Sein Leben
mich, „wir wollen Euch lehren. Amerikaner zu behandeln! glaubt
Ihr in Eurer verdammten Heimath zu sein? Hell and dam-
nation!" — „Schlagt ihn nieder!" riefen Stimmen auf der
Straße: „Reißt ihn hinter der Bar vor! schleppt ihn auf die
Straße! lyncht ihn. lyncht ihn!" Während sie so lärmten,
näherten sich Einige dem Eingänge der Bar.
„Zurück! — Ich sag' es nicht zum zweiten Male!" rief
ich den Letztern entgegen, und gehorsam wichen sie zurück, ob-
schon meine Hände unbewaffnet auf der Bar ruhten, denn ich
nahm niemals eine Waffe in die Hand, ohne sie auch sogleich
zu gebrauchen. Ein Kerl, der vor meinen Augen mit einem
Stockdegen spielte, rief mir jetzt zu: „Kommt hervor hinter der
Bar. wenn Ihr kein Feigling seid!"
An dieser kühnen Herausforderung bemerkte ich, daß ihre
Lust größer als ihr Muth sein müsse, mich anzugreifen, und
ich wendete mich daher im höflichen Tone an sie. „Gentlemen!"
sagte ich. „wenn Ihr mich für einen Feigling haltet, warum
kommt Ihr so viele gegen Einen? Was wollt Ihr denn eigent-
lich. da ich mich nicht erinn're. Einen von Euch beleidigt haben
zu wollen?!"
Wird man aber höflich im Wortwechsel mit solchen Men-
schen. so schreiben sie es gewöhnlich der Furcht zu. weßhalb denn
auch Einer sogleich mich anfuhr: „Warum hast Du mich Lügner
geheißen. Du Schurke!"
„Weil Du mich angelogen hast. Du Schuft!" antwortete
ich nun im sehr groben Ton.
„Ihr seid der verdammteste dutchman, den ich jemals
sah!" antwortete der mit dem Rohr.
„Ich bin so wenig ein dutchman, als Ihr eingerman!"
erwiderte ich.
„Was ist der Unterschied?" frug Jener barsch, ich erklärte
ihm denselben ebenso, ihre Heftigkeit nahm allmälig ab. Einzelne
entfernten sich, und zuletzt Alle, ohne auch nur ein Glas zer-
brochen zu haben. Eine Stunde nachher kam auch mein Part-
ner wieder zum Vorschein, und versicherte, er habe keine Watch-
leute finden können.
Es war einige Tage später, als einige Irländer, die in
der Nähe ein Haus bauten, Skandal im Zimmer machten.
Einige Feuerleute, darunter der, welcher damals den Stockdegen
geführt hatte, waren anwesend, als ich einen der Irländer am
Kragen packte, schnell gegen mich riß und gleich darauf zurück-
stieß. so daß er auf den Boden schlug. „Bei Gott!" rief der
vom Stockdegen und schlug auf den Tisch, „das ist ein figh-
ting boy!" (Schläger), traktirte mich sogleich nebst den andern
Feuerleuten und flüsterte mir zu. ohne Sorge zu sein, er würde
mir mit seinen Kameraden beistehen, falls die Irländer Händel
anfangen sollten.
Zwei Monate später, nach Mitternacht, als ich gerade die
Fensterläden einhängtc und die Thüre schließen wollte, trat ein
Irländer, der auf den Kohlenbooten von Pittsburg nach Louis-
ville als Matrose zu fahren pflegte, mit erhitztem Kopfe ein.
„Ly Jesus!" ein Glas guten, alten Roggenwhisky!" rief er.
„Heut' wird Nichts mehr ausgeschenkt!" antwortete ich.
„Wozu habt Ihr ein Wirthshaus?" schrie er: „Whisky.
machen. 71
sage ich, oder I'll have a bloodv battle!" (ich werde einen
blutigen Kampf haben.)
„Geh' in die Hölle!" entgegnete ich: „Wollt Ihr mir be-
fehlen in meinem eig'nen Haus?"
„In Eurem eig'nen Haus?" schrie er: „Heißt Ihr das
Euer Haus? Wohlan, ich bring Euch um in Eurem eig'nen
Haus!" und somit drang er mit geballten Fäusten auf mich
ein. Mehrere Minuten lang schlugen wir uns herum, dann
unterlief ich ihn, faßte ihn um die Lenden und warf ihn auf
den Boden, er zog mich aber mit sich, denn seine beiden Hände
umkrampften fest meine Haare. Verschiedene Stöße auf seine
Augen und Nase konnten mich nicht befreien, bis ich ihm end-
lich mit zwei Fingern den Kehlkopf etwas einllemmte; sogleich
ließ er meine Haare los, und machte einen Versuch, sich auf
mich zu wälzen, während ich mit beiden Händen seinen Hals
umklammerte. Mein Partner und ein deutscher Schreiner, der
; bei uns logirte, erhoben sich jetzt aus ihren Betten, und mit
ihrer Hilfe wurde der tapfere Paddy auf die Straße geworfen.
Hinter ihm schloffen wir die Thür. (Forts, folgt.)
Die Vögel zum Ausstopfen.
Der Jägertonerl sitzt in seinem Zimmer und weidet Vögel
aus; der Gutsherr tritt ein und stellt folgende Frage:
„Warum bringt Er denn der Köchin keine Vögel, er weiß,
meine Frau ißt sie gern; nun seh' ich aber, daß er einen gan-
zen Bund hier liegen hat; zu was sind die bestimmt?"
„Euer Gnaden, die g'hören zum Ausstopfen!"
„So. das ist was Anderes!"
mich, „wir wollen Euch lehren. Amerikaner zu behandeln! glaubt
Ihr in Eurer verdammten Heimath zu sein? Hell and dam-
nation!" — „Schlagt ihn nieder!" riefen Stimmen auf der
Straße: „Reißt ihn hinter der Bar vor! schleppt ihn auf die
Straße! lyncht ihn. lyncht ihn!" Während sie so lärmten,
näherten sich Einige dem Eingänge der Bar.
„Zurück! — Ich sag' es nicht zum zweiten Male!" rief
ich den Letztern entgegen, und gehorsam wichen sie zurück, ob-
schon meine Hände unbewaffnet auf der Bar ruhten, denn ich
nahm niemals eine Waffe in die Hand, ohne sie auch sogleich
zu gebrauchen. Ein Kerl, der vor meinen Augen mit einem
Stockdegen spielte, rief mir jetzt zu: „Kommt hervor hinter der
Bar. wenn Ihr kein Feigling seid!"
An dieser kühnen Herausforderung bemerkte ich, daß ihre
Lust größer als ihr Muth sein müsse, mich anzugreifen, und
ich wendete mich daher im höflichen Tone an sie. „Gentlemen!"
sagte ich. „wenn Ihr mich für einen Feigling haltet, warum
kommt Ihr so viele gegen Einen? Was wollt Ihr denn eigent-
lich. da ich mich nicht erinn're. Einen von Euch beleidigt haben
zu wollen?!"
Wird man aber höflich im Wortwechsel mit solchen Men-
schen. so schreiben sie es gewöhnlich der Furcht zu. weßhalb denn
auch Einer sogleich mich anfuhr: „Warum hast Du mich Lügner
geheißen. Du Schurke!"
„Weil Du mich angelogen hast. Du Schuft!" antwortete
ich nun im sehr groben Ton.
„Ihr seid der verdammteste dutchman, den ich jemals
sah!" antwortete der mit dem Rohr.
„Ich bin so wenig ein dutchman, als Ihr eingerman!"
erwiderte ich.
„Was ist der Unterschied?" frug Jener barsch, ich erklärte
ihm denselben ebenso, ihre Heftigkeit nahm allmälig ab. Einzelne
entfernten sich, und zuletzt Alle, ohne auch nur ein Glas zer-
brochen zu haben. Eine Stunde nachher kam auch mein Part-
ner wieder zum Vorschein, und versicherte, er habe keine Watch-
leute finden können.
Es war einige Tage später, als einige Irländer, die in
der Nähe ein Haus bauten, Skandal im Zimmer machten.
Einige Feuerleute, darunter der, welcher damals den Stockdegen
geführt hatte, waren anwesend, als ich einen der Irländer am
Kragen packte, schnell gegen mich riß und gleich darauf zurück-
stieß. so daß er auf den Boden schlug. „Bei Gott!" rief der
vom Stockdegen und schlug auf den Tisch, „das ist ein figh-
ting boy!" (Schläger), traktirte mich sogleich nebst den andern
Feuerleuten und flüsterte mir zu. ohne Sorge zu sein, er würde
mir mit seinen Kameraden beistehen, falls die Irländer Händel
anfangen sollten.
Zwei Monate später, nach Mitternacht, als ich gerade die
Fensterläden einhängtc und die Thüre schließen wollte, trat ein
Irländer, der auf den Kohlenbooten von Pittsburg nach Louis-
ville als Matrose zu fahren pflegte, mit erhitztem Kopfe ein.
„Ly Jesus!" ein Glas guten, alten Roggenwhisky!" rief er.
„Heut' wird Nichts mehr ausgeschenkt!" antwortete ich.
„Wozu habt Ihr ein Wirthshaus?" schrie er: „Whisky.
machen. 71
sage ich, oder I'll have a bloodv battle!" (ich werde einen
blutigen Kampf haben.)
„Geh' in die Hölle!" entgegnete ich: „Wollt Ihr mir be-
fehlen in meinem eig'nen Haus?"
„In Eurem eig'nen Haus?" schrie er: „Heißt Ihr das
Euer Haus? Wohlan, ich bring Euch um in Eurem eig'nen
Haus!" und somit drang er mit geballten Fäusten auf mich
ein. Mehrere Minuten lang schlugen wir uns herum, dann
unterlief ich ihn, faßte ihn um die Lenden und warf ihn auf
den Boden, er zog mich aber mit sich, denn seine beiden Hände
umkrampften fest meine Haare. Verschiedene Stöße auf seine
Augen und Nase konnten mich nicht befreien, bis ich ihm end-
lich mit zwei Fingern den Kehlkopf etwas einllemmte; sogleich
ließ er meine Haare los, und machte einen Versuch, sich auf
mich zu wälzen, während ich mit beiden Händen seinen Hals
umklammerte. Mein Partner und ein deutscher Schreiner, der
; bei uns logirte, erhoben sich jetzt aus ihren Betten, und mit
ihrer Hilfe wurde der tapfere Paddy auf die Straße geworfen.
Hinter ihm schloffen wir die Thür. (Forts, folgt.)
Die Vögel zum Ausstopfen.
Der Jägertonerl sitzt in seinem Zimmer und weidet Vögel
aus; der Gutsherr tritt ein und stellt folgende Frage:
„Warum bringt Er denn der Köchin keine Vögel, er weiß,
meine Frau ißt sie gern; nun seh' ich aber, daß er einen gan-
zen Bund hier liegen hat; zu was sind die bestimmt?"
„Euer Gnaden, die g'hören zum Ausstopfen!"
„So. das ist was Anderes!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Vögel zum Ausstopfen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 19.1854, Nr. 441, S. 71
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg