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130 Der eingepö

nas'), denn de Refellizgon werd sich bald aach etabliren in
unser Gegend und dann sein mer Juden machulle').

„Wenn De werft sein gescheidt, so machst'e so rasch
wo möglich pleite') , denn dabei kannst'e noch machen ain gu-
ten Reibeck'). Ich will thun dasiclbe un wenn mer haben
Beide ä Sümmche ßusammen, setzen mer uns aff ä Schiff
un fahren nach Amerika, wo is ßu verdienen jetz ä gewalti-
ges Stücke Geld.

„Verstaihste mir, Vetterche? Gewiß wirst'e mir verstaihn.
Also sei kochcm'), verbrenne mei Brieflich un biete Deine
Glaibiger nich mehr wie ßehn Perßent. Vielleicht kriegst
Du's »och billiger, verstaihst'e mir? Dann aber nimm den
ganzen Rest vun Deine Waaren mit nach Amerika, womit
ich verbleibe

Dain

Vetter Joel Calmus."

Es sain vergangen kaine vier Wochen, so hat geschrieben
Rosenblatt an Calmus:

„Lahuwi!„

„Calmusleben, Du bist ein graußer Mann! Wenn De
nich wärst ä so gewaltiger Geschäftsmann, müßtest Du wer-
den gewiß ä Finanzminister.

„Ich habe geboten acht Perßent un geschoben de Schuld
aff de schlechten Zeiten, was uns hat gebracht de franzesche
Umwellzungs-Refellizgon. Die Glaibiger waren alle leicht-
glaibig genug; se Habens geglabt un machen ab mit achte.
Den ersten May will ich sain in Hamborg, ivo De wirst
aach eintreffcn, denn an denselben Tage gaiht noch.ein Schiffche
nach Amerika.

„Meine Achausse') werd bleiben ßurück in Pausen.
Ich will graußmithig sain un were ihr geben ßehn preische
Thaler, daß se kann anfangen ain Schnorr-Handel') mit
Band aff de Straße a Elle vor Elle drei Pfennig, warum
ich bin

Dein

Vetter Gerson Rosenblatt."

So is gekimmen der erste May un ganz pinktlich sain
gewesen da in Hamborg der Calmus un der Rosenblatt. Cal-
mus hat gehoben vier Kisten voll Maare un ßwei Baitel mit
preische Thalersch. Rosenblatt hat gehoben aach vier Kisten voll
Maare, aber nur a i n Baitel voll Thalersch.

Fragt Rosenblatt: ,

„Calmusleben, wie haißt? As De doch nie hast gehoben
mehr wie ich un jetzt hast'e ßwei Baitel mit Geld un ich
nur ancn?" ,

„Rosenblatt," sagt Calmus, „Du thust mer laid!"

1) Aschkenas; Deutschland.

2) machulle; verloren.

3) pleite; bankerott.

4) Reibech; Nutzen, Profit.

b) kochem; klug.

6) Achausse; Schwester.

7) Schnorren; Schnorrer sind die niedrigsten Krämer, die den Hausir-

und Straßenhandel betreiben.

kelte Vetter.

„Wu so, laid? Was willst De sagen mit laid?" fragt
Rosenblatt.

„Weil De nich hast mer Spikelizgonsgcist. Hab' ich Dir
nich geschrieben! Mach pleite un biete Deine Glaibiger ßehn
Perßent?"

„Hab ich nich gemacht pleite? Habe ich nich gegeben acht
Perßent statt ßehne?"

„Wer haißt Dir geben achte? Soll ich Dir denn sagen
Alles? Hast'e nich aach finf Sinne gekriegen ßum Denken wie
ich? Ich habe geschrieben anmaine Glaibiger: Unvorher-
ges eheneHindernisseverhindern michan de Beßah-
lung von maine Schulden un depolitscheUnsicher-
hait ßwingt mich, meinWohnort ßu verlassen un
mich ßu wenden nach Wien."

„Wu so nach Wien? Gaihst'e nich nach Amerika?"

„Rosenblattlebcn, was ä gedauler Chamor') bist Du!
Jetzt schicken mer nach de Glaibiger de Steckbrief nach Wien un
ich bin sicher ßu gaihn ruhig nach Amerika!"

Also hat Calmus gemacht ein brilljantes Geschäftche un
gehoben sain Geld mit sammt de Waare.

Jetzt sain Beide gegangen ßu Schiffe un gesegelt nach der
neuen Welt, wu se sich haben geetabilirt in Neukorks (was
is gewesen damals noch ein ganz kleines Städtlich) unter de
Firma

Denn es is immer gut, wenn Ainer hat gemacht pleite
und etabilirt ein naies Geschäftche, daß er sich gibt ain andern
Namen. S'bringt mehr Masel en Bruche').

Aber das naie Geschäft hat geblühen wie ane Sunnen-
rause, was immer dreht den Kopp nach de Sunne un werd so
hoch wie ain Haus. Bald hat es gehaißen in ganz Amerika:

1) gedauler Chamor; ein großer Esel.

2) Masel en Bruche; Glück und Segen.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der eingepökelte Vetter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Fremdbild
Geschäftsmann <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Juden

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 19.1854, Nr. 449, S. 130
 
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