I o Bcstcllungc» werben in allen Buch- und Kunst- w M a Erscheinen wöchentlich ein Mal. SubserixtionS- V V VI v
• Handlungen, sowie von allen Postämtern und preis für den Band von 26Nummern 3 st. 54 kr. •‘»AAI.
ZeitunASerpediNonen angenommen. oder 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Sgr.
Die letzte Nacht eines Berurtheilten.
Von Alerander BalLzs. Aus dem Ungarischen übersetzt von Zajzoni.
Am 28. Dezember 1858 erhielt ich von Dlivier einen
Brief folgenden Inhaltes:
„Mein lieber Alerander!
Der verhängnißvolle Augenblick ist gekommen. Morgen
wird Alles geschehen. Tu hast mir einst versprochen — ich
habe ein gutes Gedächtnis', — ich könnte in den entscheidenden
Augenblicken meines Lebens stets aus Deine Freundschaft rech-
nen. Der entscheidendste, der kritischste Augenblick ist da, und
ich erinnere Dich an die Erfüllung Deines Versprechens. Komm
heute zum Nachtmahle zu mir, wir wollen den Abend, die
Nacht . . . die letzte Nacht . . . mit einander zubringen.
Verstehst Du, was das ist, mein Alerander, die letzte Nacht,
morgen . . . morgen ... ich rechne aus Dein Herz und er-
warte Dich für jeden Fallt"
Ich war den ganzen Tag mit Geschäften überhäuft, die
sich nicht verschieben ließen, doch Punkt acht Uhr war ich in
seiner Wohnung. »
Ich fand ihn mit ruhigem, ich möchte sagen gleichgiltigem
Gesichte vor dem Kamine sitzend.
Trotz aller Gleichgiltigkeit mußte er doch tief in Gedanken
versunken gewesen sein, denn er bemerkte meine Anwesenheit
erst dann, als ich einige Schritte in seinem Zimmer gemacht hatte.
Er sprang mit einiger Verlegenheit auf, reichte mir die
Hand und bemühte sich zu lächeln.
Doch welch' trauriges Lächeln war dies! Mein Herz war
von einer lebhafteren Theilnahme ergriffen, wie wenn ich ihn
unter Thränen gefunden hätte.
„Ich habe auf Dich gewartet. Warum kömmst Du so
spät?" fragte er mit seiner melancholisch klingenden Stimme,
die zu seinem kummervollen, blassen Gesichte so sehr paßte,
und die das Herz eines Jeden, der sie einmal gehört, für sich
gewinnen konnte.
Ich brachte ihm meine Entschuldigungen vor und bediente
mich dann des Lehnsessels, der mir vor dem Kamine zur Ver-
fügung stand.
Es trat eine lange Pause ein. Jeder von uns schwieg;
nur das Knistern des Feuers unterbrach die Stille.
„Ich danke Dir," — sagte er endlich, — „daß Du
Dein Verspreche» gehalten. Du bist mein bester, ich möchte
sagen, mein einziger Freund. Ich bin glücklich, weil ich die
letzte Nacht mit Dir zubringen kann!"
1»
• Handlungen, sowie von allen Postämtern und preis für den Band von 26Nummern 3 st. 54 kr. •‘»AAI.
ZeitunASerpediNonen angenommen. oder 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Sgr.
Die letzte Nacht eines Berurtheilten.
Von Alerander BalLzs. Aus dem Ungarischen übersetzt von Zajzoni.
Am 28. Dezember 1858 erhielt ich von Dlivier einen
Brief folgenden Inhaltes:
„Mein lieber Alerander!
Der verhängnißvolle Augenblick ist gekommen. Morgen
wird Alles geschehen. Tu hast mir einst versprochen — ich
habe ein gutes Gedächtnis', — ich könnte in den entscheidenden
Augenblicken meines Lebens stets aus Deine Freundschaft rech-
nen. Der entscheidendste, der kritischste Augenblick ist da, und
ich erinnere Dich an die Erfüllung Deines Versprechens. Komm
heute zum Nachtmahle zu mir, wir wollen den Abend, die
Nacht . . . die letzte Nacht . . . mit einander zubringen.
Verstehst Du, was das ist, mein Alerander, die letzte Nacht,
morgen . . . morgen ... ich rechne aus Dein Herz und er-
warte Dich für jeden Fallt"
Ich war den ganzen Tag mit Geschäften überhäuft, die
sich nicht verschieben ließen, doch Punkt acht Uhr war ich in
seiner Wohnung. »
Ich fand ihn mit ruhigem, ich möchte sagen gleichgiltigem
Gesichte vor dem Kamine sitzend.
Trotz aller Gleichgiltigkeit mußte er doch tief in Gedanken
versunken gewesen sein, denn er bemerkte meine Anwesenheit
erst dann, als ich einige Schritte in seinem Zimmer gemacht hatte.
Er sprang mit einiger Verlegenheit auf, reichte mir die
Hand und bemühte sich zu lächeln.
Doch welch' trauriges Lächeln war dies! Mein Herz war
von einer lebhafteren Theilnahme ergriffen, wie wenn ich ihn
unter Thränen gefunden hätte.
„Ich habe auf Dich gewartet. Warum kömmst Du so
spät?" fragte er mit seiner melancholisch klingenden Stimme,
die zu seinem kummervollen, blassen Gesichte so sehr paßte,
und die das Herz eines Jeden, der sie einmal gehört, für sich
gewinnen konnte.
Ich brachte ihm meine Entschuldigungen vor und bediente
mich dann des Lehnsessels, der mir vor dem Kamine zur Ver-
fügung stand.
Es trat eine lange Pause ein. Jeder von uns schwieg;
nur das Knistern des Feuers unterbrach die Stille.
„Ich danke Dir," — sagte er endlich, — „daß Du
Dein Verspreche» gehalten. Du bist mein bester, ich möchte
sagen, mein einziger Freund. Ich bin glücklich, weil ich die
letzte Nacht mit Dir zubringen kann!"
1»
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die letzte Nacht eines Verurtheilten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)