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in's Nebenzimmer. — „Vivat!" sag' ich wie sie draus war,
„die ist abgcthan" — „und ich Hab die Wett' gewonnen/' —
sagt mein Freund drauf. — „Nu ja" sag ich, „aber wir
! gehen doch auf die Rcdoute." — Er hat zwar nimmer recht
! anbeißen wollen, weil er seiner. Frau versprochen hatte, nicht !

hinzugchen, ich aber Hab' nicht nachgelassen, bis er eingewilligt
- hat, im Domino mit mir, und ohne Wissen seiner Frau,

! hinzugehen. —

Abcndö sind wir also alle zwei in der Mask auf die
Nedout, er hat sich bei mir in meinem Gasthof angczogen, und
die Billets Hab auch ich besorgt, weil seine Frau die zwei
andern zurückbehalten hatte.

Wir sind gar nicht lange auf der Nedout, als ich be-
merke, daß uns zwei weibliche Masken, sogenannte Fledermäuse,
überall verfolgen und beobachten, ich geh' also auf die zwei
zu und red' mit ihnen, die werden gleich ganz gemüthlich, ich
tanz' mit der größern, einer schlanken Figur, und der Stiftlcin
nimmt die Kleinere. — Die Meine führt mich nach dem
Tanz im Saale herum, läßt mich nimmer ans, führt mich
von einem Zimmer inö andere, — meinen Freund Hab ich ganz
ans'n Gesicht verloren — endlich, nachdem wir a weil hcrum-
gangcn sind, bict' ich ihr zu Essen oder Trinken an; sie zieht
drauf a wundcrschöns goldenes Springührl heraus, schaut
drauf und sagt: „Nu es ist gerad noch Zeit, gehen wir zum
Büffet hinter." — Ich geh' also mit ihr, erstaun' aber nicht
schlecht, als sic ohne Weiters eine Bonteille Champagner be-
stellt, cinschcnken läßt, und zu mir sagt: „mit so einem lie-
benswürdigen Mann, wie Sie sind, trink ich keinen andern
Wein als Champagner, cs ist dicß der nobelste." — Ich
bezahl' den Wein und betrachte die Person so, wobei ich zu dem
Schluß kommen bin, daß sie von gebildetem Stand sein muß,
was auch ihr ganzes Benehmen zeigte, — sie trinkt nur ein
halbes Glas, — ich auch, — ans einmal nimmts mich beim
Arm und sagt: „gehen wir wieder in den Saal hinaus." —
„Aber," sag ich, „der Wein;" — „wenn er Ihnen reut," —
sagt sic drauf, „so könncns ja die Flaschen draus im Saal
; herum tragen, und unter Wegs manchmal a Schlückl neh-
men, — ich trink kein' mehr." — Ich hätt' mich bald geschämt
deßwegen, laß also den Wein stehen und geh mit ihr in den
Saal hinaus; wie wir a weil hcrumgchcn, treff ich meinen
Freund, der ganz vertieft war mit seiner Kleinen; — wie
er mich sieht, geht er gleich ans mich zu, die zwei Masken,
unsere Begleiterinnen, reden bei Seite einige heimliche Worte,
und ich frag' derweil den Stiftlcin, ob er nicht wüßte wer
sic wären, er aber hat keine kennt, hat mir aber gesagt, er
ließ die Kleine nimmer aus bis er wüßte wer sie wäre, ich
, sollte mich nur fest an die größere halten. — Ich nehme sic
also wieder am Arm, und will mit ihr wieder zum hcrum-
gchcn anfangcn als'sie zu mir sagt, sic müsse nach Hause,
ich mochte so gut sein, und sic bis unterö Haus begleiten,
weil sie dann mit einem Fiaker hcimfahrcn wollte, — ich thu
dieß also und che sic in den Wagen cinstcigen will, sagts
zu mir: „ich dank Herr Sträußlc für die Ehr, mit mir fah-
ren mögeus vielleicht doch nicht, also gute Nacht." — Wie

ich meinen Namen hör' — sag ich: „was Sie kennen mich?.
Mit Vergnügen fahr' ich mit, denn ich muß wisftn wer Sic '
sind, und woher Sic mich kennen; Wenns nur'ein paar Au-
genblick Geduld hätten, ich geh nur geschwind hinauf und sag
meinem Freund, daß er auf mich wartet bis ich wiederkomme.
— „Das thut er nicht" — sagt sie drauf, — „oh," sag \
ich, „da hats keine Gefahr, wir sind noch gut in der Zeit,
und wenn ich ihn ersuche, bleibt er schon oder er kommt doch
wieder, wenn er auch, wie ich, einen kleinen Abstecher machen
sollte." — „Ich wett' mit Ihnen, was Sic wollen, daß er
keins von beiden thut," sagt sic wieder. — „Was gilts,"
sag ich „er bleibt?!" „Eine Boutcille Champagner," sagt sie
und steigt in den Wagen hinein. — Ich spring geschwind in
den Saal hinauf, erzähl' meinem Freund so schnell als möglich
das Abenteuer und ersuch' ihn um keinen Preis eher ans dem
Saal zu gehen, als bis ich wieder da bin, was er auch sicher
versprochen hat. — Ich gehe also getrost hinunter, steig'in den
Wagen hinein und fahr mit dem Frauenzimmer weiter —
im Fahren sagt's zu mir: „ich wohne gleich da unten, wir
gehen, wenns Ihnen recht ist, durch das kleine Gasfest ich Hab
den Schlüssel zum hintern Thor von nnserm Haus bei mir,
und da können wir hernach hincinkommcn ohne daß uns Je-
mand bemerkt." Ich sag zu allem ja und bin nur begierig
wie sich das enden sollte; — wir steigen also mitten ans
der Straßen ans, gehen durch ein kleines Gassel und sic macht
endlich eine Thür auf und sagt: „jetzt gehcns nur getrost,
aber still mit mir, wenn wir oben sind, sollenö Alles erfah-
ren, und nachher könncns auch wieder zu Ihrem Freund zn-
rückgchen, die Wette wird sich später schon Herausstellen." —
Ich gehe also mit ihr ins HauS, über eine Stiege, sic macht

eine Thür auf, schiebt mich
hinein in a stocksinsters Zim-
mer und sagt: „blcibens nur
a paar Augenblick da stehen,
ich geh geschwind da vor, und
schau ob Alles in der Nahe
ist, ich komm gleich wieder
und hol Ihnen, bitten muß
ich Sie aber, ja nicht vom
Fleck zu gehen, cs stehen da
am Boden viele Gläser und
Geschirr herum anfgerichtet,
weil wir unser Speis' aus-
geränmt haben, wenns wo
anstoßcn würden und das Ge-
schirr fallet um, das gab einen Ungeheuern Lärm." — „Ich
rühr mich nicht vom Fleck" — sag ich — „kommcns nur
bald" —■ sie sagt drauf gar nichts, macht die Thür, die so
nur ein klein wenig offen war zu, und ich hör deutlich, daß
sie den Schlüssel im Schloß umdrcht und wieder die Stiege
hinnntergeht. — Ich wart' in dem eiskalten Zimmer schon
gewiß eine halbe Stunde, die Läden an vcn Fenstern waren
auch zu, so daß es im Zimmer so finster war, daß man keine
zwei Schuh weit hat sehen können, — vom Fleck Hab ich mich

Bilder ans den Erlebnissen dcö Herrn Hieronymus Sträußlc.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bilder aus den Erlebnissen des Herrn Hieronymus Sträußle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rache
Dunkelheit <Motiv>
Speicher <Motiv>
Gast <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 720, S. 122

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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