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Die nächste große Oper

Uns Glücklichen versprochen,

Die dauert bloß drei Jahre,

Die Ouvertüre sechs Wochen.
Wem'S nicht zu Sinne geht,

Was sic jetzt scharr'» und singen,
Denk': nicht die Qualität,

Die Menge muß cs bringen.

Hat jetzt ein Stück mißfallen,

So sagt der Dirigent,

Frei zu den Hörern allen:

„Sie sind nicht kompetent;

Und wer beim nächsten Male
Sich nicht fühlt hingerissen,

Der wird von mir zum Saale
Kurzweg hinausgeschmisscn."

Höhere Bedientensprache.

-Der Leibjäger des Herrn Grafen Erlaucht meldet seinem
! Herrn, daß der Herr Domainenrath im Vorzimmer sei und
um eine gnädige Audienz bitte.

„Frag' Er ihn, in welcher Angelegenheit er zu mir
komme," lautet der Bescheid Sr. Erlaucht, worauf der Diener
! verschwindet und bald darauf mit der Meldung wieder in's
| Zimmer tritt:

„Erlaucht, gnädiger Herr Graf, der Herr Domainenrath
will mir die Ursache seines Daseins durchaus nicht angcbcn."

Weiser Spruch des Confucius.

Schimpft nicht die Lumpen! das betrübt
Den Weisen, glaubt cs mir,

Denn wenn cs keine Lumpen gibt,

So gibt's auch kein Papier.

Und gäb' cs endlich kein Papier,

So gäb' cs auch kein Geld
Und so sind doch die Lumpen schier
Am Nützlichsten der Welt.

Zuletzt und schließlich sehen wir,

Wie Eins das And're hält:

Die Lumpen machen das Papier,

Und Lumpen macht das Geld.

Anfang der Solidität.

Tante. „Ich dächte aber, lieber Neffe, Du dürftest nun
Dein lockeres Leben enden. Bedenke doch, Du bist nun vcr-
heitathct!"

Junger Lord. „Ja, liebe Tante, verlaß' Dich daraus,
das war mein letzter dummer Streich."

Neues Papiergeld. 47 I

Bei der Belagerung von Wien kam ein Gemeiner des
Sereczaner Grcnzrcgimcntcs nicht in der besten Absicht in das
Haus eines Schullehrers, dessen Bewohner sich alle geflüchtet
hatten. Voll kühnen Muthes sah sich der Eindringling rings
um in den ihm preisgcgebcnen Stuben und Kammern, konnte !
jedoch zu seinem Acrger nirgends etwas Kostbares und des !
Mitnehmens werthes entdecken. Als er endlich i» der Schub- !
lade eines kleinen Tisches wühlte, verwandelte sich sein über i
das vergebliche Suchen erregter Unwille plötzlich in laute Freude. !

Er hatte nämlich oft schon von einem Gelde gehört, das
in Papier ausgeprägt, so viel gelte, als Gold und Silber, j
obschon er selbst nie ein derartiges besessen hatte. Hier lagen j
nun ganze Päckchen blau, grün, roth und graugefärbtcr Papiere
iirit verschiedenen Arabesken bemalt und mit goldenen odcr
schwarzcn Lettern bedruckt. Was konnte cs anders sein, als
das wegen seiner leichten Unterbringung und vieler andern
Vorthcilc praktikable Papiergeld? —

Entzückt über seinen Fund steckte er den ganzen Vorrath
dieser werthvollcn Päckchen zu sich, verließ das Haus, ohne
sonst etwas anzurühren und eilte spornstreichs in ein nahe
gelegenes Wirthshaus. Obwohl er der Landessprache nicht
mächtig war, so hatte er sich doch bald verständlich gemacht,
und duftender Braten und golden perlender Wein wurde mit
der größten Bereitwilligkeit von dem zitternden Wirthe her- j
beigcbracht. Unser martialischer Held ließ sich's im stolzen

Bewußtsein seiner eben gemachten reichen Beute vortrefflich
schmecken.

Nach geendetem Mahle griff er in die Brusttasche, um
seine Zeche großmüthig zu bezahlen und rief daher den Wirth
herbei, welcher sich, erfreut über die nicht vcrmuthete Zahlung,
mit dem Käppchen in der H'and ganz ehrerbietig näherte.

Der Sereczaner warf eines der erbeuteten Papiere auf
den Tisch, doch kaum hatte der Wirth das neue Papier-
geld erblickt, als er wie vom Blitze getroffen zurücksprang
und, ohne die gebotene Zahlung zu acceptircn, zur Thürc
hinauseilte. Bald jedoch kam er wieder und brachte dem ge-
fürchteten Gaste auf Schüsseln und in Flaschen- das Bcßte,
was Küche und Keller zu bieten hatte.

Der Freibeuter sah mit Erstaunen die vermehrte und verbes-
serte Auflage, hielt «sie jedoch für eine unmittelbare Folge
seiner eben bewiesenen generösen Zahlungsbcreitwilligkcit, und
fing daher muthig wieder von Vorne an, zu essen und zu
trinken, wobei er nur bisweilen wohlgefällig schmunzelnd mit !
der Zunge schnalzte.

Als er jedoch auch diese zweite Mahlzeit tapfer vertilgt
hatte, wollte auch er a» Großmuth nicht nachstehen, griff aber- !
mals in seine Vrusttaschc, und warf ein zweites, dicßmal
rothcs Papier auf den Tisch, bei dessen Erblicken der mit
Bangen harrende Wirth etwas freier aufzuathmcn wagte und
froh war, so leichten Kaufes davongekommen zu sein, während
unser Held mit dem Säbel klirrend stolz die Wirthsstube verließ.

Die großmüthige Zahlung des Rothmantels bestand in
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