Dar-el-Hadschi, oder: Türkische Kaffeehaus-Politik.
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Der Mocca duftet, die Pfeife qualmt
Zu Stambul im schwarzen Kaffeehaus;
Drei weise Moslemins sitzen beisamm'
Und lauschen sich ihre Idee aus.
„Herr Magistratsrath, 's ist höchste Zeit,"
Spricht der Roßschweismachcr Devedschi
Zu Kätsche-Baba, dem Leipziger
Und zum Halbmondmacher Tulbetschi;
„Ja die höchste Zeit, daß Europiens Nacht
Vom Halbmond des Ost's illustrirt wird,
Eh'vor man im Nord', im Süden und West
Noch Alles rusiificirt spürt!"
„Herr Jeses, Herr Obervormundschaftsrath,
Se sin der Stern der Levante!"
Spricht Kätsche-Baba, der Leipziger,
Renegat und Feß-Fabrikante;
„Denn Hern Se, des kann ich Se sagen genau,
So wahr ick een rechtgläub'ger Terk bin,
Es reicht, wie der 6nsn8 belli jetzt steht,
Keen And'rer nich an uns're Stärk' hin!"
Und mit seinem halben Mondmach ers^ Kopf
Nickt lächelnd Tulbetschi, der Weise:
„Wenn Islam nicht hilft, — bei Muhameds Schopf! —
So geht alle Welt aus dem Gleise;
Allah il akbar al illahe!
Was lesen wir stets von den Giaurern,
Von Conservativen und Reactiouär'n,
Von Umsturzmännern und Maurern,
Von Schwurgericht, Tele- und Phologra-Vieh,
Und noch vielen anderen Viehern,
Von Preßfreiheit und vom schreibenden Tisch,
Und von Pepitistischen Wiehern!
Bald plagt sich ob eines Götzenbilds
Das Spree-Volk mit Sittlichkeitszweifel,
Bald jagt es zwei und siebcnzig Stück
Seiner Harems-Mamsellen zum Teufel;
Bald kommen hinter dem schwarzen Gebirg
Wieder Ultramontiner zum Vorschein, —
Das muß akurat so, als wie bei uns
Die Montenegriner, ein Corps sein; —
Bald können sich vor Naturwüchsigkeit
Die Völker gar nimmerniehr zügeln,
Bei der nächsten besten Gelegenheit
Sich gegenseitig zu prügeln,
So daß schon täglich im Münch'ner-Land
Eine doppelte Köpfung zur Pflicht wird,
Und daß man sogar den Hunden daselbst
Einen Beißkorb um das Gesicht schnürt;
Bald holzt — doch was ereif're ich mich
Ueber's alte Europa!? Wir stehen
Am Vorabend großer Ereigniffe, und
Was gescheh'n muß, das wird auch geschehen
Und der Roßschweismachcr nickt Beifall zu,
Und der Leipziger Renegate
Erbebt sich und spricht: „Meine Gutestcn!
Weil mer g'rav so beisamm sin im Rathe,
So gehen mer gleich an die Haremsfrag'
— Die G'schichte beschäftigt mich immer —
Denn, heer'n Se, meine Sittah und Fatime
Und Zuleima gefallen mir nimmer!
D'rum meen' ich, die Jungen verkoofen mer
Und die Alten lasten mer säcken.
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Der Mocca duftet, die Pfeife qualmt
Zu Stambul im schwarzen Kaffeehaus;
Drei weise Moslemins sitzen beisamm'
Und lauschen sich ihre Idee aus.
„Herr Magistratsrath, 's ist höchste Zeit,"
Spricht der Roßschweismachcr Devedschi
Zu Kätsche-Baba, dem Leipziger
Und zum Halbmondmacher Tulbetschi;
„Ja die höchste Zeit, daß Europiens Nacht
Vom Halbmond des Ost's illustrirt wird,
Eh'vor man im Nord', im Süden und West
Noch Alles rusiificirt spürt!"
„Herr Jeses, Herr Obervormundschaftsrath,
Se sin der Stern der Levante!"
Spricht Kätsche-Baba, der Leipziger,
Renegat und Feß-Fabrikante;
„Denn Hern Se, des kann ich Se sagen genau,
So wahr ick een rechtgläub'ger Terk bin,
Es reicht, wie der 6nsn8 belli jetzt steht,
Keen And'rer nich an uns're Stärk' hin!"
Und mit seinem halben Mondmach ers^ Kopf
Nickt lächelnd Tulbetschi, der Weise:
„Wenn Islam nicht hilft, — bei Muhameds Schopf! —
So geht alle Welt aus dem Gleise;
Allah il akbar al illahe!
Was lesen wir stets von den Giaurern,
Von Conservativen und Reactiouär'n,
Von Umsturzmännern und Maurern,
Von Schwurgericht, Tele- und Phologra-Vieh,
Und noch vielen anderen Viehern,
Von Preßfreiheit und vom schreibenden Tisch,
Und von Pepitistischen Wiehern!
Bald plagt sich ob eines Götzenbilds
Das Spree-Volk mit Sittlichkeitszweifel,
Bald jagt es zwei und siebcnzig Stück
Seiner Harems-Mamsellen zum Teufel;
Bald kommen hinter dem schwarzen Gebirg
Wieder Ultramontiner zum Vorschein, —
Das muß akurat so, als wie bei uns
Die Montenegriner, ein Corps sein; —
Bald können sich vor Naturwüchsigkeit
Die Völker gar nimmerniehr zügeln,
Bei der nächsten besten Gelegenheit
Sich gegenseitig zu prügeln,
So daß schon täglich im Münch'ner-Land
Eine doppelte Köpfung zur Pflicht wird,
Und daß man sogar den Hunden daselbst
Einen Beißkorb um das Gesicht schnürt;
Bald holzt — doch was ereif're ich mich
Ueber's alte Europa!? Wir stehen
Am Vorabend großer Ereigniffe, und
Was gescheh'n muß, das wird auch geschehen
Und der Roßschweismachcr nickt Beifall zu,
Und der Leipziger Renegate
Erbebt sich und spricht: „Meine Gutestcn!
Weil mer g'rav so beisamm sin im Rathe,
So gehen mer gleich an die Haremsfrag'
— Die G'schichte beschäftigt mich immer —
Denn, heer'n Se, meine Sittah und Fatime
Und Zuleima gefallen mir nimmer!
D'rum meen' ich, die Jungen verkoofen mer
Und die Alten lasten mer säcken.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Dar-el-Hadschi, oder: Türkische Kaffeehaus-Politik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 19.1854, Nr. 436, S. 31
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg