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, Der tapfere Mörsburger.

(Schluß.)

„Was gibt's, um Gottcswillen, was ist geschehen, ein
Unglück?" riefen die Bauern. „Er geht zurück," sprach leise
der Soldat. „Gebt zurück!" riefen sic, „wer geht zurück?

; Der Erzherzog? Alle Wetter, also gcht's wieder schief!" —

1 „Nein!" antwortete er, „der Moreau!" — „Der Moreau!"

schrieen alle und sprangen von den Stühlen auf, indem mehrere
; sic in der Hast umfließen. „Der Moreau geht zurück? also
gerade, wie Ähr's vor acht Tagen vorausgesagt habt! Aber
! woher wißt Jhr's denn?" — „Hier stehl's gedruckt in der
i Zeitung," sprach er, „da heißt cs:

Ncnburg an der Donau, den 20. Sept. Endlich wer-
! den wir von unfern Drängern erlöst. Die große französische
j Armee unter Moreau hat uns mit einem Male verlassen und
zieht sich in Eilmärschen durch Schwaben zurück. Man sagt,
der glorreiche Erzherzog marschiere am Rheine heraus, um
ihr den Rückzug abzuschneiden."

Der Soldat mußte sich setzen, so war er angegriffen. Er
: legte das Papier auf den Tisch. Von den Bauern sprach lange
keiner ein Wort. Sic beugten sich alle über das Zeitungsblatt
herein und lasen mehrmals jedes Wort, als wollten sic sich
recht überzeugen, daß cs auch wirklich so drinnen stehe. Da-'
j zwischen schauten |tc allemal wieder aus den Soldaten hin, um
zu sehen, waö er mache. Da saß er, der Alles voraus ge-
i wnßt, vorausgesagt hatte, der einfache Rcichssoldat, der Bauern-
i knecht. Wie er cs gesagt, so hatte die große französische Armee,
hatte der berühmte Moreau cö machen müßen. Es kamen ihnen
sonderbare Gedanken über den Mann. War er wirklich was er
' schien?. Woher hatte er aber dann diese Wissenschaft? Oder
; war es etwas Anderes, ctwaö Höheres? War er nicht vielleicht
! einer, der von hier aus mitbcfahl, mitwirkte auf dem großen
i Kricgstheater, der von diesem Winkel am Rheine ans Bot-

schaften , vielleicht gar Befehle hinsandtc an die Armeen im
Innern des Reichs, ein hoher Offizier, ein großer Spion,
kurz ein vornehmer, mächtiger Herr, der sich nur auf einige
Zeit in das ärmliche Gewand eines RcichSsoldatcn gesteckt
hatte, um den Franzosen desto sicherer zu verderben? Es wurde
ihnen unheimlich, bänglich zu Mnth, wenn sie daran dachten,
wie sie ihm manchmal so grob begegnet waren, wie sic so
frei sich vor ihm ausgesprochen hatten über Kaiser und Reich.
Auch nachdem sie wieder ihre Plätze eingenommen hatten,
kam es daher zu keinem allgemeinen, lauten Gespräch, sic
flüsterten nur so zusammen, mzd wenn einem ein lautes
Wort entfahren war, so schaute er ängstlich nach dem Sol-
daten hin, was der für ein Gesicht dazu mache. Dieser schien
auch wenig Lust zu haben, einen DiScurS zu beginnen. Die !
Arme über der Brust gekreuzt saß er da und schaute nach-
denklich in sein GlaS, ja er schloß zeitweise die Augen und
schien zu träumen. Den Wein rührte er nicht an. Allgemach I
entfernte sich einer der Bauern nach dem andern in aller
Stille und der Soldat saß noch allein am Tische. Er hatte
die Augen geschlossen; man wußte nicht, wachte oder schlief !
er. Endlich trat die Hausfrau zu ihm hin, legte ihm die j
Hand auf die Schulter und sagte: „Herr Soldat, cs ist spät;
wollt Ihr nicht austrinken?" Da fuhr er auf. „Ja, Haus-
frau," sprach er, „ich hätt's schier vergessen." Er leerte das
GlaS auf einen Zug und ging hinaus.

Am andern Tage fanden ihn die Bauern freundlich und
gesprächig wie sonst, aber er deutete an, daß jetzt seines Blei-
bens hier zu Ort nicht mehr lange sein werde. „Wir könnens
unS schon denken," sagte einer der Bauern, „Sie werden wo
anders nöthiger sein." Der Soldat schaute ihn verwundert an,
antwortete aber nichts.

Bald wurde es wieder lebendig im Rheinthalc. In Hellen
j Haufen zog's vorbei ans der großen Straße am Rheine hinauf.

14 i Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst. Erscheinen wöchentlich ein Mal. SnbscriPtions.,XXX, M.

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