52 Dürings Erle.
Desselben Tages lagerte sich Wlatislaw mit seinen Haufen
bei deni abgebrannten Stüdtlein Budeez,
Am nächsten Morgen bestieg Wlatislaw einen erhöheten
Ort, hielt in der Hand sein blankes Schwert und redete zu seinen,
Volke, „9hm wohlan ihr lieben Ritter und streitbaren Kriegs-
„leute! Ihr wisset wohl, daß wir etliche Male dieses verzagte
„Volk besiegt und unsere Schwerter in seinem Blute gefärbt
„haben. Darum streitet männlich, denn ihr wollet dieser Tage
„den letzten Sieg erlangen. Ich aber schwöre euch bei der
„Götter Würdigkeit und bei meinem Schwerte, das in meiner
„Hand glühet, daß ich nicht einen von ihnen, so männlichen
„Geschlechtes ist, will leben lassen. Ja, ich tvill den Ahittern
„ihre Knaben erwürgen und statt derselben junge Hunde an ihre
„Brüste legen, lind so tvill ich die unnützen blöden Nachbarn
„gänzlich ansrotten, und Euch reich machen mit ihrem Golde
„und Silber, und dies will ich Euch wahr machen, morgen,
„zu dieser Stunde,"
Wischerad herab bis auf das Feld von Brusky. Alsbald
brachen die Prager Haufen auf und zogen dem Styr von
Cheinow, ihrem Führer, nach, und er vor ihnen her mit
fröhlichem Gemüthe,
Wie sie nun durch das Land dahin zogen, kamen sic an
einem hohen Felsen vorüber, auf dem ein Weib stand, das ihnen
Unter dem Volke von Prag befand sich ein sehr beherzter
* und kricgscrfahrner Man», der Styr von Cheinow genannt.
Diesen berief Herzog Nektan und vertraute ihm heimlicher Weise
seines Herzens Blödigkeit und Verzagtheit, bat ihn, seinen blan-
ken Harnisch anzulegen und statt seiner des Volkes Führer zu
sein. Es war nur eine geringe Anzahl der Edlen gegenwärtig,
und die Sache wurde so geheim gehalten als immer möglich
ivar. Da fragte der Styr von Cheinow Herzog Nektan, „was
er ihm fiir seine Mühe und Lebensgefahr geben wolle?" Der
j Herzog antwortete ihm: Was er Billiges begehren würde, das
^ solle ihm werden. Darauf sprach der Styr von Cheinow:
„Wann ich wieder komme, so wirst du mir loiderfahren lassen,
„was ich verdienet habe; werde ich aber statt deiner umkommen,
„so bitte ich, du wollest mir an der Stelle, wo ich falle, ein
„Grab machen laßen, das man in Cheinow sehen mag." Und
dieses versprach ihm der Herzog, Da legte der Styr von Chei-
now die glänzende fürstliche Rüstung an, setzte sich ans des
Herzogs stattliches Roß und ritt mit etlichen vom Adel vom
mit heiserer Stimme zurief; „Folget meinem Rathe, so möget
ihr einem großen Ungemache entgehen; denn wollet ihr den Sieg
erlangen, so müßt ihr der Götter Willen erfüllen. Darum
schlachtet ihnen zu Ehren eine Eselin, so werdet ihr ein ihnen
angenehmes Opfer verbringen, das sie heute begehren," Als
sie dieses hörten, tödtetcn sie eine Eselin, zerhieben dieselbe in
viele tausend Stiicklein und ein jeder Kriegsmann aß einen Bissen
davon. Als dieses geschehen, fühlten sie in sich eine ungewohnte
Unverzagthcit und setzten ihren Zug fort; gegen Abend gelangten
sie auf den bezeichneten Kampfplatz, wo sie sich auf der Anhöhe
ohnwcit Turske lagerten und die Wachtfeuer anzündeten. —
(Schluß in nächster Nummer.)
Desselben Tages lagerte sich Wlatislaw mit seinen Haufen
bei deni abgebrannten Stüdtlein Budeez,
Am nächsten Morgen bestieg Wlatislaw einen erhöheten
Ort, hielt in der Hand sein blankes Schwert und redete zu seinen,
Volke, „9hm wohlan ihr lieben Ritter und streitbaren Kriegs-
„leute! Ihr wisset wohl, daß wir etliche Male dieses verzagte
„Volk besiegt und unsere Schwerter in seinem Blute gefärbt
„haben. Darum streitet männlich, denn ihr wollet dieser Tage
„den letzten Sieg erlangen. Ich aber schwöre euch bei der
„Götter Würdigkeit und bei meinem Schwerte, das in meiner
„Hand glühet, daß ich nicht einen von ihnen, so männlichen
„Geschlechtes ist, will leben lassen. Ja, ich tvill den Ahittern
„ihre Knaben erwürgen und statt derselben junge Hunde an ihre
„Brüste legen, lind so tvill ich die unnützen blöden Nachbarn
„gänzlich ansrotten, und Euch reich machen mit ihrem Golde
„und Silber, und dies will ich Euch wahr machen, morgen,
„zu dieser Stunde,"
Wischerad herab bis auf das Feld von Brusky. Alsbald
brachen die Prager Haufen auf und zogen dem Styr von
Cheinow, ihrem Führer, nach, und er vor ihnen her mit
fröhlichem Gemüthe,
Wie sie nun durch das Land dahin zogen, kamen sic an
einem hohen Felsen vorüber, auf dem ein Weib stand, das ihnen
Unter dem Volke von Prag befand sich ein sehr beherzter
* und kricgscrfahrner Man», der Styr von Cheinow genannt.
Diesen berief Herzog Nektan und vertraute ihm heimlicher Weise
seines Herzens Blödigkeit und Verzagtheit, bat ihn, seinen blan-
ken Harnisch anzulegen und statt seiner des Volkes Führer zu
sein. Es war nur eine geringe Anzahl der Edlen gegenwärtig,
und die Sache wurde so geheim gehalten als immer möglich
ivar. Da fragte der Styr von Cheinow Herzog Nektan, „was
er ihm fiir seine Mühe und Lebensgefahr geben wolle?" Der
j Herzog antwortete ihm: Was er Billiges begehren würde, das
^ solle ihm werden. Darauf sprach der Styr von Cheinow:
„Wann ich wieder komme, so wirst du mir loiderfahren lassen,
„was ich verdienet habe; werde ich aber statt deiner umkommen,
„so bitte ich, du wollest mir an der Stelle, wo ich falle, ein
„Grab machen laßen, das man in Cheinow sehen mag." Und
dieses versprach ihm der Herzog, Da legte der Styr von Chei-
now die glänzende fürstliche Rüstung an, setzte sich ans des
Herzogs stattliches Roß und ritt mit etlichen vom Adel vom
mit heiserer Stimme zurief; „Folget meinem Rathe, so möget
ihr einem großen Ungemache entgehen; denn wollet ihr den Sieg
erlangen, so müßt ihr der Götter Willen erfüllen. Darum
schlachtet ihnen zu Ehren eine Eselin, so werdet ihr ein ihnen
angenehmes Opfer verbringen, das sie heute begehren," Als
sie dieses hörten, tödtetcn sie eine Eselin, zerhieben dieselbe in
viele tausend Stiicklein und ein jeder Kriegsmann aß einen Bissen
davon. Als dieses geschehen, fühlten sie in sich eine ungewohnte
Unverzagthcit und setzten ihren Zug fort; gegen Abend gelangten
sie auf den bezeichneten Kampfplatz, wo sie sich auf der Anhöhe
ohnwcit Turske lagerten und die Wachtfeuer anzündeten. —
(Schluß in nächster Nummer.)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Dürings Erle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 2.1846, Nr. 31, S. 52
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg