Der alte Matrose Sturm hat sich nach jahrelangem Dienst
zur See endlich in seiner Vaterstadt Hamburg zur Ruhe gesetzt.
Er hat sich eine hübsche Jolle gekauft und ernährt sich damit,
die Kapitäne von und zu ihren Schiffen zu bringen, die Passa-
giere mit ihren Effekten von den Dampfschiffen abzuholen oder
an Bord zu fahren. Solch' ein Geschäft ist einträglich. Zu
seinen bestbezahlten Fahrten aber gehören solche, wenn er Frem-
den den Hafen mit seinen Schiffen zeigt und sie in seiner Jolle
mit den Merkwürdigkeiten und Reizen des Hafens bekannt macht.
Der gute alte Sturm est etwas harthörig, man könnte fast
taub sagen, und durch diesen Uebelstand entstehen oft ergötzliche
Mißverständnisse.
Ein französischer Kapitän kommt zum ersten Mal nach
Hamburg. Von St. Jago de . Cuba nach Hamburg hat er be-
deutende Havarie erlitten, ist durch Stürme und Mißgunst des
Wetters zweiundfünfzig Wochen unterwegs gewesen.
Im Hafen angelangt hat er nach genauer Berechnung bedeuten-
den Schaden erlitten. Er übergibt seinem Steuermann das
Schiff und läßt stch von einem Schiffsjungen an's Land setzen.
Kaum ausgestiegen kommt ihm der alte Sturm entgegen.
„You want a Boot, Sir?“
„Oui, je veux aller ä l’hötel!“
„Tann kommen Se man hiermit!" Sturm bindet behende
seine Jolle los und rudert den Kapitän frisch wieder in den
Hafen zurück.
„Aals von mon eher, je veux etre ä terre, voilä
vos quatre Schelling!“
„Det het ja Tiet, bet später!"
„Aals te veux etre dans un hötel!“
„Ja woll, ich will Ihnen den Hafen woll zeigen. Sie
sollen Alles sehen! — Seh'n Se, hier is eine Brigg —
ein schönes Schiff, gehört Rosen, hat seine erste Reise gemacht,
kommt von Brasilien!"
„Mais mon eher, je veux etre ä terre!“ sagt unge-
duldig der Kapitän, „voilä!“ (gibt ihm noch mehr Geld).
„Ja woll, ja woll! Da kommt mi all noch Heu!— Dies
ist ein Schooner, ein Engländer! Halohe! Is de Kaptän
an Board? Hier is ein Fremder, de will dat Schipp bisehn!"
„Mais saere milletonnerre, je veux etre ä terre!“
„Man Jeduld, et kommt noch schöner! Seh'n Se, da kommt
de Harborger Dumper! — Dieses ist ein Trocken Dock, wo
die Schiffe klefatert werden, kost über fiftig Duhsend Mark!"
Der arme Kapitän schüttelt unmuthig den Kopf. „Mais,
je veux etre a terre!“
„Ja, so wat kriegt Se in Berlin oder Wien nich zu sehn,
dat glöw' ick! — Nu kriegt mi bald die schönste Utsicht bis
Blankenese runter!" —
Der Franzose ergibt sich fluchend und polternd in sein
Schicksal. Sturm rudert ihn immer weiter, ihm alle Herrlich- j.
leiten zeigend. Endlich nach langem Hin- und Herfahren kommt
er auch an des Kapitäns eigenes Schiff! Der ist glücklich, sein
Schiff wieder zu sehen, und Sturm sagt belehrend: „Dieß ist
ein Franzos, kommt heute von St. Jago de Cuba, is 52 Wo-
chen unterwegs gewesen, hat große Havarie gehabt."
Der Kapitän ruft seinem Steuermann zu. Der kommt
erschrocken an den Spiegel des Schiffes gestürzt: „Mon Dieu,
mon capitaine, qu’est-ce que <?a signifie?“
„Oh, ce sacrö gaillard m’a traine pendant deux
heures dans le port!“
Die Schiffsireppe wird Herabgelaffen. Der Kapitän klopft
zur See endlich in seiner Vaterstadt Hamburg zur Ruhe gesetzt.
Er hat sich eine hübsche Jolle gekauft und ernährt sich damit,
die Kapitäne von und zu ihren Schiffen zu bringen, die Passa-
giere mit ihren Effekten von den Dampfschiffen abzuholen oder
an Bord zu fahren. Solch' ein Geschäft ist einträglich. Zu
seinen bestbezahlten Fahrten aber gehören solche, wenn er Frem-
den den Hafen mit seinen Schiffen zeigt und sie in seiner Jolle
mit den Merkwürdigkeiten und Reizen des Hafens bekannt macht.
Der gute alte Sturm est etwas harthörig, man könnte fast
taub sagen, und durch diesen Uebelstand entstehen oft ergötzliche
Mißverständnisse.
Ein französischer Kapitän kommt zum ersten Mal nach
Hamburg. Von St. Jago de . Cuba nach Hamburg hat er be-
deutende Havarie erlitten, ist durch Stürme und Mißgunst des
Wetters zweiundfünfzig Wochen unterwegs gewesen.
Im Hafen angelangt hat er nach genauer Berechnung bedeuten-
den Schaden erlitten. Er übergibt seinem Steuermann das
Schiff und läßt stch von einem Schiffsjungen an's Land setzen.
Kaum ausgestiegen kommt ihm der alte Sturm entgegen.
„You want a Boot, Sir?“
„Oui, je veux aller ä l’hötel!“
„Tann kommen Se man hiermit!" Sturm bindet behende
seine Jolle los und rudert den Kapitän frisch wieder in den
Hafen zurück.
„Aals von mon eher, je veux etre ä terre, voilä
vos quatre Schelling!“
„Det het ja Tiet, bet später!"
„Aals te veux etre dans un hötel!“
„Ja woll, ich will Ihnen den Hafen woll zeigen. Sie
sollen Alles sehen! — Seh'n Se, hier is eine Brigg —
ein schönes Schiff, gehört Rosen, hat seine erste Reise gemacht,
kommt von Brasilien!"
„Mais mon eher, je veux etre ä terre!“ sagt unge-
duldig der Kapitän, „voilä!“ (gibt ihm noch mehr Geld).
„Ja woll, ja woll! Da kommt mi all noch Heu!— Dies
ist ein Schooner, ein Engländer! Halohe! Is de Kaptän
an Board? Hier is ein Fremder, de will dat Schipp bisehn!"
„Mais saere milletonnerre, je veux etre ä terre!“
„Man Jeduld, et kommt noch schöner! Seh'n Se, da kommt
de Harborger Dumper! — Dieses ist ein Trocken Dock, wo
die Schiffe klefatert werden, kost über fiftig Duhsend Mark!"
Der arme Kapitän schüttelt unmuthig den Kopf. „Mais,
je veux etre a terre!“
„Ja, so wat kriegt Se in Berlin oder Wien nich zu sehn,
dat glöw' ick! — Nu kriegt mi bald die schönste Utsicht bis
Blankenese runter!" —
Der Franzose ergibt sich fluchend und polternd in sein
Schicksal. Sturm rudert ihn immer weiter, ihm alle Herrlich- j.
leiten zeigend. Endlich nach langem Hin- und Herfahren kommt
er auch an des Kapitäns eigenes Schiff! Der ist glücklich, sein
Schiff wieder zu sehen, und Sturm sagt belehrend: „Dieß ist
ein Franzos, kommt heute von St. Jago de Cuba, is 52 Wo-
chen unterwegs gewesen, hat große Havarie gehabt."
Der Kapitän ruft seinem Steuermann zu. Der kommt
erschrocken an den Spiegel des Schiffes gestürzt: „Mon Dieu,
mon capitaine, qu’est-ce que <?a signifie?“
„Oh, ce sacrö gaillard m’a traine pendant deux
heures dans le port!“
Die Schiffsireppe wird Herabgelaffen. Der Kapitän klopft
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein origineller Jollenführer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)