt,
der Hass, die Angst, die Liebe, dann ist es in
einem Blitz den ganzen Weg; durchgeflogen, oder
wir gehen wie Mondsüchtige, haben die ande-
ren Empfindungen verlernt, tun das Nötige und
sind wie vorher und wissen nichts. So ge-
schehen viele Morde.“
„Aber der Körper, die Sinne.“
„Du, mein Gott, das sind die ärmlichsten Ge-
wöhnungen, Vorurteile. Viel stärker, reizvoller,
gefährlicher sind die Empfindungen, die keines
Erlebnisses bedürfen. Denn schliesslich gibt es
Menschen, die kommen auf die Erde und kennen
alles. Das Leben ist nur eine mühevolle Dar-
stellung der Erinnerung, nichts Neues.“
„Also kämen wir doch von Gott.“
„Aber woher denn?“
„Sie kriegten doch Emil.“
 
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