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Der pünktliche Johann.
Baron von Kreuzschnabel macht mit seinem Johann eine
Vergnügungsreise.
Da er sich ganz ans seine Reisekarte verläßt, die in
nnserm mit Ländern und Ländchen so gesegnetem Vaterlande
eigentlich schon Manchen verlassen, kommt er eines Abends
ganz ohne Führer an ein bedenkliches Weglabyrinth. Hier
läßt ihn nun seine Reisekarte ganz in der Patsche; auch sieht
er in Nah und Fern keinen dienstbeflissenen Geist, der ihn
zurechtgewiesen hätte; eben so wenig weiß Johann Bescheid,
und je heftiger sein Herr tvird und flucht Tmvb tobt, desto
ruhiger sitzt Johann ans seinem Bock und scheint die vorüber-
ziehenden vom Abendlicht goldgetränselten Wölkchen zu zählen.
Auf einmal tvird er von seinem Herrn heftig ange-
schnautzt: „Johann! — Zurückläufen! — Wegweiser holen!
schnell!" — —
Mit geflügelten Schritten eilt Johann zurück, um den
Befehl seines Herrn in möglichster Schnelligkeit anszuführen —
und hat seinen Auftrag pünktlich erledigt. —
Neues Eisenbahnhindernih
Ans der Eisenbahn zwischen Berlin und Magdeburg blieb
neulich ein Courierzug liegen. Man forschte der Ursache
nach, konnte aber lange Nichts entdecken, was den Fortgang
des Trains gehemmt haben konnte. Tie Locomotive war in
bester Ordnung, gehörig geheizt und gespeist, die Wagen
sämmtlich in den Gleisen, die Achsen gut geschmiert, auf der
Bahn selbst nicht das gcrinste Hinderniß - genug, der Fall
schien unerklärlich. Zum Ueberflnß schritt man zuletzt noch
zur Untersuchung des Innern der Waggons, anfangs eben-
falls vergeblich — da endlich kam die Ursache des Phäno-
mens zu Tage. In einem Cvnpö erster Classe saß nämlich
ein federleichter Engländer, der aber so schwere Cigarren
rauchte, daß cs den Bahnbeamten sofort klar wurde, hier sei
des Räthsels Lösung gefunden.
Immer höflich.
Gespräch ztvischen der dramatischen Künstlerin Fräulein
S. und Frau Rath R.
Frau R.: „Ach, Fräulein S., Sie haben aber gestern
den Orestes in dem neuen Stück wundervoll gespielt, ich muß
Ihnen sagen, daß Sie mir viel besser gefallen haben, als die
Ktytämnestra, Frau H. selbst."
Fräulein S.: „O, ich bitte sehr!"
Frau R.: „Ja, ja, das ist allgemein gesagt worden,
aber mir hat der Schluß von dem Stück nicht gefallen, ich
hatte mir ihn anders gedacht, nämlich: wie Sie da im letzten
Act weggegangen waren, habe ich geglaubt, Sie würden so
freundlich sein, lviedcr zu kommen und dann Ihre Frau Mutter
umbringen.
Der pünktliche Johann.
Baron von Kreuzschnabel macht mit seinem Johann eine
Vergnügungsreise.
Da er sich ganz ans seine Reisekarte verläßt, die in
nnserm mit Ländern und Ländchen so gesegnetem Vaterlande
eigentlich schon Manchen verlassen, kommt er eines Abends
ganz ohne Führer an ein bedenkliches Weglabyrinth. Hier
läßt ihn nun seine Reisekarte ganz in der Patsche; auch sieht
er in Nah und Fern keinen dienstbeflissenen Geist, der ihn
zurechtgewiesen hätte; eben so wenig weiß Johann Bescheid,
und je heftiger sein Herr tvird und flucht Tmvb tobt, desto
ruhiger sitzt Johann ans seinem Bock und scheint die vorüber-
ziehenden vom Abendlicht goldgetränselten Wölkchen zu zählen.
Auf einmal tvird er von seinem Herrn heftig ange-
schnautzt: „Johann! — Zurückläufen! — Wegweiser holen!
schnell!" — —
Mit geflügelten Schritten eilt Johann zurück, um den
Befehl seines Herrn in möglichster Schnelligkeit anszuführen —
und hat seinen Auftrag pünktlich erledigt. —
Neues Eisenbahnhindernih
Ans der Eisenbahn zwischen Berlin und Magdeburg blieb
neulich ein Courierzug liegen. Man forschte der Ursache
nach, konnte aber lange Nichts entdecken, was den Fortgang
des Trains gehemmt haben konnte. Tie Locomotive war in
bester Ordnung, gehörig geheizt und gespeist, die Wagen
sämmtlich in den Gleisen, die Achsen gut geschmiert, auf der
Bahn selbst nicht das gcrinste Hinderniß - genug, der Fall
schien unerklärlich. Zum Ueberflnß schritt man zuletzt noch
zur Untersuchung des Innern der Waggons, anfangs eben-
falls vergeblich — da endlich kam die Ursache des Phäno-
mens zu Tage. In einem Cvnpö erster Classe saß nämlich
ein federleichter Engländer, der aber so schwere Cigarren
rauchte, daß cs den Bahnbeamten sofort klar wurde, hier sei
des Räthsels Lösung gefunden.
Immer höflich.
Gespräch ztvischen der dramatischen Künstlerin Fräulein
S. und Frau Rath R.
Frau R.: „Ach, Fräulein S., Sie haben aber gestern
den Orestes in dem neuen Stück wundervoll gespielt, ich muß
Ihnen sagen, daß Sie mir viel besser gefallen haben, als die
Ktytämnestra, Frau H. selbst."
Fräulein S.: „O, ich bitte sehr!"
Frau R.: „Ja, ja, das ist allgemein gesagt worden,
aber mir hat der Schluß von dem Stück nicht gefallen, ich
hatte mir ihn anders gedacht, nämlich: wie Sie da im letzten
Act weggegangen waren, habe ich geglaubt, Sie würden so
freundlich sein, lviedcr zu kommen und dann Ihre Frau Mutter
umbringen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der pünktliche Johann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 725, S. 166
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg