Die Gesichtsfarbe als Verräther.
Der kranke Säufer.
71
Praktikant: „Ich komme um Entschul-
digung zu bitten, Herr Rath, daß ich Sonntag,
Montag und Dienstag das Amt nicht besuchte,
ich war sehr unwohl und mußte das Bett hüten."
Nath. „Schon gut, thut mir recht leid,
daß Sic drei Tage hindurch das Bett hüten muß-
ten, jedoch gebe ich Ihnen in Ihrem eigenen
Interesse den guten Rath, das nächste Mal, wenn
Sie wieder krank sein sollten, in Ihrem Zimmer
die Vorhänge herab zu lassen, damit die Sonne
nicht so stark auf Ihr Bett scheinen kann, denn
Sie sehen nach jeder Krankheit erstaunlich abge-
brannt aus."
Die Zukunfts-Musik.
Die Zeit wird stets confuser
Und die Musik mit ihr,
Die Meister soll man vergessen,
Und folgen der Schüler Panier;
Wem droht wohl von den Beiden
Das größ're Mißgeschick:
Der Musik von ihrer Zukunft,
Der Zukunft von ihrer Musik?
Die Rache.
„Wie ich da neulich über die Straße gehe, erzählte mir
Herr Papierlberger, treffe ich diesen unverschämten Bcißberger,
der mich sogleich grüßt und ohne zuvor vom Wetter zu sprechen,
mich sogleich da packt, wo ich am meisten zu ärgern bin, und
mich fragt: Haben Sie noch immer Cosel-Oderberger? Ich
gebe ihm gar keine Antwort. Eine Stunde darauf trifft mich
Herr Beißberger abermals und fragt: Apropos, HerrPapicrl-
berger, haben Sie noch immer Cosel-Oderberger? Ich er-
widerte mit einer zornigen Gebcrde. Aber dieser unverschämte
Bcißberger segelt nach einer halben Stunde abermals auf
mich los und sagt im ruhigsten Tone von der Welt: Herr
Papierlberger, mir scheint. Sie haben noch immer Cosel-Oder-
berger?! Da war ich aber schon in der größten Wuth, und
schrie ihm, so laut ich nur konnte, in's Ohr: „Herr Beiß-
berger, haben Sie noch immer eine Frau? Apropos,
Herr Beißberger, haben Sie noch immer eine Frau?
HerrBeißberger, mir scheint,Sie haben noch immer
eine Frau!" Da ist der Bcißberger still geworden, gegangen
und hat kein Wort mehr gesagt!"
Der Prediger L. zu Crummin hat bevor er sich der
Theologie zuwandtc, einige Semester Medicin studirt; er be-
sucht den früheren Schulzen, der, ein unverbesserlicher Säufer,
das Delirium gehabt. „Nun, Er hat wieder einen Anfall ge-
habt?" — „Ja, Herr Pastor." — „Das ist ein böses Ding,
da sieht Er zuerst lauter Mäuse?" — „Ja, Herr Pastor." —
„Und dann kleine Männerchen, die mitsammen kämpfen?" —
„Ja, Herr Pastor!" — „Und dabei hat Er Beängstigungen
und glaubt den Teufel selber zu sehen, der ihm auf die Brust
springt?" „Ja! Ganz so is dat, Herr Pastor! is Enn uck
all eis so west? (Ja, Herr Pastor, ist Ihnen auch schon 'mal
so gewesen?)"
Ein Talent zum Mechanikus.
Frau: „Lieber Mann, wegen der Zukunft des Eduard
darfst Du nicht länger in Sorge sein, er soll Mechanikus
werden."
Mann. „Dazu hat er gar kein Talent."
Frau. „Das weiß ich besser, gerade hat mir sein Lehrer
erklärt: Frau Commerzien-Räthin, Ihrem Sohne fehlt es an
der Auffassung der abstrakten Gegenstände — nur für das
Mechanische hat er Talent."
Auffallende Aehnlichkeit.
Corpsbursche: „Hör' einmal, Lcibfuchs, ich entdecke
jeden Tag an Dir eine auffallende Aehnlichkeit zwischen Deinen
guten Ideen und Deinen Hemdknöpsen."
Leibfuchs: „Wie so?"
Corpsbursche: „Alle zwei fehlen Dir gewöhnlich."
Aus Cornelii \epotis: Alcibiades.
Tanta fuit ejus gratia.
(Seine Tante war eine Grazie.)
Der kranke Säufer.
71
Praktikant: „Ich komme um Entschul-
digung zu bitten, Herr Rath, daß ich Sonntag,
Montag und Dienstag das Amt nicht besuchte,
ich war sehr unwohl und mußte das Bett hüten."
Nath. „Schon gut, thut mir recht leid,
daß Sic drei Tage hindurch das Bett hüten muß-
ten, jedoch gebe ich Ihnen in Ihrem eigenen
Interesse den guten Rath, das nächste Mal, wenn
Sie wieder krank sein sollten, in Ihrem Zimmer
die Vorhänge herab zu lassen, damit die Sonne
nicht so stark auf Ihr Bett scheinen kann, denn
Sie sehen nach jeder Krankheit erstaunlich abge-
brannt aus."
Die Zukunfts-Musik.
Die Zeit wird stets confuser
Und die Musik mit ihr,
Die Meister soll man vergessen,
Und folgen der Schüler Panier;
Wem droht wohl von den Beiden
Das größ're Mißgeschick:
Der Musik von ihrer Zukunft,
Der Zukunft von ihrer Musik?
Die Rache.
„Wie ich da neulich über die Straße gehe, erzählte mir
Herr Papierlberger, treffe ich diesen unverschämten Bcißberger,
der mich sogleich grüßt und ohne zuvor vom Wetter zu sprechen,
mich sogleich da packt, wo ich am meisten zu ärgern bin, und
mich fragt: Haben Sie noch immer Cosel-Oderberger? Ich
gebe ihm gar keine Antwort. Eine Stunde darauf trifft mich
Herr Beißberger abermals und fragt: Apropos, HerrPapicrl-
berger, haben Sie noch immer Cosel-Oderberger? Ich er-
widerte mit einer zornigen Gebcrde. Aber dieser unverschämte
Bcißberger segelt nach einer halben Stunde abermals auf
mich los und sagt im ruhigsten Tone von der Welt: Herr
Papierlberger, mir scheint. Sie haben noch immer Cosel-Oder-
berger?! Da war ich aber schon in der größten Wuth, und
schrie ihm, so laut ich nur konnte, in's Ohr: „Herr Beiß-
berger, haben Sie noch immer eine Frau? Apropos,
Herr Beißberger, haben Sie noch immer eine Frau?
HerrBeißberger, mir scheint,Sie haben noch immer
eine Frau!" Da ist der Bcißberger still geworden, gegangen
und hat kein Wort mehr gesagt!"
Der Prediger L. zu Crummin hat bevor er sich der
Theologie zuwandtc, einige Semester Medicin studirt; er be-
sucht den früheren Schulzen, der, ein unverbesserlicher Säufer,
das Delirium gehabt. „Nun, Er hat wieder einen Anfall ge-
habt?" — „Ja, Herr Pastor." — „Das ist ein böses Ding,
da sieht Er zuerst lauter Mäuse?" — „Ja, Herr Pastor." —
„Und dann kleine Männerchen, die mitsammen kämpfen?" —
„Ja, Herr Pastor!" — „Und dabei hat Er Beängstigungen
und glaubt den Teufel selber zu sehen, der ihm auf die Brust
springt?" „Ja! Ganz so is dat, Herr Pastor! is Enn uck
all eis so west? (Ja, Herr Pastor, ist Ihnen auch schon 'mal
so gewesen?)"
Ein Talent zum Mechanikus.
Frau: „Lieber Mann, wegen der Zukunft des Eduard
darfst Du nicht länger in Sorge sein, er soll Mechanikus
werden."
Mann. „Dazu hat er gar kein Talent."
Frau. „Das weiß ich besser, gerade hat mir sein Lehrer
erklärt: Frau Commerzien-Räthin, Ihrem Sohne fehlt es an
der Auffassung der abstrakten Gegenstände — nur für das
Mechanische hat er Talent."
Auffallende Aehnlichkeit.
Corpsbursche: „Hör' einmal, Lcibfuchs, ich entdecke
jeden Tag an Dir eine auffallende Aehnlichkeit zwischen Deinen
guten Ideen und Deinen Hemdknöpsen."
Leibfuchs: „Wie so?"
Corpsbursche: „Alle zwei fehlen Dir gewöhnlich."
Aus Cornelii \epotis: Alcibiades.
Tanta fuit ejus gratia.
(Seine Tante war eine Grazie.)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der kranke Säufer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 713, S. 71
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg