Bilder ans den Erlebnissen de
XI. Die Hühnerjagd.
Mein Freund Stöpsle und ich haben einmal ans die Jagd
gehen wollen, — wir hab'n auch gleich mit dem Herrn von
Schneckopf sein' Jäger gesprochen, und ihn ersucht, daß er
uns einmal mitnehmen macht'. „No," sagt er, „warumnicht,
gehen's halt morgen mit mir, aus der Grenz liegen a Paar-
Ketten Hühner und da gibt's schon was zum Schießen." —
Wir haben uns weiters nicht gefreut, — ich bin gleich heim,
und Hab' mein' Vater seine Flinten und sein' Jagdzeug her-
gerichtet. Der Stöpsle, der nebenbei gesagt, ein großer Liebhaber
von Schmetterlingen war, ist am andern Tag zu mir kom-
men und da Hab' ich ihm Alles sagen müssen, wie er sich
auf der Hühnerjagd zu benehmen hat. Wir sind also fort,
— ich, der Stöpsle und der Jäger mit sein'Hund; wir streichen
da gewiß zwei Stund' draußen in die Felder herum, ohne auf
irgend etwas zu stoßen, — ans einmal steht dem Jager sein
Hund, wir sind gleich weiter auseinandergangcn, der Jäger
rechts von mir, hart an der Grenz, der Stöpsle aber links
von mir ist so an einem Bächle, das mit Weidenstauden be-
wachsen war, hingegangen, — auf einmal fällt ein Schuß,
— eine Kette Hühner vor uns steht auf und über die Grenz
davon. — Ich schau gleich nach dem Stöpsle, und sch'
ihn am Boden liegen. — „Herr Jcses," schrei ich zum Jäger
hin, „der Stöpsle hat sich geschossen" — und lauf, was ich
kann, d'rauf zu; wie ich näher komm, ruft er mir zu: „lauf
Sträußle und hilf mir." Wie ich hinkomm', seh' ich ihn am
Boden liegen und mit die zwei Hand' sein' Hut fest am
Erdboden hindrucken-, — d'Flinten ist abgeschossen neben
ihm gelegen. „Ja, was ist Dir denn passirt?" — frag' ich,
„ein Schmetterling," sagt' er d'rauf, „unter mein' Hut Hab'
! ich ihn, ein Nachtfalter ist cs, — ich Hab' noch gar kein'
Herrn Hieronymus Sträußle. 131 !
so schönen gesehen." — „Was!" schreit der Jäger, „Sie
werden doch nach kein' Schmetterling geschossen haben, und
g'rad in dem Augenblick, wo der Hund die Hühner steht?"
— „Warum nicht gar," sagt er, „da war er ja hin, das
Gewehr ist nur so losgangen." — „Jetzt," sagt er zu mir
d'rauf, — „setz Dich her und halt mein'Hut, daß er uns nicht
auskommt." — Der Jäger, wie er gcsch'n hat, daß dem
Stöpsle nichts fehlt, fangt zum Aufbegehren an. Ich aber
wie ich mich vom ersten Schrecken erholt gehabt Hab', Hab'
herzlich lachen müssen, Hab' dem Stöpsle zu sein' Schmetter-
ling verholfcn, und wir haben g'rad weiter geh'n woll'n, als
auf einmal ein Weib aus die Büsch herauskommt, 's ganze
Gesicht voller Blut. — Die geht gleich auf den Jäger zu
und sagt: „nms Himmelswillen, hclfen's mir, mich hat g'rad
Einer, wie ich da oben durch den Bach gehen wollt, mitten
in's Gesicht hincing'schossen, cs brennt g'rad', wie 's höllische
Fssucr." „Wasch' Sic nur geschwind ihr Gesicht im Bach,"
schreit der Jäger, und zum Stöpsle sagt' er: „So jetzt
nehmen's die Frau nur gleich mit zum Doktor, denn cs ist
kein Schuß gefallen, als der Ihrige — Das sind schon die
rechten Schützen," sagt' er wieder, „ans d'Hühncr gehen's
heraus, und alte Weiber schicßen'S."
Mir alle zwei haben uns kein Wörtlc zu sagen getraut, >
haben dem Weib geholfen, ihr Gesicht waschen, und haben ge-
sehen, daß sie gottlob nur drei Schrot im Backen gehabt hat.
— Der Stöpsle gibt ihr gleich zwei Zwanziger und sagt,
sie soll zum Doktor gehen, er käme gleich nach. — Uns
ist jetzt auch die Jagdlnst vergangen gewest und so sind wir
halt fort und heim. Der Stöpsle hat aber von dem Tag an
kein' Flinten mehr angerührt.
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XI. Die Hühnerjagd.
Mein Freund Stöpsle und ich haben einmal ans die Jagd
gehen wollen, — wir hab'n auch gleich mit dem Herrn von
Schneckopf sein' Jäger gesprochen, und ihn ersucht, daß er
uns einmal mitnehmen macht'. „No," sagt er, „warumnicht,
gehen's halt morgen mit mir, aus der Grenz liegen a Paar-
Ketten Hühner und da gibt's schon was zum Schießen." —
Wir haben uns weiters nicht gefreut, — ich bin gleich heim,
und Hab' mein' Vater seine Flinten und sein' Jagdzeug her-
gerichtet. Der Stöpsle, der nebenbei gesagt, ein großer Liebhaber
von Schmetterlingen war, ist am andern Tag zu mir kom-
men und da Hab' ich ihm Alles sagen müssen, wie er sich
auf der Hühnerjagd zu benehmen hat. Wir sind also fort,
— ich, der Stöpsle und der Jäger mit sein'Hund; wir streichen
da gewiß zwei Stund' draußen in die Felder herum, ohne auf
irgend etwas zu stoßen, — ans einmal steht dem Jager sein
Hund, wir sind gleich weiter auseinandergangcn, der Jäger
rechts von mir, hart an der Grenz, der Stöpsle aber links
von mir ist so an einem Bächle, das mit Weidenstauden be-
wachsen war, hingegangen, — auf einmal fällt ein Schuß,
— eine Kette Hühner vor uns steht auf und über die Grenz
davon. — Ich schau gleich nach dem Stöpsle, und sch'
ihn am Boden liegen. — „Herr Jcses," schrei ich zum Jäger
hin, „der Stöpsle hat sich geschossen" — und lauf, was ich
kann, d'rauf zu; wie ich näher komm, ruft er mir zu: „lauf
Sträußle und hilf mir." Wie ich hinkomm', seh' ich ihn am
Boden liegen und mit die zwei Hand' sein' Hut fest am
Erdboden hindrucken-, — d'Flinten ist abgeschossen neben
ihm gelegen. „Ja, was ist Dir denn passirt?" — frag' ich,
„ein Schmetterling," sagt' er d'rauf, „unter mein' Hut Hab'
! ich ihn, ein Nachtfalter ist cs, — ich Hab' noch gar kein'
Herrn Hieronymus Sträußle. 131 !
so schönen gesehen." — „Was!" schreit der Jäger, „Sie
werden doch nach kein' Schmetterling geschossen haben, und
g'rad in dem Augenblick, wo der Hund die Hühner steht?"
— „Warum nicht gar," sagt er, „da war er ja hin, das
Gewehr ist nur so losgangen." — „Jetzt," sagt er zu mir
d'rauf, — „setz Dich her und halt mein'Hut, daß er uns nicht
auskommt." — Der Jäger, wie er gcsch'n hat, daß dem
Stöpsle nichts fehlt, fangt zum Aufbegehren an. Ich aber
wie ich mich vom ersten Schrecken erholt gehabt Hab', Hab'
herzlich lachen müssen, Hab' dem Stöpsle zu sein' Schmetter-
ling verholfcn, und wir haben g'rad weiter geh'n woll'n, als
auf einmal ein Weib aus die Büsch herauskommt, 's ganze
Gesicht voller Blut. — Die geht gleich auf den Jäger zu
und sagt: „nms Himmelswillen, hclfen's mir, mich hat g'rad
Einer, wie ich da oben durch den Bach gehen wollt, mitten
in's Gesicht hincing'schossen, cs brennt g'rad', wie 's höllische
Fssucr." „Wasch' Sic nur geschwind ihr Gesicht im Bach,"
schreit der Jäger, und zum Stöpsle sagt' er: „So jetzt
nehmen's die Frau nur gleich mit zum Doktor, denn cs ist
kein Schuß gefallen, als der Ihrige — Das sind schon die
rechten Schützen," sagt' er wieder, „ans d'Hühncr gehen's
heraus, und alte Weiber schicßen'S."
Mir alle zwei haben uns kein Wörtlc zu sagen getraut, >
haben dem Weib geholfen, ihr Gesicht waschen, und haben ge-
sehen, daß sie gottlob nur drei Schrot im Backen gehabt hat.
— Der Stöpsle gibt ihr gleich zwei Zwanziger und sagt,
sie soll zum Doktor gehen, er käme gleich nach. — Uns
ist jetzt auch die Jagdlnst vergangen gewest und so sind wir
halt fort und heim. Der Stöpsle hat aber von dem Tag an
kein' Flinten mehr angerührt.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bilder aus den Erlebnissen des Herrn Hieronymus Sträußle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Missgeschick <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 721, S. 131
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg